Historische Berufe - Handwerksbräuche

Alte Handwerksbräuche

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BezeichnungErklärung
Gesellenbrot reichenBrauch, der das Hobeln der Seilergesellen abschloss. Die "Knechte" banden dem jungen Gesellen einen aus Hanf gewundenen Zopf in die Haare und hängten ihm einen Korb auf den Rücken. Dann schickten sie den Burschen mit einer Laterne in der Hand "das Gesellenbrot suchen". Inzwischen befragte der Altgeselle die Runde, ob jemand etwas gegen den Kandidaten vorzubringen habe. War das nicht der Fall, so holte man das versteckte Brot hervor, rief den Suchenden zurück und reichte es ihm mit Salz zum Verzehr. Diese Zeremonie galt als äusseres Zeichen der vollzogenen Aufnahme in die Brüderschaft.
Gesinnender bei Handwerkern in Westfalen übliche Ausdruck für das Muten.
Gesundheitstrinkeneine früher auf den hygienischen Schutz des Trinkenden bedachte Art des Zutrinkens. Ein alter Brauch schrieb vor, Krüge mit Deckel zu verwenden, wenn man sich gegenseitig gute Gesundheit zutrinken wollte. Im 18. Jahrhundert kommentierte ein Chronist den Brauch in der Weise, dass ihn die Handwerker als vornehm ansähen, weil es "grosse Herren" auch so machten - indessen geschähe das bei den Herren ja nur, damit niemand etwas Giftiges in das Getränk werfe.
Gewiss-Groschen auflegenein Brauch, um sich im Streitfall Zeugen zu sichern. Brach unter Handwerksgesellen ein Streit aus und ging es einem der Streitenden darum, sich Zeugen zu sichern, so warf er ein Stück Geld - den Gewiss-Groschen - auf den Tisch und versetzte danach dem Kontrahenten eine Ohrfeige, das Signal für besondere Aufmerksamkeit der Anwesenden. Nahmen diese den Gewiss-Groschen auf und verzechten ihn, so war damit ihre Bereitschaft erklärt, Zeugnis vor jedermann abzulegen.
Gewissensfragedie bei den Buchbindern auf die Umfrage folgende Erkundigung, ob alle Versammelten das Examen abgelegt haben und zu guten Gesellen gemacht worden sind. Nicht examinierte Gesellen hatten die Gewissensfrage weitergehen zu lassen. Daraufhin waren sie nach der Ursache zu befragen, und nach der Antwort folgte die Frage, ob und wann sie sich examinieren lassen wollen.
Glockenstundeunter den Schmieden üblicher Ausdruck für den Zeitpunkt des Bieranzapfens in der Herberge. Meist durfte nicht vor 8 oder 9 Uhr abends "der Gesellen Bier angezapft" werden. Dazu stellte sich der Örtengeselle in der Auflage vor die geöffnete Lade und rief: "Nun, ihr Burschen, begehrt ihr auch Glockenstunde?" Worauf die Versammlung zu antworten hatte: "Glockenstunde die allerbeste!"
Glück in das FeldAusspruch für den Wandergesellen, mit dem ihm mitgeteilt wurde, dass für ihn am Ort keine Aussicht auf Arbeit besteht. War ein wandernder Handwerksgeselle in der Herberge angekommen, so verständigte man üblicherweise den Altgesellen, der sich dann nach einer Beschäftigung für den Fremden umschaute. Hatte er Erfolg, so drückte er das mit der formelhaften Wendung "Glück in der Werkstatt" aus, bei Misserfolg mit "Glück in das Feld" als Signal zum Weiterwandern.
Grosses Glückder Vorzug, nach entsprechender Auszählung einen Krug unentgeltlich und ganz allein leeren zu dürfen; ein unter den Seilern Norddeutschlands verbreiteter Brauch. Der Altgeselle würfelte in der Auflage mit dem Rörken (s. Würfeln) das Grosse Glück aus: Nach den gewürfelten Augen ermittelte man dann durch Abzählen in vorbestimmter Richtung den "Gewinner".
Grusseine je nach Handwerksart spezifische Folge von Formulierungen, mit der man sich auf der Herberge oder auch schon am Stadttor (um sich das Zeichen holen zu lassen) als Angehöriger einer bestimmten Profession auswies. Beim Lossprechen hatte der Geselle bereits hoch und heilig zu geloben, bei der Seligkeit seiner Seele das Geheimnis des Grusses nicht zu offenbaren. Weil es dabei nicht nur um den Gruss im Sinne des einfachen Begrüssens ging, sondern die Beherrschung der gesamten Handwerkersprache demonstriert werden musste, hatten manche nicht ganz so helle Burschen ihre liebe Not, alles ordentlich vorzubringen. Rücksichtsvoll erliess deshalb zum Beispiel die Stadt Zürich ein Verbot, Gesellen zurückzuweisen, die bei der Arbeitssuche "den gruss nit recht ableggen" können.
Grüner Montagin thüringischen Städten ein Fest, das auf die Wahl der Erfurter Ratsmeister aus den Reihen der sogenannten fünf grossen Handwerke (Fleischhauer, Gerber, Kürschner, Schmiede, Tuchmacher) zurückgeht. Nach und nach feierten auch andere Handwerker den grünen Montag, am häufigsten solche, die "geschlagene Arbeit" fertigten, also viel mit dem Hammer arbeiteten. Der Name des Festes leitet sich von der Gewohnheit her, die Werkstätten oder die Läden aus diesem Anlass mit grünen Zweigen zu schmücken.
guter WilleBezeichnung für die Zusammenkunft der Kupferschmiede zur Begrüssung eines zugewanderten Gesellen, des Rummel(s)manns. Der Gute Wille hielt die Gesellen bis weit nach Mitternacht oder so lange zusammen, wie "der Groschen unter dem Teller liegt" - das Bedecken eines Geldstücks mit einem Zinnteller oder einem Tuch durch den Örtengesellen eröffnete die Begrüssungszeremonie.
Gänsereissenbei diesem mit dem Fischerstechen verwandten Brauch der Schiffer ging es darum, vom schwankenden Boot aus einer Gans den Kopf abzureissen. An einem quer über das Gewässer gespannten Seil waren drei Gänse mit dem Kopf nach unten angebunden. Als Belohnung für jeden erfolgreichen Versuch winkte ein Tanz mit dem schönsten Fischermädchen, den die Burschen sogleich am Ufer ausführen durften.
Hammergebotvom Obermeister oder Örtengesellen mit Hammerschlag erlassenes Ruhegebot, worauf die Lade herbeigeholt oder ihr Deckel geöffnet wurde. Das als Hammer ausgeformte Gerät, das sowohl der Meister als auch die Gesellen benutzten, war aus Holz oder Metall gefertigt, mitunter sogar aus Edelmetall (Silber).
Handschenk macheneine besondere Art der Begrüssung unter den Steinmetzen. Ohne Worte zu verlieren, signalisierten sie einander damit die Zugehörigkeit zu ihrem Beruf. Beim Handreichen drückte jeder der beiden Steinmetzen rasch zweimal hintereinander den ersten Knöchel des fremden Zeigefingers. Man hatte mit dem Daumen zu drücken, und zwar beim ersten Mal auf "einfache Weise", nach kurzer Pause dann nochmals, nun allerdings ein wenig mehr und länger.
Gegenüber dem Meister allerdings, bei der Arbeitsaufnahme, hatten die Steinmetzen nicht Handschenk zu machen, sondern auf sprachliche Nuancen zu achten. Der Geselle grüsste von seinem vorhergehenden Meister, und je nach des Meisters Heimatland gebrauchte er dabei die Wörtchen "von" "in" oder "zu". Kam er aus Deutschland, so entbot er zum Beispiel den Gruss des Meisters X von Leipzig, aus Österreich aber den Gruss des Meisters X in Wien, und aus der Schweiz den Gruss des Meisters X zu Bern.
Handwerken auf grüner Heideunter ausserordentlichen Umständen auf einem Gelände vor der Stadt durchgeführte Zusammenkunft der Handwerksgesellen. Ein Herbergsvater konnte beispielsweise in Verruf kommen, von dem Freibier der Gesellen etwas unterschlagen zu haben. Falls er eine dafür auferlegte Geldstrafe nicht beglich oder sich eines weiteren Vergehens schuldig machte, handwerkten, das heisst versammelten sich die Gesellen kurzerhand zunächst draussen vor der Stadt. An einem geeigneten Platz steckten sie einen Pfahl in den Boden und zogen einen Kreis darum, der das Versammlungszimmer symbolisierte. Besonders beauftragte Gesellen hatten darüber zu wachen, dass sich kein Unbefugter näherte. Erforderlichenfalls wurden auch Massnahmen beraten, wohin und wie die Herberge zu verlegen wäre.
Haushebungeine Variante des Richtfestes, bei der ein Holznagel eine besondere Rolle spielte, den man symbolisch in den Dachstuhl des neu errichteten Hauses einschlug. Zuvor hatte einer der Bauhandwerker den Nagelkopf mit einem Schnitzmesser ausgeformt, beispielsweise mit einem Männergesicht versehen. Geschmückt mit Blumen und bunten Bändern überreichte dann der Altgeselle den Holznagel feierlich dem Bauherrn, der zu entscheiden hatte, in welchen Balken der Nagel eingeschlagen werden sollte. Die Haushebung endete mit einem gemeinsamen Schmaus.
Herberge beziehenFestlichkeit anlässlich der erstmaligen Nutzung einer Herberge und ihrer Inbesitznahme durch eine Handwerkerzunft als Versammlungslokal und Übernachtungsort für fremde Gesellen. Meist formierte sich ein Festtzug, oft mit eigens dafür bestellten Tänzern oder Harlekins, die mit Sprüngen und mancherlei Spässen dem Umzug ein buntes Gepräge geben sollten. Sofern schon "aufgerichtet", das heisst vorhanden, führten die Gesellen auch einen grossen Trinkpokal, den Willkomm, mit, bestimmt für alle künftigen zeremoniellen Handlungen (so beim Gesellenmachen).
Herberge verlegenFestlichkeit anlässlich des "Umzuges" einer Herberge, d. h. ihrer Verlegung in ein anderes Gebäude. Meist wurde dafür ein feierlicher, prozessionsartiger Umzug veranstaltet, dem man die Lade, den Willkomm und die Tischzeichen vorantrug. In der neuen Herberge hängten die Gesellen die Zeichen dann "unter Trompeten-Schall" auf.
Herberge vorbeischickenvorgeschriebene Formuierung für den Fall, dass man einem Gesellen die Umschau nach Arbeit verweigerte. Das kam zuweilen vor, vor allem bei Gesellen, denen Bündel und Gruss versagt worden waren. Die Weigerung hatte der Altgeselle auszusprechen, also zu sagen, das ehrbare Handwerk müsse dem Gesellen die Herberge vorbeischicken. Im positiven Fall wurde dem fremden Gesellen mitgeteilt, nunmehr können man ihm "die Herberge umtragen".
Hobelnder bei den Tischlern, Zimmerleuten, Glasern, Seilern und Spenglern übliche Ausdruck für das Schleifen. Für den erstgenannten Handwerkszweig ist der Begriff insofern hervorhebenswert, als hier ähnlich wie bei den Buchdruckern und Buchbindern zwar auch eine besondere Bezeichnung für nichtgehobelte Gesellen üblich war, aber kein Cornutengeld verlangt wurde. Vor dem Hobeln nannte man die jungen Tischler Kuhschwanz oder Kuhschüssel.
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Quelle: Alte Handwerksbräuche, Verlag die Wirtschaft 1990, ISBN 3-349-00591-8


Letzte Änderung: 26.12.01 (UG)
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