Historische Berufe - Handwerksbräuche

Alte Handwerksbräuche

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17 ausgewählte Einträge:

BezeichnungErklärung
Garten haltenBezeichnung der Schuhmachergesellen in der Schweiz für die Auflage in der Sommerzeit. Im Winter dagegen hielten sie eine Stube.
Gautschenauf das Deponieren und Postulieren gegen Ende des 18. Jahrhunderts folgender neuer Schabernack zum Gesellenmachen der Buchdrucker. Beim Gautschen spielt Wasser eine bedeutende Rolle. Der bisherige Lehrjunge wird auf einen nassen Schwamm gesetzt und muss sich dabei allerlei Sprüche gefallen lassen, bis man ihn schliesslich als Höhepunkt des Vorgangs in ein wassergefülltes Behältnis - ein Fass, einen Trog - taucht.
Geleitsbatzen gebeneine spezielle Bezeichnung für das Geschenk erhalten bei Zinngiessergesellen; Verabreichen eines kleinen Zehrgeldes auf den Weg, das die Gesellen nach erfolgter Ausschänke aber nur dann erhielten, wenn ihre Umschau nach Arbeit erfolglos geblieben war.
Gerdedas allgemein verbindliche Essen und Trinken (auch "rechte" Gerde) im Anschluss an das Meisteressen bei den Schumachern. Der Brauch verbreitete sich seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, war aber hier im Unterschied zu fast allen anderen Gewerken von Anfang an noch mit einer zweiten Mahlzeit, dem Eingang, gekoppelt.
Geschenk erhaltenanfangs nur das Verabreichen eines Ehrentrunks an einen fremden Gesellen in der Zunftstube, später dann eine Art Reiseunterstützung für die Wanderschaft, wobei es üblich wurde, je nach Profession zwischen geschenkten und ungeschenkten Handwerken zu unterscheiden. Während bei den erstgenannten eine Art Rechtsanspruch auf das Geschenk bestand, musste die jeweilige Zunft eines ungeschenkten Handwerks den Gesellen nicht unbedingt die Unterstützung gewähren; dennoch kam es auch hier nicht selten zum Geschenk (s. auch Abstrafen).
Gesellenbrot reichenBrauch, der das Hobeln der Seilergesellen abschloss. Die "Knechte" banden dem jungen Gesellen einen aus Hanf gewundenen Zopf in die Haare und hängten ihm einen Korb auf den Rücken. Dann schickten sie den Burschen mit einer Laterne in der Hand "das Gesellenbrot suchen". Inzwischen befragte der Altgeselle die Runde, ob jemand etwas gegen den Kandidaten vorzubringen habe. War das nicht der Fall, so holte man das versteckte Brot hervor, rief den Suchenden zurück und reichte es ihm mit Salz zum Verzehr. Diese Zeremonie galt als äusseres Zeichen der vollzogenen Aufnahme in die Brüderschaft.
Gesinnender bei Handwerkern in Westfalen übliche Ausdruck für das Muten.
Gesundheitstrinkeneine früher auf den hygienischen Schutz des Trinkenden bedachte Art des Zutrinkens. Ein alter Brauch schrieb vor, Krüge mit Deckel zu verwenden, wenn man sich gegenseitig gute Gesundheit zutrinken wollte. Im 18. Jahrhundert kommentierte ein Chronist den Brauch in der Weise, dass ihn die Handwerker als vornehm ansähen, weil es "grosse Herren" auch so machten - indessen geschähe das bei den Herren ja nur, damit niemand etwas Giftiges in das Getränk werfe.
Gewiss-Groschen auflegenein Brauch, um sich im Streitfall Zeugen zu sichern. Brach unter Handwerksgesellen ein Streit aus und ging es einem der Streitenden darum, sich Zeugen zu sichern, so warf er ein Stück Geld - den Gewiss-Groschen - auf den Tisch und versetzte danach dem Kontrahenten eine Ohrfeige, das Signal für besondere Aufmerksamkeit der Anwesenden. Nahmen diese den Gewiss-Groschen auf und verzechten ihn, so war damit ihre Bereitschaft erklärt, Zeugnis vor jedermann abzulegen.
Gewissensfragedie bei den Buchbindern auf die Umfrage folgende Erkundigung, ob alle Versammelten das Examen abgelegt haben und zu guten Gesellen gemacht worden sind. Nicht examinierte Gesellen hatten die Gewissensfrage weitergehen zu lassen. Daraufhin waren sie nach der Ursache zu befragen, und nach der Antwort folgte die Frage, ob und wann sie sich examinieren lassen wollen.
Glockenstundeunter den Schmieden üblicher Ausdruck für den Zeitpunkt des Bieranzapfens in der Herberge. Meist durfte nicht vor 8 oder 9 Uhr abends "der Gesellen Bier angezapft" werden. Dazu stellte sich der Örtengeselle in der Auflage vor die geöffnete Lade und rief: "Nun, ihr Burschen, begehrt ihr auch Glockenstunde?" Worauf die Versammlung zu antworten hatte: "Glockenstunde die allerbeste!"
Glück in das FeldAusspruch für den Wandergesellen, mit dem ihm mitgeteilt wurde, dass für ihn am Ort keine Aussicht auf Arbeit besteht. War ein wandernder Handwerksgeselle in der Herberge angekommen, so verständigte man üblicherweise den Altgesellen, der sich dann nach einer Beschäftigung für den Fremden umschaute. Hatte er Erfolg, so drückte er das mit der formelhaften Wendung "Glück in der Werkstatt" aus, bei Misserfolg mit "Glück in das Feld" als Signal zum Weiterwandern.
Grosses Glückder Vorzug, nach entsprechender Auszählung einen Krug unentgeltlich und ganz allein leeren zu dürfen; ein unter den Seilern Norddeutschlands verbreiteter Brauch. Der Altgeselle würfelte in der Auflage mit dem Rörken (s. Würfeln) das Grosse Glück aus: Nach den gewürfelten Augen ermittelte man dann durch Abzählen in vorbestimmter Richtung den "Gewinner".
Grusseine je nach Handwerksart spezifische Folge von Formulierungen, mit der man sich auf der Herberge oder auch schon am Stadttor (um sich das Zeichen holen zu lassen) als Angehöriger einer bestimmten Profession auswies. Beim Lossprechen hatte der Geselle bereits hoch und heilig zu geloben, bei der Seligkeit seiner Seele das Geheimnis des Grusses nicht zu offenbaren. Weil es dabei nicht nur um den Gruss im Sinne des einfachen Begrüssens ging, sondern die Beherrschung der gesamten Handwerkersprache demonstriert werden musste, hatten manche nicht ganz so helle Burschen ihre liebe Not, alles ordentlich vorzubringen. Rücksichtsvoll erliess deshalb zum Beispiel die Stadt Zürich ein Verbot, Gesellen zurückzuweisen, die bei der Arbeitssuche "den gruss nit recht ableggen" können.
Grüner Montagin thüringischen Städten ein Fest, das auf die Wahl der Erfurter Ratsmeister aus den Reihen der sogenannten fünf grossen Handwerke (Fleischhauer, Gerber, Kürschner, Schmiede, Tuchmacher) zurückgeht. Nach und nach feierten auch andere Handwerker den grünen Montag, am häufigsten solche, die "geschlagene Arbeit" fertigten, also viel mit dem Hammer arbeiteten. Der Name des Festes leitet sich von der Gewohnheit her, die Werkstätten oder die Läden aus diesem Anlass mit grünen Zweigen zu schmücken.
guter WilleBezeichnung für die Zusammenkunft der Kupferschmiede zur Begrüssung eines zugewanderten Gesellen, des Rummel(s)manns. Der Gute Wille hielt die Gesellen bis weit nach Mitternacht oder so lange zusammen, wie "der Groschen unter dem Teller liegt" - das Bedecken eines Geldstücks mit einem Zinnteller oder einem Tuch durch den Örtengesellen eröffnete die Begrüssungszeremonie.
Gänsereissenbei diesem mit dem Fischerstechen verwandten Brauch der Schiffer ging es darum, vom schwankenden Boot aus einer Gans den Kopf abzureissen. An einem quer über das Gewässer gespannten Seil waren drei Gänse mit dem Kopf nach unten angebunden. Als Belohnung für jeden erfolgreichen Versuch winkte ein Tanz mit dem schönsten Fischermädchen, den die Burschen sogleich am Ufer ausführen durften.

Quelle: Alte Handwerksbräuche, Verlag die Wirtschaft 1990, ISBN 3-349-00591-8


Letzte Änderung: 26.12.01 (UG)
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