Historische Berufe - Handwerksbräuche

Alte Handwerksbräuche

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BezeichnungErklärung
Hammergebotvom Obermeister oder Örtengesellen mit Hammerschlag erlassenes Ruhegebot, worauf die Lade herbeigeholt oder ihr Deckel geöffnet wurde. Das als Hammer ausgeformte Gerät, das sowohl der Meister als auch die Gesellen benutzten, war aus Holz oder Metall gefertigt, mitunter sogar aus Edelmetall (Silber).
Handschenk macheneine besondere Art der Begrüssung unter den Steinmetzen. Ohne Worte zu verlieren, signalisierten sie einander damit die Zugehörigkeit zu ihrem Beruf. Beim Handreichen drückte jeder der beiden Steinmetzen rasch zweimal hintereinander den ersten Knöchel des fremden Zeigefingers. Man hatte mit dem Daumen zu drücken, und zwar beim ersten Mal auf "einfache Weise", nach kurzer Pause dann nochmals, nun allerdings ein wenig mehr und länger.
Gegenüber dem Meister allerdings, bei der Arbeitsaufnahme, hatten die Steinmetzen nicht Handschenk zu machen, sondern auf sprachliche Nuancen zu achten. Der Geselle grüsste von seinem vorhergehenden Meister, und je nach des Meisters Heimatland gebrauchte er dabei die Wörtchen "von" "in" oder "zu". Kam er aus Deutschland, so entbot er zum Beispiel den Gruss des Meisters X von Leipzig, aus Österreich aber den Gruss des Meisters X in Wien, und aus der Schweiz den Gruss des Meisters X zu Bern.
Handwerken auf grüner Heideunter ausserordentlichen Umständen auf einem Gelände vor der Stadt durchgeführte Zusammenkunft der Handwerksgesellen. Ein Herbergsvater konnte beispielsweise in Verruf kommen, von dem Freibier der Gesellen etwas unterschlagen zu haben. Falls er eine dafür auferlegte Geldstrafe nicht beglich oder sich eines weiteren Vergehens schuldig machte, handwerkten, das heisst versammelten sich die Gesellen kurzerhand zunächst draussen vor der Stadt. An einem geeigneten Platz steckten sie einen Pfahl in den Boden und zogen einen Kreis darum, der das Versammlungszimmer symbolisierte. Besonders beauftragte Gesellen hatten darüber zu wachen, dass sich kein Unbefugter näherte. Erforderlichenfalls wurden auch Massnahmen beraten, wohin und wie die Herberge zu verlegen wäre.
Haushebungeine Variante des Richtfestes, bei der ein Holznagel eine besondere Rolle spielte, den man symbolisch in den Dachstuhl des neu errichteten Hauses einschlug. Zuvor hatte einer der Bauhandwerker den Nagelkopf mit einem Schnitzmesser ausgeformt, beispielsweise mit einem Männergesicht versehen. Geschmückt mit Blumen und bunten Bändern überreichte dann der Altgeselle den Holznagel feierlich dem Bauherrn, der zu entscheiden hatte, in welchen Balken der Nagel eingeschlagen werden sollte. Die Haushebung endete mit einem gemeinsamen Schmaus.
Herberge beziehenFestlichkeit anlässlich der erstmaligen Nutzung einer Herberge und ihrer Inbesitznahme durch eine Handwerkerzunft als Versammlungslokal und Übernachtungsort für fremde Gesellen. Meist formierte sich ein Festtzug, oft mit eigens dafür bestellten Tänzern oder Harlekins, die mit Sprüngen und mancherlei Spässen dem Umzug ein buntes Gepräge geben sollten. Sofern schon "aufgerichtet", das heisst vorhanden, führten die Gesellen auch einen grossen Trinkpokal, den Willkomm, mit, bestimmt für alle künftigen zeremoniellen Handlungen (so beim Gesellenmachen).
Herberge verlegenFestlichkeit anlässlich des "Umzuges" einer Herberge, d. h. ihrer Verlegung in ein anderes Gebäude. Meist wurde dafür ein feierlicher, prozessionsartiger Umzug veranstaltet, dem man die Lade, den Willkomm und die Tischzeichen vorantrug. In der neuen Herberge hängten die Gesellen die Zeichen dann "unter Trompeten-Schall" auf.
Herberge vorbeischickenvorgeschriebene Formuierung für den Fall, dass man einem Gesellen die Umschau nach Arbeit verweigerte. Das kam zuweilen vor, vor allem bei Gesellen, denen Bündel und Gruss versagt worden waren. Die Weigerung hatte der Altgeselle auszusprechen, also zu sagen, das ehrbare Handwerk müsse dem Gesellen die Herberge vorbeischicken. Im positiven Fall wurde dem fremden Gesellen mitgeteilt, nunmehr können man ihm "die Herberge umtragen".
Hobelnder bei den Tischlern, Zimmerleuten, Glasern, Seilern und Spenglern übliche Ausdruck für das Schleifen. Für den erstgenannten Handwerkszweig ist der Begriff insofern hervorhebenswert, als hier ähnlich wie bei den Buchdruckern und Buchbindern zwar auch eine besondere Bezeichnung für nichtgehobelte Gesellen üblich war, aber kein Cornutengeld verlangt wurde. Vor dem Hobeln nannte man die jungen Tischler Kuhschwanz oder Kuhschüssel.
Hänselnursprüngliche Bezeichnung für die Examensfragen, die man in Verbindung mit dem Schleifen stellte und die so beschaffen waren, dass der junge Geselle darauf zumeist keine befriedigende Antwort geben konnte. Später glich sich Hänseln in der Bedeutung dem Schleifen an.
Högeeine bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts von Brauern und Schneidern begangene Lustbarkeit, deren Bezeichnung auf den in Norddeutschland hier und da gebrauchten Ausdruck "högen" für "sich vergnügen" zurückgeht. Glanzpunkt der Höge war ein Umzug, in dem alles erdenkliche Trinkgerät mitgeführt und natürlich auch benutzt wurde. Gewöhnlich schritten an der Spitze des Festumzuges die angesehensten Handwerker (die "Vorsprachen"), denen Junggesellen oder auch Lehrjungen die schönsten Trinkpokale des Gewerks nachtrugen und dafür sorgten, dass sie stets gefüllt waren.

Quelle: Alte Handwerksbräuche, Verlag die Wirtschaft 1990, ISBN 3-349-00591-8


Letzte Änderung: 26.12.01 (UG)
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