Historische Berufe - Handwerksbräuche

Alte Handwerksbräuche

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13 ausgewählte Einträge:

BezeichnungErklärung
Lademeist in sehr reicher Ausstattung gefertigtes Behältnis praktisch aller Handwerkszünfte zur Aufbewahrung wichtiger Dokumente, zum Beispiel des Handwerksstatuts oder des Lehrjungen-, Gesellen- und Meisterbuches. Jede offizielle Begebenheit begann mit dem förmlichen Öffnen der Lade. Der berechtigte Meister klappte ihren Deckel auf und liess die Lade für die Dauer des jeweiligen Vorgangs geöffnet. Was in dieser Zeit gesprochen wurde, hatte besonderes Gewicht und erlangte durch die geöffnete Lade Gültigkeit. Bei schriftlich festgehaltenen Ereignissen findet sich fast immer der Hinweis, die Sache sei vor offener Lade besprochen und vereinbart worden.
Lade schliessenallgemein das Zeichen für die Beendigung eines offiziellen Vorgangs (s. Lade). Es war aber auch verbreiteter Brauch, durch vorzeitiges Schliessen der Lade während einer noch anhaltenden Begebenheit dem einen oder anderen mehr Redefreiheit zu schaffen. War etwa jemand drauf und dran, seinem Zorn besonderen Ausdruck zu verleihen (zu sprechen, "wie ihm der Schnabel gewachsen"), oder steigerte er sich in eine vor Groll und Formfehlern strotzende Rede, dann konnte ein besorgter Freund einfach den Deckel zustossen. Das war zwar auch strafbar, aber vergleichsweise harmloser als die Äusserung böser Worte vor offener Lade. Von den Webern, insbesondere in Böhmen, ist bekannt, dass sie dem Örtengesellen durch Einwerfen eines Geldstücks in die Lade oder auch durch Überwerfen eines Kleidungsstücks in solchen Fällen signalisierten, er möge rasch den Deckel schliessen.
Ladestockkunstvoll gearbeiteter Stab aus Holz, gelegentlich auch aus Zinn, den der Bote bei der Einladung der Meister für eine Zusammenkunft mit sich führte. Dieser Bote, der jüngste Meister oder der Örtengeselle, ging von Werkstatt zu Werkstatt und gab Tag sowie Uhrzeit der Morgensprache bekannt. Verfügte die Zunft nicht über eine eigene Herberge, so hing der Ladestock oft im Versammlungsraum über dem Tisch und kennzeichnete als Tischzeichen das Domizil der Meister.
Lageursprüngliche Bezeichnung für die Beiträge, die von den Meistern pflichtgemäss zu den Quartalstagen zu entrichten waren. Der für einen bestimmten Zeitraum im voraus gemeinsam festgelegte Betrag der Lage diente für die Unterstützung Kranker, die Erhaltung der Herberge, für die Sicherung des Geschenks und natürlich auch für Bier und Wein. Aus letzterem Umstand entwickelte sich der heute verbreitete Inhalt des Begriffs "eine Lage geben": das freiwillige (oder pflichtgemäss-gebräuchliche) Spendieren von Getränken.
Ledigschelteneine letzte Maulschelle für den angehenden Gesellen als Symbol dafür, dass dieser nunmehr aus der Obhut des Meisters entlassen ist. Am Ledigschelten nahmen gewöhnlich alle Angehörigen der Werkstatt teil. Mancher Meister machte sich erst dann auf den Weg, einen ausgelernten Lehrjungen zum Lossprechen vor der Zunft anzumelden, wenn er diesen ausdrücklich ledig gescholten hatte.
Legen des Handwerkseine im Vergleich zum Schelten für den Meister viel empfindlichere Strafe. Während ein gescholtener Meister sogar noch für zwei Wochen einen fremden Gesellen beschäftigen durfte (wobei der Geselle nicht unbedingt etwas von der Schelte erfahren musste), durfte der Meister nunmehr selbst nicht mehr im Handwerk tätig sein.
Leiterstechenvon den Wagnern (zu deren Aufgaben auch die Fertigung von Leitern gehörte) vor allem im 16. und 17. Jahrhundert durchgeführte turnierartige Veranstaltung mit auf Räder montierten Leitern. Geschützt mit einem Strohhelm und einem Schild aus Stroh standen sich zwei Parteien gegenüber, die versuchten, einen jeweils auf der Leiter befindlichen Gesellen herunterzustossen. Wer den Sieg errang, durfte eine Auszeichnung erwarten, beispielsweise einen Zinnbecher für den Gesellen oder einige Kannen Wein für die gesamte Mannschaft.
Licht versäumenAusdruck für das verspätete Erscheinen zu Versammlungen. Zu deren Beginn zündete man häufig ein Wachslicht an, in schlechten Zeiten auch nur eine Kerze aus Unschlitt (Talg), und stelle diesen Leuchtkörper auf einen Zinnteller. Der Lichtschein hatte nicht nur die Gewichtigkeit bestimmter Vorgänge zu unterstreichen, sondern die herunterbrennende Kerze galt auch als Zeitmass. Die erst nach ihrem Verlöschen erschienen, hatten das Licht versäumt und mussten mit Strafe oder Tadel rechnen.
Lichtbratenauch Lichtgans; eine kleine Feier anlässlich des Beginns der Arbeit bei künstlichem Licht, gewöhnlich an Michaelis (29. September). Freilich versprachen die Bezeichnungen mehr als die Feier hielt, denn zumeist war es mit einem Schluck Bier oder Wein und einem bescheidenen Imbiss getan. Gäste wurden dazu grundsätzlich nicht eingeladen.
Lieselein grösseres Trinkgefäss, das ein neuer Steinmetzgeselle vor der Aufnahme in die Werkstatt auf rechte Art zu leeren hatte. Dabei musste er die Liesel nicht nur auf einen Zug austrinken und währenddessen unentwegt den Vorgesetzten anschauen, sondern er durfte den Henkel nur mit Zeige- und Mittelfinger umfassen. Unterlief ihm eine Regelwidrigkeit, war eine Strafrunde fällig.
Lossprechender offizielle Abschluss der Lehrlingszeit, auch als Freisprechen oder Ledigschelten bezeichnet. Es geschah vor offener Lade und wurde in den Akten festgehalten. Üblicherweise war das Lossprechen mit einer kleinen Mahlzeit verbunden, dem sogenannten Lehrbraten, auch als Verschenken des Gesellenbratens bezeichnet. Es gab aber auch Festlegungen anderer Art. So auferlegten Lübecker Tischler dem jungen Gesellen die Verpflichtung, in Verbindung mit dem Lossprechen ein silbernes Schild für den Willkommen zu stiften. Dieser Pokal hatte während des Lossprechens gewichtige Bedeutung - der frischgebackene Geselle durfte ihm, nachdem er "Gunst und Erlaubnis" des Meisters eingeholt, "das Haupt entblössen" (den Deckel abnehmen) und erstmalig daraus trinken, den Abdanktrunk nehmen.
Lukastag"Blauchmachen" der Glaser am Namenstag ihres Schutzpatrons, des Heiligen Lukas (18. Oktober). Der Tag wurde entsprechend gefeiert, wobei das Trinken dabei nicht unbedingt als eine Nebensache behandelt wurde.
Lutherpfaffenunter den Hutmachern üblicher Ausdruck für die verheirateten Gesellen. War ein Meister gezwungen, sich bei einem anderen Meister zu verdingen, so musste auch er sich diese nicht gerade angenehme Bezeichnung gefallen lassen.

Quelle: Alte Handwerksbräuche, Verlag die Wirtschaft 1990, ISBN 3-349-00591-8


Letzte Änderung: 26.12.01 (UG)
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