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Buch des Monats Oktober 2001
Nick Hornby - How to be Good
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©30.09.01  Robert Morten

Buch des Monats September 2001
Thoreau Henry David - Walden oder Hüttenleben im Walde
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©01.09.01  Robert Morten

Buch des Monats August 2001
Georg Klein - Barbar Rosa
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©24.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Juli 2001
Rainer Maria Rilke - Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
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©24.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Mai 2001
Erwin Mortier - Marcel
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©24.08.01  Robert Morten

Buch des Monats April 2001
Robert Gernhardt - In Zungen reden
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©26.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Dezember 2000
Ian Kershaw - Hitler. 1936-1945
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©25.08.01  Robert Morten

Buch des Monats November 2000
Don DeLillo - Unterwelt
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©25.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Oktober 2000
Michael Schmitz - Wendestress
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©26.08.01  Robert Morten

Buch des Monats September 2000
Javier Marias - Mein Herz so weiß
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©24.08.01  Robert Morten

Buch des Monats August 2000
Marcel Reich-Ranicki - Mein Leben
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©25.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Juli 2000
David Baddiel - Ab ins Bett!
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©25.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Juni 2000
Joe Fiorito - Die Stimmen meines Vaters
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©24.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Mai 2000
Victor Klemperer - LTI (Lingua Tertii Imperii)
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©25.08.01  Robert Morten

Buch des Monats April 2000
Cees Noteboom - Allerseelen
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©24.08.01  Robert Morten

Buch des Monats März 2000
Günter Grass - Die Blechtrommel
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©26.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Februar 2000
Ingo Schulze - Simple Stories
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©24.08.01  Robert Morten

Buch des Monats Januar 2000
Nick Hornby - About a boy
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©24.08.01  Robert Morten

Rezensionen
Nick Hornby - How to be Good
Kurzbiographie:
Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete als Lehrer. Nach dem Erfolg von “Fever pitch” konnte er sich ganz dem Schreiben widmen. Mit seinen Romanen “Fever pitch - Ballfieber” und “High fidelity”, die beide verfilmt wurden, feierte er sensationelle Erfolge. Nick Hornby lebt heute im Norden Londons.


    Nick Hornby - How to be GoodKurzzusammenfassung:
    Man kennt Nick Hornby als witzigen Erzähler skuriler Geschichten, und auch diese ist sehr merkwürdig. Allerdings geht es diesmal nicht (nur) um Beziehungsprobleme. Es geht um die fundamentale Frage, was man tun muß, um "gut" zu sein. Hornby schreibt diesmal aus der Sicht einer Frau, die mit einem vor Sarkasmus und Zorn triefenden Ehemann zusammenlebt und die nach einer Affäre überlegt, sich scheiden zu lassen. Dann passiert etwas sehr eigenartiges: Ihr Ehemann begegnet einem Wunderheiler namens DJ GoodNews, der ihn nicht nur von seinem Rückenleiden befreit, sondern auch innerlich vollkommen verändert. Die Radikalität, mit der der bekehrte Ehemann anderen Gutes tut, wird von ihm mit so bestechender Logik verteidigt, daß man nichts dagegen sagen kann, wenn man sich erst einmal auf das Postulat eingelassen hat, daß es erstrebenswert ist, "gut" zu sein. Schließlich bleibt der Protagonistin auch nichts weiter übrig, als einzugestehen, daß die eigene Bequemlichkeit dem Bemühen, gut zu sein, enge Grenzen setzt. All das wird witzig, an wenigen Stellen rührend und zum Ende hin etwas langatmig vorgetragen. Wenn man dieses Buch nicht mag, so liegt das wahrscheinlich daran, daß man erkennt, wie sehr man der Erzählerin gleicht in ihrer Unsicherheit und dem Bewußtsein des Scheiterns an der eigenen liberalen Überzeugung. Konsequent ethisch zu leben, so die Botschaft des Buches, würden wir nur zu gerne. Aber das Leben kostet an sich schon zu viel Kraft, als daß man sich ernsthaft darauf einlassen kann. Kein optimistisches Resümé, aber das konnte man bei diesem Thema auch nicht erwarten. Trotzdem ein lohnendes Buch, denn man wird immer wieder mit witzigen Sätzen belohnt und manchmal wünscht man sich sogar, selbst "gut" zu sein...

Rezension:
Wer kann das Leben leben?

Nick Hornbys sehr komischer, sehr ernster Roman "How to be Good" zeigt, wie schwierig es ist, glücklich zu sein.

Also, ich beobachte das immer häufiger: Menschen, denen es eigentlich gut geht, geht es oft unheimlich schlecht. Oder anders gesagt, Leute, die wahnsinnig viel Glück haben, sind nicht selten ganz schön unglücklich.

Zugegeben, eine sensationelle Entdeckung ist das nicht. Eher ein alltäglicher Fall. Während ja in den kirchenmausarmen Ländern viele Menschen von sich sagen, ihnen fehle zwar selbst das Notwendigste, aber sie genössen jeden Tag, trifft man in unseren Breiten, in Europa und Nordamerika immer öfter Leute, die alles haben, Familie, Freunde, Arbeit, Gesundheit, Geld - und denen nichts mehr Spaß macht. Auf größere Entfernung merkt man es ihnen nicht gleich an, sie lachen, reden, gehen ins Kino, trinken ihren Wein oder fahren in Urlaub wie andere auch. Doch je näher man ihnen kommt, desto freudloser wird alles. Auch man selbst. Denn dieses Leiden scheint ansteckend zu sein. Beneidenswert, wer aufrichtig behaupten kann, er habe nie auch nur einen Anflug davon bei sich verspürt.

Katie und David in Nick Hornbys neuem Roman können das nicht, sie sind infiziert. Sie leben im Londoner Norden, Katie ist Ärztin, David ist freier Journalist und Autor. Die beiden haben zwei gesunde Kinder, ein Haus, ein solides Auskommen, Verwandte, Freunde und manchmal sogar Zeit füreinander. Aber sie verspüren bei all dem nicht mehr das geringste Vergnügen. Woher kommt dieser Verdruss, woher dieses Unglück? Gern würde man die beiden herablassend mit mürrischen Kindern vergleichen, die unterm Weihnachtsbaum inmitten der prächtigen Geschenke sitzen und nichts mit sich anzufangen wissen. Nur zu gern würde man sie so abqualifizieren - bis man merkt, dass man schon ganz ähnliches gesagt, gefühlt, getan hat wie die beiden, und mit einem Mal wird ihre finstere Geschichte zu einer recht unangenehmen Selbstbegegnung.

Dabei hat Nick Hornby keineswegs ein lahmes Trauerbuch geschrieben. Im Gegenteil, sein Roman ist flott, witzig, pointiert, es gibt viel darin, an dem man eine helle Freude haben kann, viel Kluges, viel Freches, viele amüsante Kommentare zu Mode-Quark der jüngsten Zeit. Eine schöne ironische Volte etwa verbirgt sich gleich im Titel: "How to be Good" spielt natürlich an auf die angelsächsischen Ratgeber-Bücher, die ihren Lesern versprechen, jedes materielle oder immaterielle Lebensproblem mittels leicht erlernbarer kleiner Tricks aus der Welt zu schaffen. Doch Hornbys Roman mit Ratgeber-Titel ist zutiefst ratlos - was nicht gegen, sondern unbedingt für ihn spricht. In bester erzählerischer Tradition bietet Hornby seinen Lesern keine Lösungen, keine Patentrezepte an. Wer an die noch glaubt, sollte sie in echten "How to..."-Büchern suchen. Hornby beschränkt sich vielmehr auf das, was Sache der Schriftsteller ist: Er beschreibt psychologisch glaubwürdig die Situation seiner Figuren, er zeigt ihre Not inmitten ihres Überflusses, ihr heimliches Unglück inmitten des offenbaren Glücks - und macht zugleich spürbar, dass ein solches Wohlstands-Unglück nicht weniger schmerzt als anderes Unglück auch.

Katie ist es, die den Stein ins Rollen bringt. Sie weiß nicht, was mit ihr und David nicht mehr stimmt, sie weiß nur, dass sie sich jenseits von Sticheleien und Vorwürfen kaum noch etwas zu sagen haben. Also hat sich Katie mit einem Bekannten verabredet, um mit ihm ins Bett zu gehen. Es ist ihr erster Seitensprung, und sie nimmt ihn keineswegs auf die leichte Schulter. Auf der Fahrt zum Hotel ruft sie ihren Mann an, um ihn an irgendeine häusliche Kleinigkeit zu erinnern. Doch das Gespräch entgleist, es entgleist in Richtung Wahrheit, und sie wirft David an den Kopf, dass sie nicht mehr länger mit ihm verheiratet sein möchte. Damit ist die Partie eröffnet. Was lange unter der Oberfläche schwelte, ist nun offenbar.

Eine der großen Stärken von Hornby ist, wie er solche Gespräche inszeniert. Er schreibt nicht einfach Dialoge, er lässt sie zugleich von seiner Heldin kommentieren, mal sarkastisch, mal melancholisch, immer aber gescheit und empfindsam. So erreicht er dreierlei: er treibt die Handlung voran, er verschafft sich Gelegenheit, die Charakterstudie von Katie immer genauer herauszuarbeiten, und er führt vor, wie inständig, ja wie verzweifelt sich Katie darum bemüht, ihre Lebenssituation zu reflektieren, wie intensiv sie über sich und ihren Mann nachdenken, um einen Ausweg zu finden und Ehe und Glück zu retten. Denn sie und David sind vielleicht keine Genies, aber zweifelsohne intelligent genug, um die Leser nicht nur als Mitleidende, sondern auch als Mitdenkende zu fordern. Um so herber die Erkenntnis, dass Katie und David trotz Aufbietung all ihrer Sensibilität und Klugheit, letztlich keinen Ausweg finden.

Die größte Schwäche des Romans, um das gleich anzuschließen, ist DJ GoodNews. Hornby kennt sich wie nur wenige andere Schriftsteller in der Pop- und Trash-Kultur der letzten Jahrzehnte aus. Er setzt diesen Wissensschatz in seinen Büchern geschickt ein, um die Alltags- und Fantasiewelt seiner Figuren mit einer Fülle von äußerst zeitgenössischen Vorlieben und Leidenschaften auszustatten, durch die sie präzise und oft fabelhaft witzig charakterisieren werden. Manchmal aber trägt Hornby seine Begeisterung über die Kuriositäten des Pop und des Trash spürbar aus der Kurve. Mit DJ GoodNews stellt er Katie und David nicht nur einen der Esoterik-Szene entstammenden Vorstadt-Guru an die Seite, der David innerhalb weniger Tage vom rabiaten Zyniker zum überzeugten Spiritualisten bekehrt. Nein, Hornby macht aus GoodNews gleich einen Wunderheiler, der gläubige Mitmenschen durch Handauflegen wahlweise von Rückenschmerzen, Neurodermitis, Rheuma oder beliebigen anderen Leiden befreien kann.

Damit aber sprengt Hornby den Rahmen seiner Romanwelt, die ansonsten ganz auf Diesseitigkeit und Durchschnittserfahrungen angelegt ist. Bezeichnenderweise weiß er mit seinem modernen Schamanen, der zwischen all den gewöhnlichen Menschen seines Buchs herumstolpert, auch herzlich wenig anzufangen. Selbst Katie, die sich als Ärztin für dessen Heilerfolge interessieren müsste, nimmt die Fähigkeiten von GoodNews zu Anfang zwar verblüfft, letztlich aber schulterzuckend hin. So aber wird Hornby dem Einbruch des Wunderbaren in die mausgraue Realität - ein ehrwürdiger Topos der Literaturgeschichte - weder literarisch noch psychologisch gerecht.

Doch von diesem einen unbeholfen benutzten Motiv abgesehen, erzählt Hornby seine Geschichte mit großer Präzision und Einfühlungskraft. Seine beiden Helden machen sich in ihrer Dauerkrise immer wieder Gedanken darüber, ob sie denn moralisch richtig handeln, ob sie denn - ernsthaft! - zur Verbesserung der Welt beitragen. Katie bemüht sich mit noch mehr Einsatz als zuvor um das Wohlergehen ihrer Patienten, und David versucht, Obdachlosen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Fast so als glaubten die zwei, durch vorbildliches Verhalten vom Schicksal das Anrecht auf eine Portion Glück einhandeln zu können. Eine letztlich wohl sehr englische Vorstellung.

Aber die beiden meinen das ernst. Sie beschließen trotz der Verletzungen, die sie sich bereits zugefügt haben und trotz der bleiernen Depression, die auf ihnen lastet, zusammen zu bleiben, weil ihre Kinder, Tom und Molly, sie zusammen brauchen. Doch im Grunde ist mit diesem Entschluss das Rätsel um ihr so wohlsituiertes Unglück nicht geklärt, sondern nur fürs erste beiseite geschoben. Katie erkennt das genau: Als David sich am Ende des Romans während eines nächtlichen Wolkenbruchs aus dem Fenster lehnen muss, um die Dachrinne zu säubern, zieht sie Resümee: David "trägt Jeans, und Tom und ich greifen jeweils in eine seiner Gesäßtaschen, um ihn festzuhalten, während Molly nutzlos aber niedlich versucht, uns zu stützen. Meine Familie, denke ich, nur das. Und dann: Ich schaffe das. Ich kann dieses Leben leben. Ich kann, ich kann. Es ist ein Funken, den ich hegen und pflegen will, das stotternde Lebenszeichen einer leeren Batterie; aber genau im falschen Moment fällt mein Blick auf den Nachthimmel hinter Dave, und ich kann sehen, dass dort draußen alles leer ist."

Ja, okay, ich weiß, literarische Avantgarde ist das nicht. Die Mittel und Metaphern, die Nick Hornby einsetzt, sind geläufig. Aber er versteht mit ihnen umzugehen, verdammt effektvoll umzugehen. Sein Roman ist komisch und sehr, sehr ernst zugleich. Und er ist es wert, dass man ihn liest, weil er einen dazu bringt, mal wieder den Blick ins Dunkel zu richten und sich einzugestehen, dass dort draußen alles leer ist.

ISBN 3462030272, ©2001 Robert Morten

Thoreau Henry David - Walden oder Hüttenleben im Walde
Kurzbiographie:
Henry David Thoreau, geboren am 12. Juli 1817 in Concord/Massachusetts wurde zunächst Volksschullehrer. 1845 begann er sein zweijähriges Selbstexperiment am Walden-See. Er starb am 6. Mai 1862 an Tuberkulose.


    Thoreau Henry David  - Walden oder Hüttenleben im WaldeKurzzusammenfassung:
    Das einfache Leben war für Thoreau nicht Selbstzweck: wenn er auf so viele Annehmlichkeiten verzichtete, so, um sich frei von aufgezwungenen Verpflichtungen wesentlicheren Dingen zuzuwenden: der Beobachtung der Natur und seiner selbst, dem Nachdenken, Lesen und Schreiben. Arm nannte er diejenigen, die in der Fron des Erwerbslebens aufgehen, um am Ende ihrer Tage einen fragwürdigen Feierabend zu genießen.

Rezension:
Die bemitleidenswerteste Klasse sind die Menschen, die Geld aufgehäuft haben und nichts Besseres damit anzufangen wissen, als neues Geld aufzuhäufen ..."Ein Kultbuch."
(Neue Zürcher Zeitung)

"Ein Stück von größter atmosphärischer Dichte. Berührend. Zukunftsweisend."
(Kurier)

"Ein Evangelium der Einfalt und der Rückkehr zur Natur."
(Handbuch der Weltliteratur)

"Ich zupfte jenes Taschenbuch aus dem Regal, auf das ich plötzlich brennende Lust spürte: H. D. Thoreaus Schrift Walden, jener so eindrucksvolle Bericht vom Leben in den Wäldern, den der Lehrer und Landvermesser Henry David Thoreau während zweieinhalb Jahren in der amerikanischen Wildnis anfertigte. Ein Buch, 1854 zum ersten Mal erschienen, das so entspannt, so zurückgelehnt, so überlegt ankommt, so unhektisch und daher so anziehend ist. Es erzählt ganz uneitel von einem Lebensexperiment und will dabei nicht die Einsiedelei in einem Blockhaus schmackhaft machen, sondern den Mut stärken, Experimente zu wagen. Walden ist klar, es atmet reine, kühle Luft, ist ein Schatz, und das ist noch viel zuwenig gesagt. Es ist, in diesem Zusammenhang klingt das seltsam genug, ein wichtiges Buch. Wirklich! Wichtig!"
(Die Weltwoche)

ISBN 3717514407, ©2001 Robert Morten

Georg Klein - Barbar Rosa
Kurzbiographie:
Georg Klein, 1953 in Augsburg geboren, lebt mit seiner Familie in Berlin und Ostfriesland. Sein Roman Libidissi wurde als eine der wichtigsten Neuerscheinungen des Jahres 1998 gefeiert und in mehrere Sprachen übersetzt. 1999 erhielt er den Brüder-Grimm-Preis und 2000, für einen Ausschnitt aus Barbar Rosa, den Ingeborg-Bachmann-Preis.


    Georg Klein - Barbar RosaKurzzusammenfassung:
    Nicht den erwarteten Berlin-Roman hat Klein vorgelegt, sondern einen Detektivroman, einen Männerroman einen romantischen Finsternisroman, und, wenn man so will, einen Hauptstadtroman. Der Held Mühler ist eine eigentlich untaugliche Besetzung für einen Agenten. Das Buch, aus seiner Perspektive geschrieben, bedient sich einer "Kunstsprache", die immer wieder in die Vergangenheit führt und deutlich macht, wie wichtig diese für die Gegenwart ist. Klein verwendet Versatzstücke des Krimis und des Comics und bedient sich mit Vergnügen aus dem Fundus der Literaturgeschichte. Schwarze Romantik findet sich an allen Ecken dieses Romans und Ecken hat dieses Buch viele. Wiedererkennungseffekte aus einem bekannt erscheinenden Berlin werden sofort wieder zerstört, der vermeintliche Berlin-Roman löse sich auf im Bewußtseinsstrom. Der ganze Roman ist ein psychedelische Gewebe. Und inwiefern ist er ein Männerroman? Vielleicht, weil hier ein Mann mit grotesken Macken geschildert wird, der beim Brummen eines Fernsehers eine Erektion bekommt? Kleins Grenzüberschreitungen sind genau kalkuliert. Aber es bleibt das Restrisiko eines literarischen Selbstversuchs mit den Elixieren des Teufels. Niemand schreibt derzeit Vergleichbares.

Rezension:
Tausend Jahre Ekel: Ein Detektiv auf Horrortrip

Georg Klein, mit dem Erscheinen seines dritten Buchs vom top- und floplistenversessenen Feuilleton zum neuen "Superstar der deutschen Literatur" (taz) ausgerufen, liebt das Spiel mit trivialen Genres ebenso wie die einsamen, moralisch fragwürdigen Helden: Kam sein Erstling "Libidissi" (1998) als Agentenroman daher, angesiedelt in einer exotisch-fernen und doch seltsam vertrauten Welt, firmiert "Barbar Rosa" als "Detektivgeschichte". Mühler, "Außendienstmitarbeiter" einer kafkaesk-geheimnisvollen "Verwaltung", erhält den Auftrag, einen Geldtransporter, der samt Fahrern und Transportgut verschwunden ist, aufzuspüren. Im Verlauf seiner Ermittlungen verstrickt sich der lemurenhafte Detektiv immer tiefer in das Rätsel, das er doch eigentlich aufklären soll, wird zum Spielball fremder Interessen.

Dem Leser, der Mühler atemlos über 26 Kapitel durch eine namenlose "Hauptstadt", ein in die nahe Zukunft verlegtes post-apokalyptisches Berlin, hinterhertaumelt, wird einiges abverlangt. Die Recherchen führen an bizarre Orte, die Informanten des Detektivs gehen absonderlichsten Professionen nach: Freund Kurti, der in der "Grünen Zisterne", einem ausgedienten Pissoir-Häuschen, einen Videoverleih mit fäkophilen Sensationen betreibt, der Illusionist und Körperkünstler Bertini, der nicht nur am lebenden, sondern gern auch am toten Objekt arbeitet, schließlich der in einem ausgedienten Parkhaus untergebrachte "Gebrauchttextfundus" der Gebrüder Lionel und Arnold Ilbich, ein Warenlager für Bedrucktes aller Art. Das Interieur der degenerierten Metropole wechselt beständig zwischen High-Tech und Industrieschrott; flimmernde Monitore, demolierte Telefonzellen, aus denen es urplötzlich läutet, todbringende Zwillen, liebevoll "Glücksküsschen" genannt. Bevölkert werden die Straßen der rechtsfreien Verfalls-Zone von räuberischen Jugendbanden und Süchtigen, die sich zur Erzeugung eines verbotenen Rauschgetränks zusammenrotten. Lustvoll malt Klein sein schauriges Dekor aus: Eiter und nässende Ekzeme, tonnenweise Fäulnis, Schimmel und Verwesung. Wer hier eintritt, lasse alle Hoffnung fahren.

Billige Effekthascherei? Bei all den ausgesuchten Geschmacklosigkeiten, mit denen Klein seine Leser traktiert, sind seine Ekel- und Endzeitbilder nie Selbstzweck, sondern sorgsam als Zitate aus dem "Gebrauchttextfundus" der Literaturgeschichte markiert. Klein verwebt sie zu einer Atmosphäre, in der sich auf beklemmende Art die Zeitebenen mischen. E.T.A. Hoffmanns Ellixiere des Teufels lassen ebenso grüßen wie Pynchons Die Enden der Parabel. In einer paranoiden Vision Mühlers wird so auch das alte Motiv der Kyffhäusersage recycelt: Ein "transparentes Kind" ist hier der schaurige Doppelgänger des sagenumwobenen Barbarossa:

"Vom Kinn des Kindes oder von seinen Lippen hing, halb wie ein Bart, halb wie eine an falscher Stelle ausgetriebene Nabelschnur ein fleischfarbenes Gewächs herunter. Es hatte mit der sanften Gewalt des Wurzelkeims die Tischplatte durchstoßen und ringelte sich, einem Schwänzlein ähnlich, unterhalb des Tisches. Mir schienen tausend Jahre Ekel, ein Kaiserreich der Scheu und Abscheu, an diesem Auswuchs aufgehängt."

Eine Detektivgeschichte? In einem (Selbst-)Interview auf seiner Website, in dem sich Klein als "Spannungsleser" outet, könnte ein Schlüssel zum Verständnis seines Schreibens liegen: "In fernen, lang verflossenen Zeiten, in einem Kriminalroman von Agatha Christie zum Beispiel, mag der süßeste Sinn eines Geheimnisses in seiner Auflösung oder Aufklärung gelegen haben. Heutzutage erscheinen mir die Errichtung und der Erhalt eines Geheimnisses weit wertvoller und ungleich schwieriger (...). Große Geheimnisse sind Reservate der Phantasie. Dort liegen auch die Biotope der Literatur." Bye, bye, Miss Marple: In unsere prosaische, bis in die letzten Winkel aufgeräumte Alltagswelt schlägt Georg Kleins kryptischer Schauerroman ein wie ein Meteorit aus fremden Galaxien.

ISBN 3828601340, ©2001 Robert Morten

Rainer Maria Rilke - Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Kurzbiographie:
Rainer Maria Rilke (1875-1926), der Prager Beamtensohn, wurde nach einer erzwungenen Militärerziehung 1896 Student, zuerst in Prag, dann in München und Berlin, weniger studierend als dichtend. Die kurze Ehe mit der Bildhauerin Clara Westhoff in Worpswede löste er 1902 auf. Er bereiste darauf Italien, Skandinavien und Frankreich. In Paris schloß er Bekanntschaft mit Rodin und wurde dessen Privatsekretär. Bereits nach acht Monaten kam es zum Bruch. Es folgten unstete Jahre des Reisens mit Stationen in verschiedenen Städten Europas. Nach seinem Entschluß zur Berufslosigkeit und zu einem reinen Dichterdasein war Rilke zu jedem Verzicht bereit, wenn es dem Werk galt. Er opferte sein kurzes Leben seiner Kunst und gewann Unsterblichkeit.
Im Ersten Weltkrieg war er zur österreichischen Armee eingezogen, wurde aber seiner kränklichen Konstitution wegen in das Wiener Kriegsarchiv versetzt. Rilke starb nach langer Krankheit in Val Mont bei Montreux.


    Rainer Maria Rilke - Die Aufzeichnungen des Malte Laurids BriggeKurzzusammenfassung:
    Vom ländlichen-feudalen Dänemark in die Großstadt Paris gekommen, sieht sich der junge Dichter Malte Laurids Brigge mit Sinneseindrücken überhäuft: Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle stehen, wo es sonst immer zu Ende war. Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wußte. Alles geht jetzt dorthin. Ich weiß nicht, was dort geschieht.In seinen Tagebuchaufzeichnungen findet Malte Zuflucht. Zunächst reicht es ihm, sich schreibend gegen die Machtlosigkeit des Individuums in der ihn schluckenden Großstadt mit dem Schutzschild einer idyllischen Vergangenheit zu rüsten. Doch steigern sich in Malte immer mehr Ängste. An Leitbildern sucht er weiter Halt: das reine Sein, das Streben nach künstlerischem Schaffen, nach besitzloser Liebe - doch Maltes innere Zerrüttung zeigt keine Anzeichen der Heilung. Am Ende sucht der junge Dichter im biblischen Gleichnis des verlorenen Sohns Erlösung: Was wußten sie, wer er war. Er war jetzt furchtbar schwer zu lieben, und er fühlte, daß nur Einer dazu imstande sei... Mit dieser Parabel enden die Tagebuchaufzeichnungen. Bis heute weiß keiner, was mit Malte geschah.

Rezension:

ISBN 3100666208, ©2001 Robert Morten

Erwin Mortier - Marcel
Kurzbiographie:


    Erwin  Mortier  - MarcelKurzzusammenfassung:
    Zurückkehren werden sie nicht", seufzt Großmutter Ornelis in Erwin Mortiers "Marcel" jedes Mal, wenn sie die Heerscharen von Tanten und Neffen, entfernten Cousinen und Nichten, die in der verglasten Vitrine ihr streng reglementiertes Dasein fristen, entstaubt: "In dem beengten Jenseits zwischen der Weingläser- und der Kaffeeserviceetage landete niemand an einem zufälligen Platz. Es gab eine Hölle, ein Paradies und ein Fegefeuer. Bis auf einige Selige, die direkt bei Maria stehen durften, konnte niemand einen festen Standort beanspruchen. Posthume Beförderung war nicht ausgeschlossen, Degradierung kam häufig vor."

    Dem neunjährigen Enkel teilt die alte Frau freigebig die Schicksale der Verblichenen mit, lauter Erinnerungen, die in das Haus, dieser "irdischen Erweiterung des Himmels", eingesenkt sind. Oft bleiben dem Kind, das den Dachboden liebt und dort seine Verkleidungen inszeniert, die großmütterlichen Worte unverständlich. Doch es spürt, daß das Haus ein Geheimnis aufbewahrt mit dem Namen "Marcel", dem es auf dem Dachboden ganz nahe scheint und auf dem Foto, wo Marcel in schmuckloser schwarzer Uniform posiert.

    Es gibt auch noch andere Geheimnisse, zum Beispiel das zwischen den Beinen der Lehrerin Veegaete verborgene, das zu lüften der junge Erzähler unter den Tisch der schneidernden Großmutter schlüpft, während der Anprobe, die das Fräulein ins Haus führt. Das heimliche Zentrum des Hauses und dieses hochgelobten und mehrfach ausgezeichneten Debüts des flämischen Schriftstellers Erwin Mortier ist nämlich die Schneiderwerkstatt der Großmutter, die weiß, wie sie den Kundinnen Honig um die Münder streicht und Stoffe um ihre rundlichen Körper. Die mit dem Metermaß gebändigten Frauen sind den zaubernden Scheren und Nadeln, den Biesen und Falten, den kaschierenden Abnähern und Säumen ebenso ausgeliefert wie die Leser der atmosphärischen Dichte, die weit entfernt ist vom modischen Sprachstakkato vieler Jungautoren.

    In dieser Enklave weiblicher Vertrautheit kommt auch die Rede auf den Krieg, die Männer in den Lagern und darauf, woher wohl die Stoffe für deren gestreifte Anzüge kamen. Obwohl die Ereignisse lange zurückliegen, fühlt das Kind, wie das Dorf eine unsichtbare Scheide trennt, wo auf der einen die "Weißen" stehen und auf der anderen die "Schwarzsäcke". Während die "weiße Brigade" den Widerstand organisierte, unterstützten die belgischen Schwarzsäcke die deutschen Besatzer.

    Von diesen Dingen ist nur andeutungsweise die Rede, eben so viel, wie es die kindliche Perspektive und Wahrnehmung erlaubt, wenn die Erwachsenen davon erzählen, wer wen an die Deutschen verkauft hat. Die Streifzüge des Jungen führen dagegen in die Zauber- und Nutzgärten der Großeltern, zu den Verwandten, in die Schule oder eben auf den Dachboden, wo Marcels Koffer wie eine provozierende Aufforderung steht.

    Doch so berückend Mortier seine Leser in das dörfliche Idyll mit dem braunen Sediment führt, so fein er die Beobachtungen des Kindes wiedergibt und so liebevoll er gelegentlich den szenischen Witz auf die Spitze treibt, so wenig überzeugend kommen die kollaborierenden Übeltäter daher und die Mitläufer, die die Vergangenheit verdrängt sehen wollen. "Marcel" bleibt in der erzählerischen Ökonomie ein Phantom, der die böse Geschichte eher verdeckt als enthüllt.

Rezension:

ISBN 3518412302, ©2001 Robert Morten

Robert Gernhardt - In Zungen reden
Kurzbiographie:
Gernhardt, Robert (*1937), Schriftsteller und Zeichner. Zusammen mit Eckhard Henscheid, Clodwig Poth, Hans Traxler, F. W. Bernstein und F. K. Waechter gehört er zu den führenden Vertretern der sogenannten Neuen Frankfurter Schule, einem um die Satirezeitschrift Titanic gruppierter Künstlerzirkel mit humoristisch-satirischem Impuls.

Gernhardt wurde am 13. Dezember 1937 als Sohn eines Richters in Reval (Estland) geboren und studierte zunächst an den Kunstakademien in Berlin und Stuttgart Malerei, später an der Freien Universität Berlin Germanistik. 1964 zog er nach Frankfurt am Main, wo er anfangs als Redakteur, ab 1966 dann freiberuflich tätig war. Bekannt wurde Gernhardt besonders durch die Kolumne Welt im Spiegel, die er zusammen mit seinen Freunden F. W. Bernstein und F. K. Waechter für das Satiremagazin Pardon verfasste. Gemeinsam entstanden auch die drei Prosa- und Gedichtsammlungen Die Wahrheit über Arnold Hau, Besternte Ernte und Die Blusen des Böhmen, Letzteres eine Verballhornung der Blumen des Bösen von Charles Baudelaire. 1979 gehörte er mit Eckhard Henscheid und Bernd Eilert zu den Gründern der satirischen Zeitschrift Titanic, für die er bis heute arbeitet. Gemeinsam verfassten sie dort u. a. die Kolumne Humor-Kritik, die sich eines verfremdeten Photos des Philosophen Theodor W. Adorno bediente. Von Adorno, dem Mitbegründer der sozialphilosophischen Frankfurter Schule, leitete sich später der ironische Begriff der Neuen Frankfurter Schule ab. Neben seiner redaktionellen Tätigkeit arbeitete Gernhardt als Zeichner und Schriftsteller. Auch verfasste er, zusammen mit seiner Frau Almut, Kinderbücher (Feder Franz sucht Feder Frieda, 1985, Ein gutes Schwein bleibt nicht allein, 1989, Der Weg durch die Wand, 1995). Darüber hinaus schrieb er für den deutschen Komödianten Otto Waalkes Sketche und Texte und arbeitete an den Drehbüchern zu dessen Filmen mit. Weitere Werke Gernhardts sind Die Falle. Eine Weihnachtsgeschichte (1993), Kippfigur (1995), Gernhardts Erzählungen (1995), Ich Ich Ich (1995), Ostergeschichte (1995), Gedichte 1954-94 (1996), Ton im Wörtersee (1996), Wie deine Katze wirklich denkt. 13 Lektionen in Catical Correctness (1996) und Dem Schönen, Guten, Baren (1997). 1998 erhielt der Autor als zweiter Preisträger nach Franz Xaver Kroetz den mit 30 000 DM dotierten Bert-Brecht-Preis. In der Begründung hieß es, daß er „mit Satire und Ironie Tabus durchbrochen, Mißstände entlarvt und die Sprache als Instrument der Aufklärung eingesetzt" habe.


    Robert Gernhardt - In Zungen redenKurzzusammenfassung:
    Im Anfang war die Parodie. Und die ist Gernhardts Paradedisziplin. Seine Karikaturen, Bildgeschichten und Gedichte, in denen er ausschließlich mit fremden Zungen redet, sind eine Hommage an die Weltliteratur. Gesammelt bilden sie ein Handbuch der literarischen Satire. Komisch und unverwechselbar - selbst wenn Gernhardt mit der Stimme des Gottessohns spricht: "Ich sprach nachts: Es werde Licht! Aber heller wurd es nicht. Ich sprach: Wasser werde Wein! Doch das Wasser ließ dies sein. Ich sprach: Lahmer, du kannst geh'n! Doch er blieb auf Krücken stehn. Da ward auch dem Dümmsten klar, daß ich nicht der Heiland war."

Rezension:
-

ISBN 359614759X, ©2001 Robert Morten

Ian Kershaw - Hitler. 1936-1945
Kurzbiographie:
Ian Kershaw, geboren 1943, studierte in Liverpool und Oxford. Er lehrte von 1968 bis 1989 an den Universitäten Manchester und Nottingham. Seit 1989 ist er Professor für Neuere Geschichte und Direktor des Historischen Instituts der Universität Sheffield. Kershaw war Berater mehrerer großer Fernsehdokumentationen und forscht seit Jahrzehnten über Hitler und das Dritte Reich. Unter seinen Büchern über das Dritte Reich sind "Der NS-Staat" (1989), "Hitlers Macht" (1992), "Der Hitler-Mythos" (1999) und der Bestseller "Hitler. 1886-1936", der erste Band der Hitler-Biographie.


    Ian Kershaw - Hitler. 1936-1945Kurzzusammenfassung:
    Der britische Historiker Ian Kershaw legt den zweiten Teil seiner Hitler-Biografie vor. Eine fesselnde Darstellung der Jahre zwischen 1936 und 1945, vom Höhepunkt Hitlers Popularität bis zum Untergang 1945. Ein überragendes Werk, das uns dem Begreifen des Phänomens "Hitler und das Dritte Reich" einen entscheidenden Schritt näherbringt. Nach dem Erfolg des ersten Bandes wendet sich der britische Historiker den neun Jahren zu, in denen Adolf Hitler Deutschland von den Höhen einer nationalen Euphorie in den Vernichtungskrieg und schließlich die bedingungslose Kapitulation führte. Genau und anschaulich zeigt Kershaw die fatale Wechselwirkung zwischen den Visionen Hitlers einerseits und den Wünschen und Machenschaften seiner Gefolgsleute andererseits. Nur in diesem Zusammenwirken konnte es zu kriegerischem Größenwahn und industriellem Massenmord kommen. Die persönliche Rolle Hitlers und sein dramatisches Ende im Bunker unter Berlin beleuchtet Ian Kershaw auf Basis der neuesten Forschung und bislang unberücksichtigter Quellen.
    Diese Biographie ist ein Höhepunkt der Geschichtsschreibung, sie verbindet auf unerreichte Weise die Darstellung der Person Hitlers mit dem Porträt seiner Zeit: Ohne Hitler sind die Schrecken des Zweiten Weltkrieges nicht vorstellbar. Ohne die Gefolgschaft der Deutschen ebenso wenig.

Rezension:
Das Warten hat sich gelohnt. Mit einem Jahr Verspätung hat Ian Kershaw sein 1998 erschienenes, viel gelobtes Buch "Hitler. 1889-1936" durch einen zweiten Band ergänzt, der die Jahre 1936-1945 behandelt. Auf gut 1000 Seiten (zuzüglich 300 Seiten Anhang) schildert der britische Historiker den Aufstieg des Diktators zum Zenit der Macht und seinen jähen Absturz bis zum bitteren Ende im Bunkerlabyrinth unter der Berliner Reichskanzlei. "Nemesis" lautet der Untertitel des englischen Originals - nach der griechischen Rachegöttin, die die Hybris von Krieg und Holocaust unbarmherzig verfolgt haben würde.

Kershaws grandioses Meisterwerk stellt eine beträchtlich erweiterte Synthese seiner auch fürderhin unbedingt lesenswerten Bücher "Der NS-Staat", "Hitlers Macht" und "Der Hitler-Mythos" dar. Der international anerkannte NS-Experte, Jahrgang 1943, besticht dabei einmal mehr durch seine erfrischend unbefangene Sicht der Dinge bei einem Thema, das gerade für deutsche Kollegen mit einer Vielzahl tückischer Fußangeln behaftet ist.

Welcher Biograf könnte es sich hierzulande etwa erlauben, den Initiator des größten Völkermordes nicht als Monstrum, sondern als Mitleid heischende, tragische Figur darzustellen, die gefangen in der selbstinszenierten Rolle des sagenumwobenen Führers in wohlkalkulierter Weltentrücktheit das deprimierende Leben eines einsamen Wolfes fristete? Wer aus dem Volk der Täter könnte wie Kershaw daran zweifeln, dass Hitler ein perverser Psychopath war und ihn nur als wirrköpfigen Sonderling abtun? Wer könnte gar ungestraft den persönlichen Anteil des Chefideologen des Rassenwahns an den ungeheuren Verbrechen gegen die Menschlichkeit relativieren und diese als dynamische Exzesse, der um die Gunst des Führers buhlenden Lehensträger deuten? Ganz zu schweigen vom Aufschrei der Empörung, wenn ein Deutscher behaupten würde, Hitler habe sich bei seinen Herrenrasse-Fantasien vom Auftreten der britischen Kolonialherren in Indien inspirieren lassen.

Ian Kershaw ist mit seinem monumentalen Werk über Adolf Hitler der ganz große Wurf gelungen. Er kann nun mit Fug und Recht beanspruchen, die ultimative Monografie über die unheilvollste Gestalt der Neuzeit verfasst zu haben.

ISBN 3421051321, ©2001 Robert Morten

Don DeLillo - Unterwelt
Kurzbiographie:
DeLillo, Don (*1936), amerikanischer Romancier. DeLillo wurde in New York geboren. Sein erstes Buch Americana (1971), eine „Road movie"-Geschichte in traumhaft anmutenden Sequenzen, entstand unter dem Einfluß von John Dos Passos, Jack Kerouac und Thomas Pynchon. Schon in diesem Erstling zeichnete sich das zentrale Thema seiner späteren Werke ab: das mechanische Ablaufen individueller (oftmals bizarrer und pathologischer) Verhaltensmuster in bestimmten Bereichen der Subkultur, die sich wiederum aus der dynamischen Entwicklung größerer sozialer Gefüge ergeben. So analysiert er beispielsweise in dem allegorischen Romanwerk End Zone (1972, Strafraum) die barock anmutende Diktion amerikanischer Football-Spieler und zeigt diese im Kontrast zu der brutalen Wirklichkeit des Spieles selbst. Auf ähnliche Weise befasst er sich in dem Roman Great Jones Street (1973) mit der Rockmusik, indem er vor dem Hintergrund einer nach außen hin ein homogenes Bild anstrebenden Szene die trostlose Geschichte der Karriere eines einzelnen, des Sängers Bucky Wunderlick, erzählt. Nach drei weiteren Romanen erschien 1985 sein Roman White Noise (Weißes Rauschen), in dem er aus der Perspektive des Ich-Erzählers, eines Professors für Hitler-Studien, die Folgen einer Umweltkatastrophe auf dessen Familie schildert. Mit diesem Werk profilierte sich DeLillo als einer der bedeutendsten postmodernen Romanschriftsteller der Vereinigten Staaten. Es folgte der Roman Libra (1988, Sieben Sekunden) über den Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald. Drei Jahre später veröffentlichte DeLillo mit Mao II (1991) einen Roman, in dem er auf brillante Art die Verzerrung der Wirklichkeit durch die Medien und den Herdeninstinkt darstellt.


    Don DeLillo - UnterweltKurzzusammenfassung:
    Die Handlung des Romans führt von den 50er Jahren in die heutige Zeit und zurück, führt von New York durch die Weiten Amerikas bis in die Wüste Arizonas. Hauptpersonen sind Nick Shay, Manager in einer Müllentsorgungsfirma, und Klara Sax, eine Konzeptkünstlerin. Ihre Lebensläufe, ihre Erinnerungen verbinden sich mit einer Vielzahl von unvergeßlichen Figuren, fiktiven und historischen, mit politischen, sportlichen und künstlerischen Ereignissen.

Rezension:
Während Eisenstein die Kräfte des Totalitarismus und des Stalinismus auf die Gesichter der russischen Völker dokumentierte, bietet DeLillo ein atemberaubendes, zuweilen überwältigendes Dokument der geeinten Gewalt des Kalten Krieges und der amerikanischen Kultur. Er verabschiedet sich dabei von der Sachlichkeit, indem er die Ereignisse und die Menschen wunderbar und zugleich schrecklich findet. Unterwelt beginnt mit einem sehr gefälligen Vorwort, das einem den Atem verschlägt - der Schauplatz ist das Baseball-Meisterschaftsendspiel zwischen den Giants und den Dodgers im Jahre 1951. Geschrieben in einem Stil, den DeLillo "Super-Allwissenheit" nennt, nehmen die Sätze ihren Lauf, als der junge Cotter Martin die Sperre zur Pressetribüne überspringt, über die Radiowellen aufsteigt, hinaus auf das Spielfeld läuft, auf das Mal zuschlittert, um einen schnellen Ball abzufangen, in die Tribüne springt, in der J. Edgar Hoover zusammen mit einem betrunkenen Jackie Gleason und einem unwirschen Frank Sinatra sitzt, und dort von der zweiten Zündung einer Atombombe durch die Sowjetunion erfährt. Es ist ein völlig überwältigender literarischer Augenblick. In dem Moment, da Bobby Thomson den von Branca geworfenen Ball in Cotters ausgestreckte Hand schlägt - der "Schuß, der in der ganzen Welt wahrgenommen wurde" - und sich Jackie Gleason auf Sinatras Schuhe erbricht, werden die Ereignisse der nächsten Jahrzehnte in Gang gesetzt, alle miteinander verbunden durch den Baseball, der immer wieder den Besitzer wechselt.

"Es fällt alles unauslöschlich in die Vergangenheit," schreibt DeLillo - eine Vergangenheit, die er scharfsinnig, sorgfältig und in reizender Weise zurückruft und rekonstruiert. Ein plötzlicher Sprung vom Giants-Stadion in die Wüste von Nevada 1992 - Nick Shay, der mittlerweile den Baseball besitzt, kommt wieder mit der Künstlerin Kara Sax zusammen. Sie hatten 40 Jahre zuvor eine kurze und wenig erfolgversprechende Liebesbeziehung, und es sind in erster Linie die Ereignisse, die Nebenwirkungen und die zufälligen Begegnungen ihrer Vergangenheit, durch die DeLillo das Erlebnis des Kalten Krieges filtert. Er glaubt, daß "globale Ereignisse die Art und Weise, wie wir leben, bis in die kleinsten Details verändern können", und als das Buch zurück ins Jahre 1951 schreitet, können wir im Laufe der folgenden etwa 800 Seiten genau sehen, wie diese Ereignisse unser Leben verändern. Dieser sich rückwärts bewegende Erzählstil erlaubt es dem Autor, den Abfall der Geschichte und der Popkultur beiseite zu räumen, bis die reinen Elemente der Geschichte übrigbleiben: die Bombe, Baseball und die Bronx. Im Nachwort, das genauso atemberaubend und überwältigend ist wie das Vorwort, spult DeLillo in eine nahe Zukunft vor, in der schonungsloser Kapitalismus, das Internet und ein neuer unterdrückter Glauben die Mischung aus Schrecken und Euphorie des Kalten Krieges ersetzt haben.

Mit Bruchstücken und miteinander verflochtenen Geschichten - darunter Geschichten von Straßenkillern, Künstlern, Prominenten, Gangstern, Nonnen und diversen anderen - schafft DeLillo ein zerbrechliches Netz von miteinander verwobenen Erfahrungen, einen kommunalen Zeitgeist, der - wunderbar herausgearbeitet - die ganzen unschönen fünf Jahrzehnte amerikanischen Lebens umfaßt.

ISBN 3442440742, ©2001 Robert Morten

Michael Schmitz - Wendestress
Kurzbiographie:
Michael Schmitz, von 1983 bis 1988 Redakteur beim politischen Magazin “Kennzeichen D” im ZDF, von 1988 bis 1990 Korrespondent des ZDF in der damaligen “DDR”, heute Studioleiter des ZDF in Wien und ZDF-Chefreporter, hat in Duisburg, Chicago und Wien Psychologie studiert und ist unter anderem Lehrbeauftragter des Psychologischen Institutes der Universität Wien.


    Michael  Schmitz - Wendestress Kurzzusammenfassung:
    Fünf Jahre nach dem Mauerfall (siehe Erscheinungsdatum) ist die Einheitseuphorie längst dem Wendestress gewichen. Viele Ostdeutsche fühlen sich den Ansprüchen der Konkurrenzgesellschaft nicht gewachsen und reagieren mit Rückzug, Stress, Krankheit. Michael Schmitz untersucht die Persönlichkeitsstrukturen, die die Vereinigung mit der extrem individualisierten “Risikogesellschaft” der Bundesrepublik erschweren, und bilanziert die psychosozialen Kosten der Einheit.

    Leider nur noch in Antiquariaten erhältlich erhältlich.

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Rezension:
-

ISBN 3518412302, ©2001 Robert Morten

Javier Marias - Mein Herz so weiß
Kurzbiographie:
Javier Marias, 1951 in Madrid geboren, gilt als einer der interessantesten Schriftsteller des heutigen Spaniens. Er wurde mehrfach mit literarischen Preisen geehrt, zuletzt mit dem Premio e la Critica für diesen Roman und dem Rómulo-Gallego-Preis, der bedeutendsten Literaturauszeichnung der spanisch-sprachigen Welt. Sein umfangreiches Werk ist in acht Sprachen übersetzt.


    Javier  Marias - Mein Herz so weiß Kurzzusammenfassung:
    ”Ich liebe dich, ich würde alles für dich tun. Auch töten. Ich würde sogar für dich töten.” Ein leichtfertiger Schwur. Javier Marias nimmt ihn beim Wort. Teresa und Ranz, eben von der Hochzeitsreise zurückgekehrt, sitzen mit der Familie der Braut bei Tisch. Unvermutet steht die junge Frau auf, geht ins Bad und schießt sich ins Herz. Mit diesem dramatischen Auftakt beginnt Javier Marias’ raffiniert inszenierter Roman über Liebe und Ehe, über Treue und Schwüre. Vierzig Jahre sind nach diesem unerklärlichen Selbstmord vergangen. Ranz hatte kurz darauf wieder geheiratet, und sein Sohn Juan ist es, der dem Geheimnis nachspürt. Am Ende erfährt er die schreckliche Wahrheit.

Rezension:
’Mein Herz so weiß?’ ist der bislang beste Roman des 1951 geborenen Erfolgsautors: streng, wortgewaltig, von überraschender Suggestivität - ein spannendes Buch.”
(Dorothea Maßmann, Radio Bremen).

”Ebendarin liegt die Entzauberung, die Javier Marias in seinem grandiosen Roman vornimmt: Er hebt den Mechanismus von Schuld und Bekenntnis auf, weil er nicht daran glaubt, daß Geständnisse die Welt besser machen - nicht den Mörder, aber auch nicht seinen weltlichen Beichtvater.”
(Paul Ingendaay, FAZ).

ISBN 3608933867, ©2001 Robert Morten

Marcel Reich-Ranicki - Mein Leben
Kurzbiographie:
Reich-Ranicki, Marcel (*1920), Literaturkritiker. Er ist einer der einflußreichsten Rezensenten der deutschen Nachkriegszeit.

Reich-Ranicki wurde am 2. Juni 1920 in Wloclawek (Polen) geboren. 1938 wurde der Jude aus Berlin ins Warschauer Ghetto deportiert, wo er für die Ghettoverwaltung tätig sein mußte: 1943 gelang ihm die Flucht. Nach dem Krieg war Reich-Ranicki zunächst Lektor und freier Schriftsteller in Warschau, bevor er 1958 in die Bundesrepublik übersiedelte. Dort arbeitete er in erster Linie als Literaturkritiker bei verschiedenen Zeitungen. Zeitweise war er wortgewaltiges Mitglied der Gruppe 47. Von 1960 bis 1973 betätigte sich Reich-Ranicki als Literaturredakteur der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit; 1973 wechselte er als Leiter des Literaturteiles zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wo er bis 1988 blieb. Neben seiner publizistischen Tätigkeit lehrte Reich-Ranicki ab 1968 als Professor an verschiedenen Universitäten und Hochschulen im In- und Ausland. Seit 1974 hat er eine Honorarprofessur an der Universität Tübingen inne. Seit 1976 ist Reich-Ranicki Herausgeber der Frankfurter Anthologie (jeweils 60 Gedichte mit Interpretationen). In den Jahren 1989 und 1990 edierte er die dreibändige Reihe Romane von gestern, heute gelesen. Auch betreute er die Schriften Alfred Polgars und Wolfgang Koeppens. 1997 verlieh die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität Reich-Ranicki die Ehrendoktorwürde. Nach Uppsala, Augsburg und Bamberg war dies für den Literaturkritiker die vierte Auszeichnung dieser Art.

In den neunziger Jahren erschienen zahlreiche Essays und Aufsatzsammlungen Reich-Ranickis, darunter solche zu Hilde Spiel, Thomas Mann, Max Frisch, Thomas Bernhard, Günter Grass, Martin Walser, Heinrich Böll, Vladimir Nabokov sowie zur deutschen Literatur der DDR (Ohne Rabatt. Über Literatur aus der DDR, 1991). Weitere Werke des Autors sind Deutsche Literatur in Ost und West (1963, erweitert 1983), Lauter Verrisse (1970, erweitert 1984), Entgegnung. Zur deutschen Literatur der siebziger Jahre (1979), Herz, Arzt und Literatur (1987), Lauter Lobreden (1989), Der doppelte Boden (1992), Die Anwälte der Literatur (1994), Die verkehrte Krone. Über Juden in der deutschen Literatur (1995) und Der Fall Heine (1997). 1999 veröffentlichte Reich-Ranicki seine Autobiographie Mein Leben, die zum Bestseller wurde. Im gleichen Jahr wurde ihm der Hessische Kulturpreis verliehen.


    Marcel  Reich-Ranicki - Mein LebenKurzzusammenfassung:
    Reich-Ranickis Autobiographie ist Bekenntnis und Darstellung in einem, eine zeitkritische Chronik und zugleich die Geschichte einer Ehe, es ist ein Buch über die Literatur und nicht zuletzt über die Liebe. Ob der Autor es wollte oder nicht, es ist ein Epochenbuch geworden, ein Deutschlandbuch, geschrieben von einem, der nicht ohne Trotz erklärt: “Wohin ich kam, da war deutsche Literatur.”

Rezension:
Marcel Reich-Ranicki, viel bewundert und viel gescholten, ist so bekannt und populär, so einflußreich und schließlich auch so umstritten wie wohl nie ein deutscher Kritiker zuvor. Mit seinem “Literarischen Quartett” beweist er seit 1988, daß die Vermittlung von anspruchsvoller Literatur im Fernsehen höchst unterhaltend sein kann. Was steck hinter Reich-Ranickis unvergleichlichem Aufstieg, hinter diesem verblüffenden Erfolg?


Als er, kaum neun Jahre alt, aus seiner polnischen Geburtsstadt Wloclawek nach Berlin übersiedelt, verabschiedet ihn seine Lehrerin mit den Worten: “Du fährst, mein Sohn, in das Land der Kultur.” Doch da Land der Kultur stellt sich schon dem Kind nicht ohne düstere Seiten dar. Wie ein roter Faden zieht sich diese widerspruchsvolle Erfahrung durch sein weiteres Leben: Das Glück, das er deutschen Literatur verdankt, der deutschen Musik und dem deutschen Theater, scheint untrennbar verknüpft mit der Angst vor der deutschen Barbarei.
Im Jahre 1938 wird Reich-Ranicki nach Polen deportiert. Als Jude erfährt er im Warschauer Ghetto die schrecklichsten Demütigungen, die Menschen Menschen bereiten können. Zusammen mit seiner Frau Tosia überlebt er das Inferno. Im Polen der Nachkriegsjahre wird er Kommunist und Zeuge des größten Verrats an der Idee einer gerechten Gesellschaft. 1958 kehrt er nach Deutschland zurück und wird beinahe sofort als Kritiker anerkannt.

In diesem Buch bewährt sich Reich-Ranicki als temperamentvoller und anschaulicher Erzähler. Farbig, pointiert und anekdotenreich schildert er die Stationen seines so bewegten wie bewegenden Lebens. Er berichtet über die “Gruppe 47”, er beschreibt seine Jahre als ständiger Kritiker bei der “Zeit” und später als Literaturchef bei der “Frankfurter Allgemeinen”, er erinnert sich an Begegnungen mit Bertolt Brecht und Anna Seghers, mit Ingeborg Bachmann, Elias Canetti und Thomas Bernhard, mit Böll, Koeppen, Frisch, Grass und vielen anderen. So skizziert er ein ebenso aufschlußreiches wie überraschendes Bild des literarischen Lebens in Deutschland.

ISBN 3421051496, ©2001 Robert Morten

David Baddiel - Ab ins Bett!
Kurzbiographie:
David Baddiel ist in England bekannt geworden durch die Comedy-Show “The Fantasy Football League”, die inzwischen Kultstatus (und über 6 Millionen Zuschauer) erreicht hat. Er erhielt den “Writer Guild Award” und den “Radio Times Comedy Award” für die beste Performance in der Sparte TV-Comedy. Zusammen mit Frank Skinner verfaßte er die Hymne zur Europameisterschaft 1996 “Football is coming home”, die wochenlang die Charts anführte. “Ab ins Bett” ist sein erster Roman. David Baddiel lebt in London.


    David  Baddiel - Ab ins Bett!Kurzzusammenfassung:
    Gabriel Jacoby kann nicht schlafen. Das ist ein Problem, aber nicht sein größtes. Er ist unsterblich verliebt. In eine Frau, die er nicht haben kann. In Alice, die Frau seines Bruders. Kein Wunder, das er schlaflos ist und überhaupt keine Lust zum Arbeiten hat. Nur sein Kumpel Nick, mit dem er Wohnung, die Leidenschaft für Fußball, Fernsehen und Pornovideos teilt, weiß von Gabriels geheimer Obsession. Was tun? Ein Leben lang davon träumen, daß “the girl in your heart” endlich “the girl in your arms” wird? Kein Ausweg, nirgends. Doch dann kommt Diana aus New York zurück, Alices Schwester. Sieht sie ihr ähnlich? Wäre das vielleicht eine Lösung?

    David Baddiel erzählt in “Ab ins Bett!” mit großem Witz eine sehr komische Liebesgeschichte. Sex, Videos und Fußball; die Männerwohngemeinschaft; die jüdische Verwandtschaft; die Katze, die nicht schnurren will; ein ungewohnter Joint und seine Folgen; ganz abgesehen von Schizo-Barry und einem versehentlich im Tofu gelandeten Frosch - so entsteht ein wunderbar erotischer Roman, “der perfekte Begleiter für schlaflose Nächte”.

Rezension:

ISBN 3499224194, ©2001 Robert Morten

Joe Fiorito - Die Stimmen meines Vaters
Kurzbiographie:
Joe Fiorito, als Enkel italienischer Einwanderer im kanadischen Thunder Bay geboren, lebt in Toronto. Seine journalistischen Arbeiten genießen in Kanada Kultstatus und wurden in zwei Büchern zusammengefaßt, “Comfort me with apples” (1994) und “Tango on the main” (1996). “Die Stimmen meines Vaters” ist sein literarisches Debüt.


    Joe  Fiorito - Die Stimmen meines Vaters Kurzzusammenfassung:
    Ein Mann wacht am Bett seines Vaters und läßt sich zu letztenmal all die Geschichten seiner italienischstämmigen Einwandererfamilie erzählen, die ihn seit seiner Kindheit begleitet haben. Zum Lachen heiter, zum Weinen traurig und voller Leben, Liebe, Tod: “Die Stimmen meines Vaters” ist das ergreifende Portrait eines Postboten und Tanzkapellenmusikers, der trotz aller Armut leidenschaftlich zu leben verstand.

Rezension:

ISBN 3828601162, ©2001 Robert Morten

Victor Klemperer - LTI (Lingua Tertii Imperii)
Kurzbiographie:
Klemperer, Victor (1881-1960) Romanist. International bekannt wurde er durch seine Autobiographie Curriculum Vitae. Erinnerungen 1881-1918 (posthum 1989).

Klemperer wurde am 9. Oktober 1881 in Landsberg/Warthe geboren und arbeitete von 1905 bis 1912 als Journalist in Berlin; seit 1920 lehrte er Romanistik an der Technischen Hochschule Dresden. 1935 wurde der zum Protestantismus konvertierte Jude Klemperer im Zuge der Nürnberger Gesetze seines Professorenamtes enthoben, später zur Zwangsarbeit verpflichtet. Klemperer, der diese Jahre nur dank seiner Ehe mit einer Nichtjüdin überlebte, konnte in den Wirren des Luftangriffs auf Dresden im Februar 1945 nach Bayern fliehen. Im Sommer 1945 nahm er seine Vorlesungen wieder auf, er lehrte in Dresden, Greifswald, Berlin und schließlich bis zu seinem Tod in Halle. Er starb am 11. Februar 1960 in Dresden.

Wichtigstes und bekanntestes Werk Klemperers ist das 1947 erschienene „Notizbuch eines Philologen" LTI (lateinisch Lingua Tertii Imperii: Sprache des Dritten Reiches), das - auf minutiösen Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1933 bis 1945 basierend - den Sprachgebrauch dieses totalitären Systems kritisch analysiert. Die Tagebücher bilden auch die Grundlage seiner Autobiographie Curriculum Vitae. Erinnerungen 1881-1918, die erst 1989 erschien. 1995 wurden unter großem Aufsehen seine Tagebücher von 1933 bis 1945 (Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten) herausgegeben; die weltweit erstaunliche Rezeption zeigt sich u. a. in der Vergabe der deutschen Filmrechte und im Verkauf der Übersetzungslizenzen an verschiedene ausländische Verlage. 1999 wurde eine Fernsehverfilmung von Klemperers Leben ausgestrahlt.


    Victor  Klemperer - LTI (Lingua Tertii Imperii) Kurzzusammenfassung:
    “LTI” - Lingua Tertii Imperii - nannte K. sein schwierigstes Buch. Es hat den Autor, gleich gelehrt in der Romanistik, Germanistik und vergleichenden Literaturwissenschaft, über die Grenzen Europas hinaus auch bei einem ungelehrten Publikum bekannt gemacht. Nicht nur, weil es die erste profunde Kritik der “Sprache des Dritten Reiches” ist, nicht nur, weil es Klemperers glückliche Gabe, schwierige Gegenstände interessant, ja spannend darzustellen, offenbart. Vor allem ist es ein erschütterndes document humain aus grauenvollen Jahren seines Lebens, die er ohne die unbeirrbare Besinnung auf die nüchtern-distanzierte, oft sogar heiter wirkende Haltung des Wissenschaftlers kaum überstanden hätte - unbedingt lesen.

Rezension:

ISBN 3379001252, ©2001 Robert Morten

Cees Noteboom - Allerseelen
Kurzbiographie:


    Cees  Noteboom - AllerseelenKurzzusammenfassung:
    “Er hatte eine Frau gehabt und er hatte ein Kind gehabt, doch weil sie bei einem Flugzeugunglück umgekommen waren, besaß er jetzt nur noch Fotos, auf denen sie jedesmal, wenn er sie anschaute, sich wieder etwas weiter entfernt hatten.”

    Cees Nootebooms Roman seiner Suche nach der verlorenen Zeit ist vieles in einem, Berlin-Roman, philosophischer Essay und Liebesgeschichte, und es gelingt ihm etwas durchaus seltenes: zu unterhalten und zu belehren.
    Wer diesen Roman genießen möchte, sollte sich Zeit nehmen - wer ihn schnell liest, verliert seine Zeit.

Rezension:

ISBN 3518410504, ©2001 Robert Morten

Günter Grass - Die Blechtrommel
Kurzbiographie:
Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, absolvierte nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft eine Steinmetzlehre, studierte dann Grafik und Bildhauerei in Düsseldorf und Berlin. 1956 erschien der erste Gedichtband mit Zeichnungen, 1959 der erste Roman "Die Blechtrommel". 1999 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Grass lebt in der Nähe von Lübeck.


    Günter  Grass - Die Blechtrommel Kurzzusammenfassung:
    Nun hat er ihn also doch noch bekommen, den Nobelpreis. 40 Jahre nach Erscheinen “Der Blechtrommel” wird nach Heinrich Böll mit Grass der zweite deutsche Autor nach dem zweiten Weltkrieg mit dem bedeutendsten Literaturpreis der Welt ausgezeichnet. Zu Recht? Ich meine ja, nur der Zeitpunkt ist ebenso unglücklich gewählt wie die Begründung. Grass wurde zu unrecht für sein Gesamtwerk geehrt und eben nicht für seinen epochalen Erstling. Der wiederum hätte schon 1960 prämiert werden müssen. So bleibt der schale Beigeschmack, die Jury hätte einen Fehler der Vergangenheit zu spät korrigiert. Die Qualität des Romans bleibt unbestritten. Deshalb: Noch mal lesen.

Rezension:
Für viele war wohl die großartige Schlöndorff-Verfilmung Anlaß, nun endlich auch einmal das Buch zur Hand zu nehmen. Erstaunlich. Beim Lesen nehmen augenblicklich die Filmfiguren ihre Plätze ein. Das spricht für Schlöndorff. Nicht auszudenken, hätte man die Aufgabe einem minderen Regisseur übertragen. Dann stünde uns jetzt bei Alfred Matzerath statt Adorf vielleicht Joachim Fuchsberger vor Augen.

Grass nimmt sich in seinem nach wie vor erfolgreichsten Buch Die Blechtrommel alle Zeit der Welt. Kaschubische Weiten, Kartoffeläcker und das Danzig um die Jahrhundertwende werden episch vor uns ausgebreitet. Anders als im Film, endet Oskar in der Irrenanstalt und erzählt nun als 30jähriger seine Geschichte. Ein deutsches Fresko. Weltgeschichte von unten, aus den Augen des kleinen Oskar Matzerath gesehen, der an seinem dritten Geburtstag beschließt, sich der Erwachsenenwelt zu entziehen und von nun an nicht mehr weiterzuwachsen. Man schenkt ihm eine Blechtrommel, die sein lebenslänglicher Begleiter sein wird. Oskar hat nun die Freiheit des Narren. Er stört, er mahnt und kommentiert, einem Rufer in der Wüste gleich, mit seiner kleinen Blechtrommel die schlimmsten Jahre unseres Jahrhunderts.

1958, bei seinem Erscheinen, war der Roman ein sofortiger Erfolg. Fast schon ein Fluch für einen Schriftsteller, mit seinem zweiten Werk Weltberühmtheit zu erlangen, nur um anschließend ein Leben lang an dieser Leistung gemessen zu werden.

ISBN 3882436921, ©2001 Robert Morten

Ingo Schulze - Simple Stories
Kurzbiographie:
Ingo Schulze, 1962 in Dresden geboren, studierte 1983 bis 1988 klassische Philologie in Jena. Anschließend war er bis 1990 Dramaturg am Landestheater Altenburg, dann in einer Zeitungsredaktion tätig. Diese Arbeit führte ihn 1993 für ein halbes Jahr nach Sankt Petersburg. Seither lebt er als freier Autor in Berlin. Für sein erstes Buch, “33 Augenblicke des Glücks”, wurde Ingo Schulze 1995 mit dem Alfred-Döblin-Förderpreis, dem Ernst-Willner-Preis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs sowie dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet.


    Ingo  Schulze - Simple StoriesKurzzusammenfassung:
    "Dies ist eine Prosa, die virtuos mit vorgegebenen Formen spielt, die verschiedene Sprachen spricht. ... Wie dieser Autor in seine künftigen Texte hinein- und daraus hervortreten wird, dürfte eine der spannendsten Fragen der gegenwärtigen literarischen Landschaft sein."
    (Helmut Böttiger, Frankfurter Rundschau)

Rezension:

ISBN 3827000513, ©2001 Robert Morten

Nick Hornby - About a boy
Kurzbiographie:
Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete als Lehrer. Nach dem Erfolg von “Fever pitch” konnte er sich ganz dem Schreiben widmen. Mit seinen Romanen “Fever pitch - Ballfieber” und “High fidelity”, die beide verfilmt wurden, feierte er sensationelle Erfolge. Nick Hornby lebt heute im Norden Londons.


    Nick  Hornby - About a boy Kurzzusammenfassung:
    Ein Roman über Singles, Väter, Mütter und Kinder, denen das Leben manchmal hart zusetzt und die sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. Hornbys entwaffnender Humor und seine immer wieder durchscheinende Liebe zur Popkultur machen “About a boy” zu einem großen Lesevergnügen.

Rezension:

ISBN 3462027379, ©2001 Robert Morten





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