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Headline:Leitfaden Ökologischer Landbau in Werkstätten für Behinderte
Stichwort:Biolandbau
Rubrik:Nachhaltige Entwicklung
Datum:5.April.2001, 14:52
Text:Projekt "Leitfaden Ökologischer Landbau in Werkstätten für Behinderte"
Ausgangslage:

Der "Ökologische Landbau, wie er in Deutschland nach den Rahmenrichtlinien der AGÖL praktiziert wird, entspricht dem Leitbild einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion am ehesten", stellt das Umweltbundesamt in der Studie "Nachhaltiges Deutschland" (Berlin, 1997, S. 137) fest. Schutz des Grundwassers vor dem Eintrag von Nitrat und Pflanzenschutzmitteln, Klimaschutz durch weniger energieintensive Wirtschaft und Beitrag zum Artenschutz sind anerkannt umweltrelevante Vorteile des Ökologischen Landbaus.

Neben dem Schutz der Umwelt bedeutet Nachhaltigkeit auch, daß die in diesem Bereich tätigen Menschen auf Dauer einer befriedigenden Tätigkeit nachgehen, die sich wirtschaftlich trägt. Auch hier weist der Ökologische Landbau eindeutige Vorteile auf. Der Agrarbericht der Bundesregierung belegt, daß ökologisch bewirtschaftete Betriebe wirtschaftlich arbeiten. Eine Studie der Fachhochschule Nürtingen zeigt zudem, daß auf ökologisch bewirtschafteten Betrieben mehr Arbeitsplätze als auf den vergleichbaren konventionellen Betrieben entstehen (S. Rapp: Veränderungen der betrieblichen Parameter (insbesondere Arbeitskräfte) bei der Umstellung auf ökologischen Landbau am Beispiel von Bioland, Diplomarbeit an der Fachhochschule Nürtingen bei Prof. Dr. B. Elers).

Für die Arbeit mit geistig behinderten Menschen weist der Ökologische Landbau eindeutige Vorteile auf:

Durch den Verzicht auf chemische Hilfsmittel wird die Arbeitssicherheit erhöht.

Es entstehen sinnvolle Arbeitsplätze, die auf konventionellen Betrieben durch den Einsatz von Chemie wegrationalisiert werden.

Durch den Verzicht auf externe Hilfsmittel ist der Ablauf von Düngen, Säen, Wachsen und Ernten auf einem ökologisch bewirtschafteten Betrieb viel eher begreifbar als auf einem konventionellen Betrieb.

Durch angemessene Preise können sich ökologisch bewirtschaftete Betriebe besser am Markt behaupten.

Da Direktvermarktung z.B. mit Hofläden auf Öko-Betrieben besonders ausgeprägt ist, wird eine Isolation der landwirtschaftlichen Bereiche der WfB vermieden.

Der Ökologische Landbau erfreut sich einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung.

So ist es nicht verwunderlich, daß ein Großteil der Werkstätten für Behinderte mit einem landwirtschaftlichen Bereich ökologisch wirtschaften. Eine Befragung der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau aus dem Jahre 1993 hatte folgendes Ergebnis:

Von 66 Betrieben, die den Fragebogen ausgefüllt zurückgeschickt haben (94 Betriebe wurden angeschrieben), wirtschafteten 41 Betriebe, also 62 %, ökologisch. Bedenkt man, daß bundesweit derzeit etwa 2 % der landwirtschaftlichen Betriebe ökologisch bewirtschaftet werden, erkennt man die hohe Priorität, die die ökologische Wirtschaftsweise in Werkstätten für Behinderte genießt. Vergegenwärtigt man sich weiterhin, daß es in der Bundesrepublik ca. 1200 Werkstätten für Behinderte gibt und nur etwa 100 Betriebe davon einen landwirtschaftlichen Bereich haben, wird deutlich, daß bei Eignung dieses Bereichs ein großes Potential besteht, neue ökologisch bewirtschaftete Bereiche zu etablieren.

Problemstellung:

Werkstätten für Behinderte stehen zunehmend vor dem Problem, Aufträge zu bekommen, die einerseits wirtschaftlich tragfähig und andererseits mit den heilpädagogischen Ansprüchen einer Werkstätte für Behinderte vereinbar sind. In Zeiten zunehmender Konkurrenz durch Globalisierung und Mechanisierung geraten Werkstätten für Behinderte in Konkurrenz mit Maschinen oder einer preiswerten Produktion im Ausland. Dementsprechend überlegen viele Werkstätten für Behinderte, wie sie ihr Dienstleistungsangebot ausweiten können, um durch Qualitätsproduktion der Austauschbarkeit zu entgehen. Hier bietet sich der Ökologische Landbau und die entsprechende Veredelung von Rohprodukten zu Brot, Wurst, Käse oder auch vorbereitetem Gemüse für Großküchen an. Daß trotz der oben genannten idealen Verknüpfung mit der Behindertenarbeit noch nicht mehr Werkstätten für Behinderte einen ökologischen Landwirtschaftsbereich einrichten wird damit begründet, daß es zu wenig Kenntnisse über die betriebswirtschaftlichen, produktionstechnischen, vermarktungstechnischen und strukturellen Voraussetzungen für die Einrichtung solch eines Bereiches gibt. Die oben erwähnten ökologischen Betriebe, die jetzt schon einer Werkstatt für Behinderte integriert sind, werden als Einzelfälle angesehen und eine Übertragbarkeit auf die jeweils eigene Einrichtung in Frage gestellt. Außerdem werden selbst von Betrieben, die jetzt schon im Rahmen einer Werkstatt für Behinderte ökologisch wirtschaften, Wissensdefizite beklagt, wie die oben genannte Befragung der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau zeigte:

Jeweils die Hälfte nannte Vermarktung, die Stellung in der Werkstatt für Behinderte als Gesamtunternehmen und geeignete Produktionsverfahren bei der Frage, ob es Beratungsbedarf gibt. Über 70 % nannten Fragen der Wirtschaftlichkeit, die nur unzureichend geklärt sind. Daraus entsteht Unsicherheit bei den derzeit bestehenden ökologisch bewirtschafteten Betrieben im Rahmen für Werkstätten für Behinderte, die potentielle Interessenten von einer Umstellung abhalten. An diesem Punkt setzt das vorliegende Projekt an.

Zielsetzung:

Es soll ein Leitfaden für Werkstätten für Behinderte erarbeitet werden, der praxisnahe Hinweise, Beispielsbeschreibung und Checklisten zur Verfügung stellt, wie ein ökologisch bewirtschafteter Bereich im Rahmen einer Werkstatt für Behinderte optimiert oder neu eingerichtet werden kann. Damit richtet sich der Leitfaden an Betriebe, die schon ökologisch bewirtschaftet werden, an die (ca. 70) Betriebe, die einen landwirtschaftlichen Bereich haben, aber noch nicht ökologisch wirtschaften (ca. 30) sowie an etwa 1100 Werkstätten für Behinderte, die noch keine landwirtschaftliche oder gartenbauliche Tätigkeit betreiben. Das Ziel des Leitfadens ist es, zu einer Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Fläche im Rahmen von Werkstätten für Behinderte beizutragen. Flankierend zur Herausgabe des Leitfadens werden 4 Workshops (Süd, Mitte, Nord, Ost) angeboten, um die Ergebnisse des Leitfadens der Zielgruppe zu präsentieren. Diese Präsentation soll in Zusammenarbeit mit der evangelischen Akademie Altenkirchen durchgeführt werden, mit der die AGÖL schon seit 5 Jahren Seminare und Tagungen für Werkstätten für Behinderte durchführt (z.B. Tagungen zum Thema Gartenbau, Arbeitszufriedenheit oder Behindertenarbeit im landwirtschaftlichen Bereich in den neuen Bundesländern).

Projektträger:

Projektträger ist die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) in Darmstadt.

Quelle:Stiftung Oekologie und Landbau
Link:www.soel.de

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