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Headline:Werden gentechnikfreie Produkte vom Schweizer Markt verdrängt?
Stichwort:Gentechnologie
Rubrik:Technologie
Datum:18.September.2001, 17:40
Text:Studie bestärkt WWF in seiner Forderung nach Moratorium für Gentechnik in der Landwirtschaft

Würde die kommerzielle Anwendung der Gentechnik in der Schweizer Lebensmittelproduktion zugelassen, hätte dies Konsequenzen für die gesamte inländische Marktstruktur sowie die Exportchancen einheimischer Produkte. Der herkömmliche gentechfreie Anbau müsste mit einem Verlust von Marktanteilen rechnen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die der WWF Schweiz bei einer unabhängigen Beratungsfirma in Auftrag gegeben hat. Dieses Resultat bestätigt den WWF in seiner Forderung nach einem Moratorium für die kommerzielle Anwendung gentechnisch veränderter Organismen.

Die Zulassung der Gentechnik in der Lebensmittelproduktion beeinflusst nicht nur Betriebe, die selber gentechnisch veränderte Organismen (GVO) anbauen wollen, sondern auch alle anderen Landwirtschaftsbetriebe. Die Studie rechnet für den Fall der Zulassung von GVO mit einer ausgeprägten Marktpolarisierung zu Gunsten von GVO und Bio-Produkten. Mit einem Verlust von Marktanteilen rechnen müssten demgegenüber die gentechfreie herkömmliche und die IP-Produktion.

Eine Zulassung stellt die Bauern vor die Frage, ob sie sich für oder gegen den Einsatz von Gentechnik entscheiden sollen. Dabei werden sie mit verschiedenen Problemen konfrontiert:


Auskreuzungsgefahr: Alle Landwirte (auch Bio-Bauern), die ohne Einsatz von Gentechnik produzieren, laufen Gefahr, dass sich gentechnisch veränderte Nachbarkulturen mit ihren eigenen Pflanzen auskreuzen. Dass ein Nebeneinander von GVO und gentechfreier Produktion in der kleinräumigen Schweiz überhaupt möglich ist, wird von anderen Studien bezweifelt.
Glaubwürdigkeit der Produkte: Wird die Gentechlandwirtschaft zugelassen und bauen nur schon wenige Bauern gentechnisch veränderte Nutzpflanzen an, verlieren auch herkömmlich produzierte Lebensmittel ihre Glaubwürdigkeit. Dies würde das Image der einheimischen gentechfreien Lebensmittelprodukte auf dem in- und vor allem ausländischen Markt schädigen und damit ihre Exportchancen negativ beeinflussen. Mit einem Moratorium hingegen könnte sich die Schweiz auf dem Europäischen Markt als «gentechfreie Insel» profilieren.
Die Studie legt ausserdem dar, dass Konsumentinnen und Konsumenten nur dann bereit wären, GVO-Produkte zu kaufen, wenn diese einen Mehrnutzen gegenüber herkömmlichen Produkten aufweisen. Ein solcher Nutzen wird von den Anbietern zwar in Aussicht gestellt, konnte aber bislang nicht realisiert werden.

Von einer Zulassung des GVO-Anbaus würden in erster Linie die Anbieter von gentechnisch veränderten Produkten profitieren. Auch die Anbieter von Label-Produkten im In- und Ausland könnten sich, als letzte «Hüter der Gentechfreiheit», profilieren.

Will man eine solche Marktpolarisierung in Gentech-Produkte einerseits und Labelprodukte andrerseits vermeiden, so muss, so lange dies möglich ist, eine nationale Strategie der gentechfreien Produktion gewählt werden - nur so behält die Marke Schweiz ihre Glaubwürdigkeit dank Produkten von hoher Qualität, Naturbelassenheit und Gentechfreiheit. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass eine «Insellösung» langfristig aufrechterhalten werden kann.

Bernadette Oehen vom WWF Schweiz sieht aufgrund der Studie das Engagement des WWF für ein Moratorium gentechnisch veränderter Organismen bestätigt: «Wir erwarten vom Nationalrat, dass er im Herbst die Diskussion um ein Moratorium wieder aufnimmt und den diesbezüglich negativen Entscheid des Ständerates korrigiert. Nicht nur im Interesse von Produzenten und Konsumenten, sondern auch im Interesse der Umwelt. Es gibt keine überzeugenden Gründe für eine vorschnelle Anwendung gentechnisch veränderter Rohstoffe in der Lebensmittelproduktion. Ein Moratorium hingegen entspricht dem Wunsch von Konsumentinnen und Konsumenten nach gentechfreien Lebensmitteln, gibt der einheimischen Landwirtschaft, die gentechfrei produzieren will, eine Chance und lässt Raum für die dringend notwendige Risikoforschung.»


Quelle:WWF Schweiz
Link:www.wwf.ch

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