| Titel_kurz | Meldung | Datum ^ | Maulkorb und Leine machen Hunde gefährlich | Tiere haben Verhaltensstörungen
Verhaltensbiologin Dorit Feddersen-Petersen: "Maulkorb und Leine machen Hunde gefährlich"
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Freilaufende Hunde sind seltener aggressiv. Foto: Archiv
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Münster (rpo). Auch wenn selbst die gefährlichsten Hunde mit Maulkorb wenig
Furcht einflößend wirken: Der Schein trügt. Verhaltensforscher haben jetzt
erkannt, dass die Vierbeiner mit Leine und Maulkorb besonders gefährlich sind.
Der Zwang zu Maulkorb und Leine kann nach Meinung von Verhaltensforschern bei
Hunden zu Verhaltensstörungen führen. Die Tiere könnten dann nicht mit ihren
Artgenossen kommunizieren und soziales Verhalten lernen. "So produziert man
wirklich gefährliche Tiere", sagte Verhaltensbiologin Dorit Feddersen-Petersen
(Universität Kiel) am Donnerstag in Münster vor dem Hintergrund aktuellen
Diskussion über so genannte Kampfhunde in der Öffentlichkeit.
Ein Hund an der Leine könne sein Umfeld nicht einfach über seinen Geruchssinn
erkunden. Auch ist es nach Worten Feddersen-Petersens für Hunde wichtig, sich zu
beschnuppern und danach gegenseitig an der Nase zu lecken. Mit einem Maulkorb
ist dieses soziale Verhalten hingegen nicht möglich. Bereits als Welpe müsse
jeder Hund mit seinen Artgenossen lernen, Konflikte zu bewältigen. Dazu müsse er
sich aber frei bewegen können.
Bei der ersten europäischen Konferenz für Verhaltensbiologie diskutieren bis
Sonntag mehr als 400 Verhaltensbiologen aus 34 Ländern in Münster ihre
Erkenntnisse zum Thema "Konflikt und Konfliktbearbeitung". Dieser
Gedankenaustausch über die Forschungsergebnisse biologischer Ursachen und
Konsequenzen des Verhaltens soll künftig alle zwei Jahre stattfinden. "Als Stadt
des Westfälischen Friedens ist Münster ein Symbol für Konfliktlösung", sagte
Tagungsleiter Norbert Sachser.
Quelle:
RP-Online
| 01.08.02, 17:33 |
Sissy und Charlie ein Herz und eine Seele |
"Sissy" und "Charlie" ein Herz und eine Seele
Von Carola Alge
Wie ein Flitzebogen jagen "Sissy" und "Charlie" dem roten Ball quer durch den
Garten hinterher. Der schwarze Rüde ist schneller, hat das Spielzeug zuerst im
Maul. Auch ein sanfter Stubser seiner Kameradin mit der Schnauze kann ihn
erstmal nicht dazu animieren, die "Beute" mit ihr zu teilen oder sie gar
abzugeben. Dafür bekommt die schneeweiße Schäferhündin eine extra Portion
Streicheleinheiten von Elke Erler und Frank Fredewehs, die das Spiel ihrer
beiden Vierbeiner zufrieden lächelnd beobachten.
"Keinen der beiden würde ich wieder hergeben", sagen die Meppener unisono,
die über die Rubrik "Ich suche ein Zuhause" in unserer Zeitung auf die Tiere
aufmerksam geworden sind. "Kann man diesem Hund widerstehen?", fragt die
31-Jährige und zeigt auf das Foto des entsprechenden Ausschnitts aus der
"Meppener Tagespost" vom 28. März vergangenen Jahres. Unter der Überschrift
"Getreten und misshandelt" war darin damals das Schicksal "Charlies" publik
gemacht worden. "Charlie", der da noch "Chuck" hieß, war bei einem Trinkgelage
von Landstreichern in Haren auf offener Straße getreten und misshandelt worden.
Eine Passantin fand den vier Monate jungen Mischlingswelpen auf einer Bank vor
dem Harener Rathaus und brachte ihn zum Hundeheim des Tierschutzvereins Meppen
in Wesuwe.
Noch am gleichen Morgen rief Elke Erler beim Tierschutzverein an. Sie
vereinbarte für mittags einen Besuchstermin und fuhr am späten Nachmittag erneut
mit ihrem Lebensgefährten dorthin. Beide waren von "Charlie" begeistert. Um aber
keine voreilige Entscheidung zu treffen, schliefen sie eine Nacht darüber, bis
am nächsten Morgen fest stand: Er kommt zu uns.
Bereut haben sie die Entscheidung nie. "Er hat so einen super Charakter, ist
absolut lieb", betont die Sonderschullehrerin, die bereits vorher 15,5 Jahre
eine Mischlingshündin hatte- aus dem Tierheim in Lingen. Bei "Charlie" fand sie
die Wesenseigenschaften, die sie bei diversen Hunden, die sie sich vorher bei
Züchtern angeschaut hatte, vermisste. "Es war wirklich ein Zufall, dass Charlie'
genau zu der Zeit in der Zeitung stand, als wir einen neuen Hund gesucht haben",
sagt Elke Erler.
Um den sozialen Kontakt zu anderen Vierbeinern zu fördern, gehen Elke Erler
und Frank Fredewehs regelmäßig zur Hundeschule in Haren-Emen. Dort wurden sie
auch auf die aus Griechenland stammende Hündin "Sissy" aufmerksam, die sie kurz
vor Weihnachten im Hundeheim in Wesuwe besuchten. "Während alle anderen von den
Kleinen begeistert waren, habe ich nur Augen für Sissy' gehabt", erinnert sich
die 31-Jährige, der zu diesem Zeitpunkt das erste Mal der Gedanke kam, einen
zweiten Hund zu sich nach Hause zu nehmen.
Die heute ca. zweieinhalb Jahre alte weiße Schäferhündin war mit ihren sechs,
damals acht Wochen jungen Welpen aus ihrer ursprünglichen Heimat Chalkidiki nach
Deutschland gekommen. Sie hätten in Griechenland mit Ende der Saison keine
Chance gehabt, den Winter zu überleben, da die Touristen fehlten, die sich sonst
um den auf der Straße lebenden Hundenachwuchs kümmern. Durch persönliche
Kontakte zum Chalkidikischen Tierschutzverein "Animal Peace" wurde sie mit ihrem
Nachwuchs nach Deutschland gebracht, nachdem das nordrheinwestfälische
Umweltministerium dem Meppener Tierschutzverein die Einfuhrerlaubnis erteilt
hatte.
Der Gedanke an einen Zweithund festigte sich bei Elke Erler und Frank
Fredewehs. Probeweise holten sie "Sissy" einen Tag zu sich nach Hause, um vor
allem auch zu sehen, wie "Charlie" sich mit ihr verstehen würde. Der reagierte
"total aufgeregt und hibbelig", so dass die Hündin schweren Herzens ins Tierheim
zurück gebracht wurde. Als sie ein paar Wochen später jedoch unter der Rubrik
"Ich suche ein Zuhause" in der "Meppener Tagespost" (über die allein in diesem
Jahr bisher bereits mehr als 50 Hunde vermittelt wurden) zu finden war, stand
für die Tierfreunde aus der Kreisstadt fest: Sissy' kommt doch uns".
Bereut haben sie auch diese Entscheidung nicht, denn längst sind "Charlie"
und "Sissy" unzertrennliche Spielgefährten, die viel voneinander profitieren und
den ganzen Tag gemeinsam verbringen. Einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen, dem
Schwimmen, konnten sie dabei gerade im Urlaub auf dem Land bei Brandenburg
nachgehen. "Beide sind richtige Wasserratten", zeigt Frank Fredewehs schmunzelnd
auf ein Foto, auf dem sie einträchtig nebeneinander schwimmen. Sie wieder zu
trennen, käme ihren Leuten nicht in den Sinn. "Wir sind froh, dass wir beide
über diese Rubrik in der Zeitung, die richtig super ist, gefunden haben".
Nur gute Erfahrungen hat auch die Familie Jahn aus Meppen-Schwefingen
gemacht. Nachdem ihr Hund "Flöckchen", ebenfalls aus dem Tierheim geholt, mit 16
Jahren gestorben war, stand für sie fest: Der Nachfolger kommt ebenfalls aus dem
Tierheim. Mit "Bo" fanden sie dort im vergangenen Februar einen Mischling, der
wegen der Trennung seiner Besitzer abgegeben worden war. Schnell bekam der jetzt
fünf Jahre alte Rüde von seinen neuen Leuten den Beinamen "der Professor", weil
er "immer so besinnlich und aristokratisch wirkt", erzählt Sylvia Jahn mit
breitem Lachen, während "Bo" seinem Titel alle Ehre macht und sich, das
Wohnzimmer gut überblickend, auf dem großen weißen Sofa breit macht.
Dort merkt man ihm nichts von seiner großen Furcht an, die er Fremden
gegenüber hat. "Seine Angst vor allem und insbesondere Männern gegenüber war zu
Anfang so schlimm, dass Briefträger und Handwerker keine Chance hatten",
berichtet Johannes Jahn. Ein bisschen Sicherheit gegeben hat ihm "Lilli", eine
jetzt 14 Monate alte Fundhündin aus Lathen, die Ostern dieses Jahres dazu kam.
"Wir sind sowieso tierverrückt, und als uns eine Nachbarin den
Zeitungsausschnitt zeigte, wollten wir Lilli' unbedingt haben. Sie sah unserem
Bo' so schön ähnlich- und das nicht nur wegen ihrer schiefen Nase", schmunzelt
Sylvia Jahn, die sich selbst als "tierverrückt" bezeichnet.
"Lilli" hielt, was der Bericht in der Zeitung versprochen hatte. Der
Mischling ist der kleine Wirbelwind geblieben, der es schon im Tierheim liebte,
mit viel zu großen Kauknochen und Spielsachen durch die Gegend zu flitzen. "Sie
ist ein richtiges Kind, das am liebsten den ganzen Tag nur spielen würde", sagen
die Jahns und sehen amüsiert zu, wie die Hündin mit den Söhnen Joel und David um
einen roten Igel "kämpft". "Sie ist einfach nur positiv", attestieren die neuen
Besitzer, die froh darüber waren, dass die erste Begegnung zwischen "Bo" und
"Lilli" so positiv verlief und sich beide "vor Freude angejodelt haben".
Diese "Liebe auf den ersten Blick" der beiden Vierbeiner hat gehalten. "Sie
spielen viel zusammen und toben bei den Spaziergängen miteinander", erzählt ihre
neue Familie, die "jederzeit wieder Hunde aus dem Tierheim holen würde". "Sie
sind so klasse drauf, ergänzen sich gut, lernen voneinander. Und sie geben einem
so viel, gerade wenn man mal schlecht drauf ist", ist Sylvia Jahn von den beiden
Rackern, die auch von der Größe her optimal zu den Kindern passten, ganz
begeistert. "Lilli" scheint das Kompliment gefallen zu haben. Wie eine Gazelle
hüpft sie freudig durch das Wohnzimmer und hat dort nur ein Ziel: Das große
Quietschhuhn zu erwischen, das David und Joel ihr lockend vor die Nase halten.
Quelle:
Neue OZ
| 31.07.02, 14:00 |
Sina ein Stafffordshiremix - Vom Zwinger aufs Podest |
Vom Zwinger aufs Podest
Persönlich: Staffordshire-Mischling Sina aus dem Tierheim und Trainerin
Sabine Cech arbeiten erfolgreich zusammen

HEPPENHEIM. „Sina!“ Die Ohren schnellen nach vorn, ein blaues und ein braunes
Auge blitzen. Ein Kraftpaket vor dem Durchstarten, ein Temperamentbündel auf dem
Sprung. „Sina, stand!“ Wenn’s nur das ist, das kann sie doch mit links: Und
schon streckt sich die vierbeinige Dame geschmeidig der Stimme entgegen und hebt
die Pfoten. Die Hündin macht Männchen, und das ist beileibe nicht das einzige
Kunststück, das die dunkelgestromte Lady mit der weißen Gesichtsmaske
beherrscht.
Sina ist ein Champion, obgleich sie seit drei Jahren im Tierheim lebt und wohl
nur eine geringe Chance hat auf ein „richtiges“ Zuhause mit Familienanschluss.
Die fünf Jahre alte Senkrechtstarterin im Hundesport ist ein
Staffordshire-Mischling und zählt somit zu den Hunderassen mit „gesteigerter
Aggressivität und Gefährlichkeit“, die seit Sommer 2000 auch im Land Hessen nach
den Bestimmungen der so genannten Kampfhunde-Verordnung nur unter strengen
behördlichen Auflagen – und in nicht wenigen Kommunen nach Entrichtung
erheblicher Steuerbeträge – gehalten werden dürfen.
Zwar lebte Sina zu dem Zeitpunkt schon 18 Monate lang im Heppenheimer Tierheim,
doch schien ab dann jegliche Hoffnung auf Vermittlung vergebens, für die
Staffordshiremix-Hündin wie für alle ihre Artgenossen. Und die Pitbulls und Co.
kamen immer zahlreicher in die vom Tierschutzverein Heppenheim und Umgebung
getragene Einrichtung im Außerhalb 65, die Boxen waren voll belegt, es wurde
eng, es wurde stressig. Dass Sina und ihre Mitbewohner nicht zu Parias
mutierten, lag am nimmermüden Engagement der Tierheimmitarbeiter, der
ehrenamtlichen Helfer, die mit den Hunden Gassi gingen, um ihnen Ausgleich und
Bewegung zu verschaffen, und am Herz für die Ausgestoßenen, das die Nachbarn vom
Club der Hundefreunde bewiesen, die ihr Übungsgelände am Ratsäckerweg auch den
Tierheimhunden öffneten.
Sinas Glückstag kam im Februar 2001: Da fragte Sabine Cech vom Club der
Hundefreunde nach einem lauffreudigen, ausbildungsgeeigneten Hund, und für
Katrin Hassanin, die Vorsitzende des Tierschutzvereins, war klar: Sina. „Das ist
die wildeste, die hat’s am meisten nötig.“ Und weil die erfahrene
Hundesportlerin Sabine Cech, die schon den heute acht Jahre alten Familien-Spitz
Joschi mit Erfolg trainiert hatte, keine Vorurteile gegen eine „Kampfhündin“
hegte, versuchten es die beiden miteinander.
Das war nicht nur der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, sondern auch der
Einstieg in eine rasante Wettbewerbskarriere. Schon bei der nach der
Kampfhunde-Verordnung vorgeschriebenen „Wesensprüfung“ zwei Monate darauf, im
April 2001, bewiesen die zwei dem erfahrenen Gutachter Heinz Michalka mitten in
Bensheim, wie gut sie zusammen gearbeitet hatten. Kurz darauf bestand Sina unter
Anleitung ihrer Trainerin die Begleithundprüfung mit Bravour, dann wurden beide
Kreismeister im Geländelauf und gleichzeitig Tagessieger.
Vor einem Monat folgte dann der vorläufige Höhepunkt für das dynamische Duo:
Sabine Cech (mit persönlicher Bestleistung) und Sina beendeten die hessischen
Meisterschaften im Geländelauf in Mörlenbach als Vizemeister. Rein theoretisch
hatten sie sich damit auch für die deutschen Meisterschaften qualifiziert, doch:
„Daran hatten wir gar nicht gedacht“, ist Sabine Cech immer noch überrascht über
den Erfolg.
Wer die beiden bei ihrem Training auf dem Gelände der Hundefreunde beobachtet,
wundert sich weniger. Sina arbeitet mit unermüdlicher Begeisterung, sei es bei
den Gehorsamsübungen, sei es auf dem Parcours. Sie springt durch den Reifen,
balanciert über den Balken, setzt über die Schrägwand wie eine Eins – Geräte,
die sie erst zwei Wochen zuvor gelernt hat zu überwinden. Da ist es nur
folgerichtig, dass das Erfolgsduo sich ab Herbst auch im Hindernislauf versuchen
will, denn dass Sinas unerschöpflicher Entdeckerdrang Futter braucht, versteht
sich von selbst.
Und dass sie an ihrer Trainerin schier einen Narren gefressen hat, sieht man
ebenso, denn das Spiel mit der Beißwurst als Belohnung – ohne Knurren, nur mit
begeistertem Schnaufen und mit dem Kommando „Aus“ ohne Groll beendet - genießt
die Staffordshiremix-Hündin ebenso wie die Streicheleinheiten und die
Bestätigung für ihre Aktionen, die ihre Trainerin per Clicker kundtut.
Das etwa streichholzkleine Utensil, einem Knackfrosch ähnlich, liegt griffig in
der Hand der Trainerin und erzeugt ein schnalzendes Geräusch, das dem Hund auch
über die Rufweite hinaus Lob und Zustimmung signalisiert. Sina kennt die
Signale, legt mit dem „Stöckchen“ noch eine Ehrenrunde über den Platz ein und
saust beglückt durchs Gras, dass die Ohren flappen. „Sina ist ein toller Hund“,
schwärmt Sabine Cech, die mit der unkomplizierten, cleveren Hündin generell auf
die freundlichen und lernfähigen Staffordshires gekommen ist.
Inka, ebenfalls ein Mischling, mit den Genen der so genannten Kampfhundrasse und
einer Portion Rottweiler 1997 auf die Welt gekommen, seit Dezember 1998 nach
einem Autounfall und einer komplikationsreichen Genesung im Tierheim beheimatet
und mittlerweile wie alle Tierheim-Kampfhunde erfolgreich „wesensgeprüft“,
trainiert inzwischen auch mit Sabine Cech. Was Inka und Sina allerdings noch
nicht wissen: Ab morgen werden sie ihre Freundin und Ausbilderin noch viel öfter
als bei den gemeinsamen Übungsstunden sehen. Dann nimmt Sabine Cech eine
Halbtagstätigkeit im Tierheim auf.
Quelle: Echo Online
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| 31.07.02, 08:12 |
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Vertreter des Siegener Tierheims legten im Ministerium Alternativen zur
Hundeverordnung vor
sz
Siegen. Vertreter von nordrhein-westfälischen Tierheimen legten im
Umweltministerium Alternativen zur Hundeverordnung vor. Sie drängen auf
weitreichende Änderungen im geplanten Gesetzentwurf zum Landeshundegesetz.
Vertreter des Umweltministeriums zeigten sich Angaben des Siegener Tierheims
zufolge gesprächsbereit und begrüßten die Initiative.
Das Tierheim Siegen nahm neben den Tierheimen Essen, Gelsenkirchen, Düsseldorf
und Köln die Interessen der 78–beteiligten Tierheime bei der Zusammenkunft im
Ministerium wahr. Jürgen Foß, Geschäftsführer des Siegener Tierschutzvereins,
erläutert die Situation: »Die Landesregierung scheint derzeit noch davon
auszugehen, dass das neue Landeshundegesetz wieder auf Rasselisten aufbauen
müsste. Diesen Ansatz halten wir für untauglich, und er führt lediglich zu einer
Scheinsicherheit. Ein wahrer Schutz vor gefährlichen Hunden kann nur durch einen
rasselistenunabhängigen Ansatz verwirklicht werden. Daher setzen wir uns für
Regelungen ein, welche in einem vernünftigen und umsetzbaren Rahmen allen
Hundehaltern gleichermaßen Sachkunde und Integrität abverlangen, die für einen
vernünftigen Hundehalter bereits jetzt eine Selbstverständlichkeit sind. Dieser
Vorschlag wurde von der zuständigen Stelle im Umweltministerium grundsätzlich
begrüßt. Nun liegt es an uns, den politischen Kräften in unserem Land ebenfalls
diesen sinnvollen Ansatz nahe zu bringen.«
Ferner sollen nach den Vorstellungen der Tierheime Züchter und Handel stärker
kontrolliert und reglementiert werden. Dazu Jürgen Foß: »Das ist der Ursprung
allen Übels. Es kann nicht sein, dass ein jeder Hunde züchten und handeln darf,
wie er gerade möchte. Wir haben die Situation immer wieder: Welpen wachsen in
Hinterhöfen und dunklen Ecken von Stallungen auf und werden in dieser wichtigen
Prägephase falsch gehalten. Hinzu kommt, dass diese Züchter die Hunde
weitergeben wie den berühmten Sack Kartoffeln. Hier ist es vorprogrammiert, dass
es zu Problemen mit dem Hund kommen wird.«
Genügend Beispiele im Alltag der Tierheime belegten dies eindrucksvoll. Das von
Tierschutz-Vertretern erarbeitete Eckpunktepapier für ein Landeshundegesetz
zeige, dass es umsetzbare Lösungen gibt, die einen wahren Schutz tatsächlich
gewährleisten, ohne pauschal einige Rassen als gefährlich einzustufen. Die
bisherige Hundeverordnungen ermöglichten weiterhin, dass ein unsachkundiger und
unseriöser Halter mit einem Hund einer nicht gelisteten Rasse sein Unwesen
treiben könne.
Die Situation in den Tierheimen des Landes sei geprägt von den Folgen der
Landeshundeverordnung. Vor allem in den Ballungsgebieten säßen hauptsächlich nur
die so genannten Anlagehunde in den Tierheimen, die trotz einwandfreien Wesens
wenig Chancen auf ein neues Zuhause hätten. Auch hierzu verlangen die
Tierschützer Antworten auf politischer Ebene. Jürgen Foß versucht es auf den
Punkt zu bringen: »Was soll den nun mit den Hunden geschehen, welche zwar im
Wesen einwandfrei und ungefährlich sind, aber aufgrund der zu unrecht
überzogenen Maßregelungen kaum vermittelt werden können? Die Arbeit der
Tierheime liegt brach und es entstehen immense Kosten, die niemand begleichen
möchte. Bei unverändertem Festhalten an Rasselisten ist absehbar, dass den
Kommunen unweigerlich reihenweise der Vertragspartner Tierheim wegbrechen wird.«
Neben dem Umweltministerium erhalten dieser Tage alle politischen Fraktionen des
Landes die Stellungnahmen und Lösungsvorschläge der Tierheime. Bis Anfang
September werden Unterschriften in den Tierheimen gesammelt, um die Initiative
zu unterstützen.
Quelle:
Siegener Zeitung
weitere Informationen von ZERG <
hier >
| 29.07.02, 10:41 |
Doppeltes Chaos - Umfrage Hundeführerschein |
Doppeltes Chaos

Rolf Seydewitz zu: Hundeverordnung
Ein einmal angerichtetes Chaos wird nicht dadurch besser, dass man ein
zweites hinzufügt. Genau das aber scheint derzeit die Devise im Mainzer
Innenministerium zu sein. Schon die vor zwei Jahren im Hauruck-Verfahren
erlassene Kampfhunde-Verordnung war ein in sich unausgegorener und unschlüssiger
Schnellschuss. Pitbull Terrier sind in Rheinland-Pfalz seitdem kraft Verordnung
gefährliche Kampfhunde, Rottweiler nicht, in Bayern etwa dagegen schon.
Tragisch, dass Ende März im pfälzischen Hornbach ausgerechnet zwei
(angeleinte!) Rottweiler einen sechsjährigen Jungen zu Tode bissen. Sofort brach
unter den Landespolitikern wieder Hektik aus, der Innenausschuss wurde
alarmiert. Seitdem brütet das Ministerium über einer neuerlichen Verschärfung
der Hundeverordnung. Das Ergebnis des Nachdenkens, so scheint es, fällt ähnlich
chaotisch aus wie schon bei der in die Hose gegangenen Premiere. Dieses Mal
sollen gleich alle Hundebesitzer im Landbüßen, ihren "Fiffi" künftig an der
Leine führen und einen Hunde-Führerschein erwerben. Das täuscht Aktionismus und
Entschlussfreudigkeit vor und dürfte Minister Walter Zuber zumindest von jenen
Zeitgenossen Applaus einbringen, die Hunde partout nicht mögen und deren
Besitzer auch nicht. Mit dem verfassungsrechtlich gebotenen Grundsatz der
Verhältnismäßigkeit, wonach eine Behörde in die Rechte eines Bürgers nur so weit
eingreifen darf, wie es unbedingt notwendig ist, sind die ministeriellen
Planspiele aber unvereinbar. Erst im vergangenen Jahr kippte das
Oberlandesgericht Hamm mit exakt diesem Argument die Hundeverordnung der Stadt
Lünen. Die sah eine generelle Anleinpflicht für Hunde vor ohne Rücksicht auf
Größe und Rasse. Will das Mainzer Innenministerium eine ähnliche juristische
Backpfeife vermeiden, lässt es die Pläne besser da, wo sie hingehören in der
Schublade. Sonst wird das Hunde-Chaos im Land noch größer, als es jetzt schon
ist.
r.seydewitz@volksfreund.de
Quelle:
INTRINET
Mainz plant: Alle Hunde an die Leine
Regierung denkt über Führerschein für Halter nach
TRIER/MAINZ. (sey) Das rheinland-pfälzische Innenministerium plant eine
generelle Anleinpflicht für alle Hunde. Zudem sollen ihre Besitzer einen
"Hunde-Führerschein" machen müssen. . Derart restriktive Vorschriften, wie sie
Rheinland-Pfalz plant, existieren bislang in keinem anderen Bundesland. Zwar
gibt es in Nordrhein-Westfalen seit zwei Jahren einen generellen Anleinzwang für
Hunde - allerdings nur für solche, die größer sind als 40 Zentimeter oder
schwerer als 20 Kilogramm.
Umfrage: Sollte
der Hundeführerschein verpflichtend für alle Hundehalter eingeführt werden?
| 18.07.02, 11:50 |
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