| Titel_kurz | Meldung | Datum ^ | Der VDH rührt sich - am 28.04.2002 in Düsseldorf mit im Boot |
B. Meyer (Hauptgeschäftsführer VDH)
Informationen zum Entwurf eines Landeshundegesetzes NRW
Fachverbände schließen großes Aktionsbündnis und agieren mit einer
gemeinsamen Stellungnahme
Am 05.03.2002 haben Vertreter der Regierungsfraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN im Landtag NRW ihren Entwurf eines neuen Landeshundegesetzes NRW
vorgestellt. Dieses Gesetz soll die bisherige Landeshundeverordnung ablösen. Der
Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz im Landtag NRW
führt am 19. April 2002 u. 11.00 Uhr im Landtag eine öffentliche Anhörung zu
diesem Gesetzesentwurf durch.
Erstmalig ist es gelungen -
im Interesse aller Hundehalter - ein Aktionsbündnis der Fachverbände zu
schließen, eine gemeinsame Stellungnahme zum Gesetzesentwurf einzureichen und
bei der Anhörung zu vertreten.
Folgende Fachverbände gehören diesem Aktionsbündnis an:
Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) e. V.
Landestierschutzverband NRW e. V.
Landesjagdverband NRW e. V.
Jagdgebrauchshundverband e. V.
Wir appellieren an alle
Parteien im Landtag, unsere gemeinsame Stellungnahme ernstzunehmen und die
vorgetragenen Verbesserungsvorschläge aufzugreifen. Die Anhörung des
Agrarausschusses am 19. April 2002 darf keine Alibiveranstaltung werden!
Gleichzeitig werden die vier Fachverbände eine Pressekampagne starten, um der
breiten Öffentlichkeit die fachlichen Mängel des Gesetzentwurfes und deren
Folgen darzulegen.
Die Solidarität aller Hundehalter ist das Gebot der Stunde! Auch zukünftig
muß es möglich sein, dass verantwortungsvolle Hundehalter Hunde artgerecht
halten können - denn Hunde sind etwas Tolles!

Nachfolgend finden Sie:
Anschreiben der
Fachverbände
Gemeinsame
Stellungnahme
Stellungnahme des
VDH
Gesetzesentwurf
Hinweis:
Am 28. April 2002 findet um 16.30 Uhr auf dem Burgplatz in Düsseldorf eine
Demonstration statt. Nähere Informationen unter
www.mtw-ev.de
Quelle:
VDH
PRESSEMITTEILUNG IBGH
Der VDH (Verband für das deutsche Hundewesen) ist am 28.04.2002 in Düsseldorf
mit im Boot
Erstmalig solidarisiert sich der VDH öffentlich mit den Hundehaltern, die es
nicht hinnehmen wollen, von uneinsichtigen Politikern und verantwortungslosen
Journalisten kriminalisiert zu werden.
Der VDH schreibt wörtlich an MTW, dem Organisator der Düsseldorfer
Großkundgebung:
Wir wünschen dem Veranstalter Menschen Tiere Werte e.V. viel Erfolg für die
Demonstration in Düsseldorf am 28.04.02 und hoffen auf zahlreiche Teilnehmer,
auch aus den Reihen unserer Mitglieder. Ebenso wünschen wir Glück für die
Unterschriftenaktion
Wir begrüßen diesen Schritt des VDH, denn ihre zahlreichen Mitgliedsverbände
sind genauso betroffen, wie die Halter der Anlagehunde in NRW. Es ist mit dieser
Gesetzesvorlage der Umweltministerin Höhn genau das eingetreten, was wir seit
Sommer 2000 verzweifelt versucht haben klarzumachen. Frau Höhn und die
Landesregierung wollen populistisch auf dem Rücken von uns Hundehaltern Politik
machen.
Wir hoffen, daß es jetzt auch mit der Hilfe des VDH zu einen Proteststurm in
NRW kommen wird, und die Fraktionen im Landtag endlich auf die fundierten
Aussagen der Fachleute hören, und ein Hundegesetz auf den Weg bringen, das
wissenschaftlichen Anforderungen entspricht.
Nähere Informationen: MTW Düsseldorf (Menschen-Tiere-Werte) e.V., Tel: 0173 -
2687700 oder 0172-2836363, Email:
info@mtw-ev.de
Peter-Chr. Löwisch
Vorsitzender der IBGH
Köln, den 10.04.2002
Web:
http://www.ibgh-ev.de
| 11.04.02, 12:10 |
Einer der ersten schönen Sonntage im Frühling | Einer der ersten schönen Sonntage im Frühling
Von Wolfgang Heck und Jutta Vossieg
Einer der ersten schönen Sonntage im Frühling.
Ein vollbesetztes Ausflugslokal. Unter den Gästen auch sieben Familien mit
Hund. Hund eins ist am Zaun angebunden und kläfft ununterbrochen. Hund zwei
wuselt rastlos um seine Leute herum, bettelt und springt an ihnen hoch, bis die
Getränke verschüttet sind und Herrchen und Frauchen in Streit geraten. Hund drei
pinkelt zwei Meter vom nächsten Tisch entfernt gegen einen Stein, während
Frauchen die Leine hält und sich amüsiert über sein unmögliches Benehmen
auslässt.
Hund vier läuft frei zwischen den Tischen herum und interessiert sich
ausschließlich für Hund fünf, der im Kommando "bleib Platz" als einziger artig
unter dem Tisch liegt und die Annäherungsversuche deutlich leid ist. Als sein
Herrchen Hund vier fortschickt, handelt er sich den geballten Zorn von dessen
Haltern ein: "Geh doch nach Hause mit deinem Hund, wenn der nicht spielen will!"
Hund sechs sitzt auf Frauchens Schoß und frisst mit herablassendem
Gesichtsausdruck deren Sahnekuchen - vom Löffelchen, versteht sich. Und Hund
sieben saust, das Geschrei seiner Leute ignorierend, hinter einem Jogger her,
der den guten Ratschlag "Bleiben Sie einfach stehen, dann passiert nichts!"
erhält.
Was ist eigentlich los mit Deutschlands Hunden und ihren Menschen? Alltagsärger
und Verdruss über ungezogene und verhaltensgestörte Hunde, über inkompetente und
rücksichtslose Halter haben den Nährboden bereitet für Kampfhund-Hysterie,
drastische und unsinnige Hundeverordnungen und offenen Hundehass. Doch wie
konnte es passieren, dass die jahrtausendealte Symbiose zwischen Mensch und Hund
in einen solchen Aufruhr geraten ist?
Mit den rapiden Veränderungen in der Gesellschaft hat sich in vielfältiger Weise
auch das Verhältnis zwischen Mensch und Hund gewandelt.
Einerseits wird es enger in Deutschland - wo vor 30 Jahren noch ein einsamer
Ausflug möglich war, muss sich der Erholungssuchende heute seinen Weg zwischen
Scharen von keineswegs Gleichgesinnten bahnen. Jogger, Skater, Radfahrer,
Spaziergänger, Familien mit Kleinkindern, Reiter und eben Hundehalter müssen
sich die raren Grünflächen in den Ballungsgebieten teilen - die Stimmung ist
vielfach gereizt, Ärger zwischen allen Interessengruppen ist programmiert, zumal
Intoleranz und Berührungsängste, Rücksichtslosigkeit und Rechthaberei generell
zunehmen. Mancher fühlt sich durch die pure Präsenz eines Hundes belästigt und
gefährdet.
Viel gravierender aber ist, dass sich Hund und Halter einander bedenklich
entfremdet haben. Der Hund hat seinen Job als Wächter des Hofs, Hüter des Viehs,
Jäger oder auch nur als Begleiter durch den Alltag verloren, sein
Bewegungsspielraum wird immer weiter eingeengt. Nur wenige glückliche leben
heute bei den Menschen, die den Hund als Hund behandeln, weil sie wirklich
Bescheid wissen über Rudelverhalten und Triebe, über artgerechte Haltung und
Beschäftigung. Die weitaus meisten dienen als Kinderspielzeug, Partner- oder
Kinderersatz, als Statussymbol, modisches Accessoire oder Sportgerät, oder sind
aus einer Laune heraus angeschafft und längst lästig geworden.
Unsachliche Affenliebe und eine gefährliche Laisser-faire-Mentalität hat
Fachkunde und konsequente Erziehung abgelöst. Selbstgebastelte
Verhaltenstheorien werden bei jeder Gassi-Begegnung weitergereicht und erhalten
dadurch irgendwann den Status unumstößlicher Weisheiten, etwa die Mär vom
Welpenschutz (der viele Hundekinder böse Erfahrungen verdanken), der Grundsatz
"das machen die unter sich aus" (ein todsicherer Weg, sich einen Problemhund
heranzuziehen) oder die Regel "Rüden/Hündinnen untereinander vertragen sich eben
nicht" (eine bequeme Ausrede für ein Aggressionsproblem).
Hunde werden mal vermenschlicht und verhätschelt, mal sträflich vernachlässigt
oder dumm und roh behandelt. Eine Industrie, die lächerliches und überflüssiges
Zubehör wie Regenmäntelchen und Videos für den Hund als Zeitvertreib bei
Frauchens Abwesenheit verkauft, macht Rekordumsätze. Gleichzeitig verstaubt das
durchaus vorhandene, fundierte Wissen über den Hund, sein Wesen und den Umgang
mit ihm in den Bücherregalen. Jeder glaubt, nur er allein versteht seinen
Liebling und weiß, was gut für ihn ist.
Ein übergroßer Teil der Halter ist aber weder bereit noch in der Lage, seine
Hunde sachgerecht und erfolgreich zu erziehen. Kaum ein Hund beherrscht heute
die einfachsten Gehorsamsübungen wie "Bei Fuß", kaum ein Halter hat sein Tier
auch in Reizsituationen sicher im Griff. Gerichte beschäftigen sich regelmäßig
mit Belästigungen und Gefährdungen, denen Menschen durch Hunde ausgesetzt sind.
Manche Nachbarschaft wird durch dauerkläffende Hunde zermürbt, Radfahrer und
Skater kommen durch unkontrolliert herumspringende Hunde zu Fall. Dabei sehen es
viele Hundebesitzer noch als gutes Recht ihrer Tiere an, sich so zu verhalten.
Die meisten Halter erkennen noch nicht einmal, wenn ein anderer - erzogener -
Hund gerade ein Kommando befolgt und jetzt nicht von spielwütigen Artgenossen
überfallen werden möchte. Verbreitet herrscht regelrecht Mitleid mit Hunden, die
nicht rund um die Uhr machen dürfen was sie wollen. Dass ein wohlerzogener Hund
letztendlich mehr Freiheiten und ein erfüllteres Leben hat, als der, der zweimal
am Tag für eine halbe Stunde auf der Hundewiese losgelassen wird und ansonsten
zuhause bleiben muss, weil er überall unangenehm auffällt, sehen die wenigsten.
Mit diesen Auflösungserscheinungen hat das Hundewesen in Deutschland nicht
Schritt gehalten. Wer seinen Hund nicht zur Jagd, im Hundesport oder
Schutzdienst ausbilden, sondern nur einen ganz normalen, alltagstauglichen
Familienhund will, ist einer unkontrollierten und weithin unprofessionellen
Szene ausgeliefert. Hundehaltung und -erziehung gelten nach wie vor als Hobby,
Scharlatanerie und Stümperei sind an der Tagesordnung. Der Besuch einer
Hundeschule gehört zwar heute für viele dazu, doch eine solche darf jeder
eröffnen, der über ein eingezäuntes Grundstück verfügt. Es wimmelt in der Szene
von wohlmeinenden, aber konzeptlosen Autodidakten, selbsternannten Gurus und "Hundeflüsterern",
die sich am liebsten mit dem Etikett "gewaltfrei" schmücken. Sie versprechen
grenzenlose Harmonie in der "Partnerschaft von Mensch und Tier", rasche
Wunderheilungen von Verhaltensstörungen und verteufeln jede Strafeinwirkung als
Tierquälerei.
Damit haben sie natürlich mehr Glanz und Zulauf als bodenständige Ausbilder, die
ganz herkömmlich mit Lob und Strafe arbeiten, auf konsequenter Unterordnung
bestehen und den Haltern einen langen, steinigen Weg und einen lebenslangen
Lernprozess prophezeien.
Mancher gut gemeinte Erziehungsversuch, mancher teure Kurs endet für Hund und
Halter in einem Desaster, wenn die beiden an dilettantische Ausbilder geraten
sind und aus Unwissenheit falschen Theorien folgen. Ungehorsam und Fehlverhalten
sind nach dem Kurs oft schlimmer als vorher. Durch diese verbreitete Erfahrung
setzt sich nicht nur in Hundehalter-Kreisen die Meinung durch, es sei normal,
dass Hunde nicht gehorchen und, einmal losgelassen, in ihrem Verhalten nicht
kontrollierbar sind. Entsprechend sind auch die Hundeverordnungen formuliert -
Leinenzwang für alle. Dass ein Hund korrekt im Gehorsam stehen und sich tadellos
benehmen kann, scheint gar nicht mehr denkbar. Viele Züchter nähren Inkompetenz
und mangelndes Engagement in der Ausbildung noch damit, dass sie ihre "leicht
erziehbaren" und "kinderlieben" Rassen, den wartungsfreien Vollkasko-Hund
sozusagen, anpreisen.
Jeder Hund, vom Pudel bis zum Pitbull, ist jedoch mit drei Merkmalen
ausgestattet:
Er ist ein Rudel- und damit Rangordnungstier. Er ist triebgesteuert. Und er
ist lernfähig. Das heißt:
Entweder führt der Mensch ihn oder er den Menschen. Gleichberechtigte
Partnerschaft kommt in seinem Weltbild nicht vor. Wie alle sozialen Lebewesen
verfügt er nicht nur über liebenswerte Eigenschaften, sondern auch über ein
beachtliches Aggressionspotential. Er folgt seinen angeborenen Impulsen (Hetz-,
Beute-, Sexualtrieb), wenn sie nicht von Anfang an schon in kleinsten Ansätzen
konsequent gebremst werden - das lässt sich nicht ausschließlich mit Lob und
Leckerchen erreichen. Er lernt entweder, sinnvolle Kommandos zu befolgen, oder
er lernt, dass er machen kann was er will.
Jedem Hundebesitzer sollte klar sein, dass auch der niedlichste und friedlichste
Hund erzogen werden muss, will der Mensch mit ihm ohne ständige Zwischenfälle
und Ärger über Unarten zusammenleben. Die landläufige Ansicht, dass aus einem
Hund, der einfach nur liebevoll behandelt wird, zwangsläufig ein "lieber Hund"
wird, entbehrt jeder sachlichen Grundlage.
Zudem gibt es dramatische Fehleinschätzungen des Verhaltens des eigenen Hundes:
Zerren an der Leine, Aggression gegen Artgenossen, Dauerkläffen,
Trennungsängste, Belästigen fremder Leute und Aggression gegen Menschen etwa in
Form von Futter- oder Revierverteidigung oder knurrende Behauptung auf dem Sofa
gegen die eigene Familie werden als "Hundeart", als "liebenswerte Macken"
belächelt und hingenommen - solange es gut geht. Sie sind aber der Anfang einer
Karriere als Problemhund.
Denn diese lästigen oder gar gefährlichen Unarten sind immer Ausdruck einer
gestörten Rangordnung im "gemischten Mensch-Hund-Rudel". Und ist die Rangfolge
falsch, wird sich der Hund immer weiter zum Chef aufschwingen und seine Triebe
ungehemmt ausleben. Bei weitem nicht immer, aber auch nicht selten wird ein
solcher Hund schließlich bissig. Das bedeutet natürlich nicht, dass er ständig
und jeden attackiert. Er ist die meiste Zeit weiterhin fröhlich und liebenswert.
Gefährlich wird er jedoch in Situationen, die in seinen Augen einen
Rangordnungskonflikt darstellen - etwa, wenn sich ein Kind unwissentlich der
Futterschüssel nähert, wenn er vom Sofa vertrieben werden soll oder wenn ein
Fremder ins Haus kommt. Dabei kann schon das zwischen Hunden übliche, eigentlich
harmlose "Abschnappen" Richtung Gesicht beim Menschen zu schweren Verletzungen
führen - deshalb werden Kinder tragischerweise so oft dauerhaft entstellt.
Das Medienmonster, das auf der Straße unmotiviert fremde Menschen anfällt, ist
also die absolute Ausnahme - wenn überhaupt, handelt es sich hier um
missbräuchlich scharf gemachte Hunde. Das Risiko, auf dem Spaziergang von einem
entgegenkommenden Hund ernsthaft attackiert zu werden, ist kaum größer als das,
von dessen Herrchen erschossen zu werden. Beißunfälle passieren hingegen in
aller Regel innerhalb der Familie oder des häuslichen Bereichs. Diese Vorfälle
werden vielfach totgeschwiegen, die Hunde werden eingeschläfert oder ins
Tierheim entsorgt - beim neuen Besitzer sind sie womöglich dank kompetenter
Führung völlig problemlos. Erstaunlich viele Menschen leben aber mit dem Problem
weiter, es gibt durchaus Fälle, in denen Menschen mehrfach vom eigenen Hund
arztreif gebissen worden sind.
Überproportional beteiligt an solchen Zwischenfällen sind den Erfahrungen
zufolge Kleinhunde sowie Modehunde wie Golden Retriever, Bobtail oder Berner
Sennenhund. Grund in 99 von 100 Fällen: mangelnde Erziehung, fehlende
Unterordnung, Verhätscheln, Vermenschlichung. Der Hund war einfach zu niedlich,
um ihn wie einen Hund zu behandeln. Er schlief auf dem Sofa, bekam stets seinen
Willen, stand immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit - kurz, die Familie
ordnete sich ihm als Rudelführer freiwillig unter.
Auch der Großteil der spektakulären Attacken der Vergangenheit hat im privaten
Bereich stattgefunden, oder aber in Situationen, in denen sich die Hunde gegen
den Willen ihrer Besitzer selbstständig gemacht hatten. Es muss also
einleuchten, dass mit Hundeverordnungen, die auf Rasselisten und bürokratischen
Vorschriften beruhen, nicht viel gewonnen ist. Sie haben auch nicht zu einem
nennenswerten Rückgang der Beißvorfälle geführt, auch wenn die Politik dies gern
anders verkauft.
Das Kind, das auf der Suche nach seinem Ball über den Zaun eines fremden
Grundstücks klettert, oder das Tag für Tag mit einem unzuverlässigen Hund
zusammenlebt, die alte Dame, die einem ausgebüchsten Rottweiler in die Quere
kommt, werden nicht dadurch geschützt, dass Leinenzwang und hohe Bußgelder auf
dem Papier stehen. Schluss mit den Horrormeldungen - und ganz nebenbei auch mit
dem Alltagsärger - wird erst dann sein, wenn Hundehalter zwingend dazu
verpflichtet werden, ihre Hunde zu Zuverlässigkeit, Gehorsam und unbedingtem
Respekt vor allen Menschen zu erziehen, und wenn diese Vorschrift auch
kontrolliert wird. Ein solches Ziel ist völlig unabhängig von Rasse und Größe
des Hundes.
Leider ist es bisher nicht gelungen, das Thema in sachlicher Weise auf die
politische Tagesordnung zu setzen. In Politik und Medien gibt es eine schwer
erklärbare Verweigerung, sich mit dem Thema Hundehaltung und Schutz der
Bevölkerung vernünftig inhaltlich auseinander zu setzen. Grundsätzlich wird ein
Gegensatz zwischen Eltern und Hundebesitzern konstruiert, obwohl Hunde ganz
überwiegend in Familien gehalten werden. Professionelle Hundeausbilder, deren
Beruf es ist, Hunde alltagstauglich und menschen-kompatibel zu erziehen, werden
als verantwortungslose "Köter-vor-Kinder"-Aktivisten abgetan, wenn sie
bestehende Regelungen als unsinnig kritisieren. Argumente verhallen ungehört.
Dabei reden seriöse Hundefachleute keineswegs jenen nach dem Mund, die meinen,
dass in der Hundeszene bis auf ein paar schwarze Schafe alles in bester Ordnung
sei. Obligatorische Erziehung, deren Erfolg regelmäßig und ein Hundeleben lang
kontrolliert wird, ist eine viel unbequemere Sache, als einem ungezogenen Hund
einfach Leine und Maulkorb umzuhängen. Schließlich haben frühere Generationen ja
auch nicht auf die steigende Verkehrsdichte damit reagiert, dass Autos nicht
schneller als 20 fahren durften, sondern Fahrschule, Führerschein und Tüv
eingeführt.
Ähnliches ist im Hundewesen denkbar: Haltungsgenehmigung vor Anschaffung des
Hundes, zwingender Besuch eines Grundausbildungskurses, Ablegen einer Prüfung
und regelmäßige Vorstellung des erwachsenen Hundes zu Wesenstests. Begleitend
müssen "Verkehrsregeln" aufgestellt werden, damit auch dem letzten klar wird,
dass Hunde sich nicht überall lösen dürfen, dass es selbstverständlich ist, den
Hund bei Annäherung anderer Menschen bei Fuß zu rufen, dass Hunde nicht an
fremden Kinderwagen zu schnüffeln und Nachbars Katze zu jagen haben, und dass es
auch im Umgang fremder Hunde untereinander Regeln zu beachten gibt.
Das Ausbildungsziel - wie immer es erreicht wird - ist einfach zu definieren:
Der alltagstaugliche, problemlose, aber natürlich auch freudige Familienhund. Er
befolgt prompt und unter allen Umständen die Basis-Kommandos "bei Fuß", "sitz",
"platz", "bleib", "hierhin" und "pfui". Er ist verträglich mit allen
Artgenossen, und lässt andere Tiere in Haushalt, Wald und Feld in Ruhe. Er zeigt
unter gar keinen Umständen Aggression gegen Menschen, also auch nicht in Form
von Revierverteidigung oder Beschützergehabe. Dies alles muss auch dann
zuverlässig funktionieren, wenn der Besitzer nicht dabei ist.
Das Ziel ist von fast allen Hunden zu erreichen, unabhängig von Rasse, Alter und
Biografie. Klar muss jedoch auch sein, dass besonders triebstarke Hunde oder
Hunde mit gravierenden Verhaltensproblemen und -störungen nur in sehr erfahrenen
und konsequenten Händen erfolgreich erzogen werden können.
Wichtig ist die regelmäßige Nachkontrolle, weil sich auch bestens ausgebildete
Hunde durch nachlässige Führung im Laufe der Jahre negativ entwickeln können.
Der heute übliche "Wesenstest" ist daher irreführend, weil ein Hund nicht seinem
Wesen nach ein für allemal "gut" oder "schlecht" ist, sondern immer ein Spiegel
seiner Handhabung durch den Besitzer.
Diese strengen Vorschriften können dazu beitragen, dass sich potenzielle
Hundehalter von vornherein besser überlegen, welcher Hund zu ihnen passt, oder
ob sie überhaupt bereit sind, diesen Aufwand zu treiben. Für die ungezählten
Hunde, die nur gezüchtet werden, um ein trostloses und nicht artgerechtes Leben
bei desinteressierten und unfähigen Besitzern fristen, und für die vielen
engagierten Hundehalter, die unter den Dummheiten der Verantwortungslosen
leiden, wäre eine solche Selektion im Vorfeld ein echter Fortschritt.
Lernwilligen, die bisher keine wirksame Unterstützung gefunden haben, wäre
endlich geholfen. Dazu müssen jedoch erst einmal Strukturen geschaffen werden.
Es fehlt aber schon an wirklich sachkundigem Personal im Begleithunde-Wesen. Es
gibt keine geregelte Ausbildung der Ausbilder, wie sie etwa in der Reiterei seit
Generationen üblich ist. Maßstab der Fachkunde kann aber nur sein, ob jemand
Hunde im Sinne des oben skizzierten Zieles erfolgreich ausbildet. Die bisher
geltenden Hundeverordnungen haben Tierärzte oder Beamte zu Wesenstestern und
Sachkunde-Prüfern erhoben - sie alle sind aber keine Verhaltensexperten. So
mancher hochaggressive Hund läuft deshalb in diesem Land mit offizieller Leinen-
und Maulkorbbefreiung herum, während die Politik ihre bürokratischen und
sachfremden Vorschriften als Rettung der Kinder feiert. Es ist also an der Zeit,
dass echte Experten und Praktiker sich zusammensetzen und neue Spielregeln und
feste Standards für das Zusammenleben des Menschen und seines besten Freundes
festlegen - damit irgendwann der Ausflug ins Grüne nicht mehr zur Nervenprobe
wird.
| 11.04.02, 09:42 |
Polizeiskandal in Hannover - Schießwütige Polizei | DogInstinkt®
Redaktion: Annett Blunk
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Telefon 0 21 02-6 03 00 · Telefax 0 21 02-6 03 99 http://www.DogInstinkt.de
· eMail: Redaktion@DogInstinkt.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
und wieder einmal ist es zu einem "bedauerlicher"
Zwischenfall gekommen, bei dem ein alter, klappriger Hund erschossen wurde. Ist
das Erschießen eines Hundes die einzige Möglichkeit, solche Vorfälle zu einem
befriedigenden Ende für alle Betroffenen zu bringen ? Über solche
Situationen wird seitens der Presse sofort berichtet, aber wenn es darum geht,
die Bürger über die Einschränkung von Grundrechten aufgrund eines
Landeshundegesetzentwurfes und dessen Folgen zu berichten, herrscht Totenstille.
In was für einem Land leben wir eigentlich ? Sind wir in die Zeit des Wilden
Westens zurückgefallen, wo nur noch der Colt anstatt Vernunft regiert ? Was
sind das für Polizeibeamte, die anstatt zu denken, sofort schießen und eine
Blutspur hinterlassen ? Sind wir wieder auf dem Weg zu einem rot-grünem
Polizeistaat ?
Und da das nicht der einzige Vorfall ist, haben wir die Nase
voll von dieser angeblichen Demokratie und dem Geschwätz über Tierschutz ins
Grundgesetz. Denn für die politisch Verantwortlichen ist das einzig und allein
Wahlkampftaktik, aber wenn es darum geht, zu handeln, zieht jeder den Schwanz
ein. In welches Grundgesetz will man den Tierschutz integrieren, wenn dieses
Grundgesetz von jedem x-beliebigen, der ein politisches Amt bekleidet, nach
dessen persönlichem Machtkalkül beliebig eingeschränkt werden kann ?. Woran
sollen denn die Bürger noch glauben und wonach sich richten, wenn nichts mehr
Bestand hat ? An die skandalgeschüttelten Vorbilder der Politik ? Nein, Danke.
Weitere Informationen zu dem Vorfall finden Sie auf unseren
Portal unter "Tierische News".
Mit freundlichen Grüßen
Tina Hille
Redaktion www.ZERGportal.de
eMail: Redaktion@ZERGportal.de
Annett Blunk
Redaktion www.DogInstinkt.de
eMail: Redaktion@DogInstinkt.de
| 10.04.02, 20:40 |
Die Jagdsaison hat im roten Niedersachsen begonnen - Polizisten erschießen Hund auf Schnellweg |
Die Jagdsaison hat im roten Niedersachsen begonnen
Polizisten erschießen Hund auf Schnellweg
Zwei
Polizisten haben die tödlichen Kugeln abgefeuert. Polizeisprecher Lars Beringer
sagt: „Die Hündin gefährdete den Verkehr, sorgte für ein Chaos.“ Zeugen
sagen etwas anderes.
Ally war um 8.20 Uhr Gärtner Maas Kleensang (37) weggelaufen. Die Hündin
rannte über Straßen und Wiesen, kam schließlich am Messeschnellweg an. Um
8.40 Uhr alarmierte Kleensang die Polizei. Gemeinsam versuchten sie Ally
einzufangen – vergeblich. Um 9.30 Uhr wurde Professor Karl-Heinz Waldmann (48)
von der Tierärztlichen Hochschule verständigt.
Der Leiter der Klinik für kleine Klauentiere sollte den Hund mit einem Betäubungsgewehr
außer Gefecht setzten. Doch „er konnte nicht rechtzeitig vor Ort sein“, so
die Polizei. Waldmann: „Das verstehe ich nicht. Ich wollte Minuten nach dem
Gespräch mit der Polizei losgefahren.“
Ally hatte schon früher ein trauriges Schicksal: „Sie war in Spanien ein
Rennhund, wurde brutal misshandelt“, erzählt Besitzerin Anna Hahle (24), die
die Hündin mit ihrem Freund im Dezember geholt hatte. Maas Kleensang ist
entsetzt: „Warum mussten sie Ally gleich erschießen?“ Auch Augenzeuge
Dieter Freef kann die Polizeiaktion nicht verstehen. Er hat alles beobachtet.
„Der Verkehr stand, der Hund war keine Gefahr. Das hätte man anders lösen können.
Ich bin schockiert.“
HANNOVER, VON STEFAN FLEER
Quelle: Neue
Presse
Kommentar: Früher Schuss
Es gibt Geschichten, die stimmen uns besonders traurig. Die von der Windhündin
Ally ist so eine. Gerettet vorm Tod, wird sie Monate später in ihrer neuen
Heimat getötet. Das macht Allys Besitzer, Augenzeugen und auch uns betroffen.
Und wir fragen: Warum wird so schnell zur Waffe mit tödlichen Kugeln gegriffen,
wenn es auch andere Möglichkeiten gibt?
Wie zum Beispiel ein Betäubungsmittel-Gewehr. Kaum zu glauben, dass Ally
sterben musste, weil der Betäubungs-Schütze angeblich nicht schnell genug
einsatzbereit war. Was der Professor mit der Spezialwaffe vehement und glaubhaft
bestreitet.
VON KLAUS GEMBOLIS
Tote Ally: Tierschützer prüfen Anzeige
Erschossen: Windhund Ally
Das
traurige Schicksal von Windhund Ally: NP-Leser sind schockiert, die Polizei
diskutiert den Einsatz, und der Tierschutzverein prüft eine Anzeige gegen zwei
Polizisten. Sie hatten Ally am Dienstag erschossen, weil sie über den
Messeschnellweg lief (NP berichtete).
„Wir sind über den Vorfall entsetzt“, sagt Silvia Brüning (41), Sprecherin
des Tierschutzvereins Hannover. „Klar ist: Wenn ein Hund den Verkehr gefährdet,
muss man handeln. Aber wie, das muss sorgfältig abgewogen werden. Möglicherweise
hat die Polizei in diesem Fall überzogen reagiert.“
Der Tierschutzverein werde mit der Polizei sprechen. „Die Hintergründe müssen
genau abgeklopft werden und dann prüfen wir, ob wir Strafanzeige erstatten.“
Auch bei der Polizei waren die drei Schüsse vom Messeschnellweg Thema: „Wir
haben über den Einsatz gesprochen und diskutiert, warum es bei der Polizei kein
Narkosegewehr gibt“, sagt Hermann Fraatz, Leiter der Polizei-Pressestelle.
Ergebnis: Auch in Zukunft werden die Ermittler kein Betäubungsgewehr bekommen.
Fraatz begründet: „Wir haben nicht den Sachverstand, um das Narkosemittel zu
dosieren.“ Allerdings sollen „Melde- und Kommunikationswege“ verkürzt
werden, um schneller einen Tierarzt mit Narkosegewehr zu erreichen. Dazu wolle
man künftig auch auf Ärzte vom Zoo und Angestellte des Tiergartens zurückgreifen.
Den Hund zu erschießen, sei das wirklich letzte Mittel gewesen.
HANNOVER, VON STEFAN FLEER
Quelle: Neue
Presse
| 10.04.02, 20:18 |
Die klassische Kampfarena-Situation - LHundG NRW fordert eingezäunte Freilaufflächen | Die klassische Kampfarena-Situation - LHundG NRW fordert eingezäunte Freilaufflächen
Beginnt der Hunde-Streit neu?
Das Landeshundegesetz, das die im Jahr 2000 eilig gestrickte
Landeshundeverordnung ablösen soll, könnte einen alten Streit neu beleben. Die
im Entwurf geforderten eingezäunten Freilaufflächen gefährden aus Sicht
von Ordnungsamtsleiter Schulze-Werner die in Münster wieder zu beobachtende
friedliche Koexistenz von Mensch und Hund.
Die klassische Kampfarena-Situation
Entwurf des Landeshundegesetzes gefährdet münsterischen Lösungsweg /
Eingezäunte Laufflächen?
Von Wolfgang Kleideiter
Münster.
Für eine friedliche und nicht mit zu vielen Auflagen behaftete Koexistenz von
Hund und Mensch hatte Münster sich entschieden, als vor zwei Jahren nach
tödlichen Beißattacken die Landeshundeverordnung in Nordrhein-Westfalen auf den
Weg gebracht wurde. Jetzt droht das Landeshundegesetz, das bis zum Sommer die
seinerzeit rasch gestrickte Verordnung ersetzen soll, die Lage wieder zu
verschärfen. Denn im Regierungsentwurf wird von abgetrennten
"Hundeauslaufbereichen" gesprochen, die Waldi und Bello "nicht gegen den
Willen des Halters oder der Aufsichtsperson verlassen können".
Martin Schulze-Werner, Leiter des münsterischen Ordnungsamtes, schwant Böses:
"Wir bekommen die klassische Kampfarena-Situation, wo gefährliche und die
20/40er-Hunde aufeinander treffen." Im Klartext kann die im Regierungsentwurf
gewählte Definition nur bedeuten, dass Freilaufflächen, wie sie zum Beispiel die
Stadt Bielefeld an 23 Stellen ausgewiesen hat, mit hohen Zäunen und
selbstschließenden Toren versehen werden müssen, damit die Vierbeiner
unangeleint keine Pfote auf einen Spazierweg setzen.
Die Stadt Münster hat es - anders als Bielefeld - schon im Jahr 2000
vermieden, Flächen für den freien Hundeauslauf zu beschildern und stattdessen
auf einem Plan die Bereiche innerhalb der Stadt markiert, wo die Hundes das tun
können, was sie für ihre Gesundheit benötigen: herumtollen und laufen.
Laut Schulze-Werner hat sich dieser Weg als richtig erwiesen: "Die Menschen
in Münster haben sich an die Lösung gewöhnt. Sie wissen, dass zum Beispiel an
Teilen des Aasees oder im Wienburg-Park Hunde frei laufen dürfen."
Dass die Landesregierung nun im Gesetzentwurf Freilaufflächen definiert,
macht die Lage ordnungsrechtlich kompliziert. "Kommt es dazu, bedeutet dies im
Umkehrschluss, dass ihm außerhalb der Flächen kein Hund ohne Leine begegnet",
erläutert Martin Schulze-Werner.
In einer Expertenrunde des Städtetages Nordrhein-Westfalen arbeitet
Schulze-Werner an einer Empfehlung mit, die das Präsidium an den Landtag
geschickt hat. Darin rät der Städtetag im Namen von 41 Kommunen dringend davon
ab, im neuen Landeshundegesetz den Begriff "Hundeauslaufbereiche" zu erwähnen.
Schulze-Werner: "Überhaupt stellt das Gesetz ohne Not eine Verschärfung dar,
die alle Hunde im Land betrifft." Es verlangt anders als die Verordnung die
Leinenpflicht in bebauten Bereichen nicht nur für die gefährlichen
beziehungsweise über 40 Zentimeter großen und mehr als 20 Kilogramm schweren
Hunde, sondern für alle Hunde - Pinscher inklusive.
Doris Hoffe, Vorsitzende des Tierschutzvereins Münster, wirft dem Land vor,
nicht aus der Verordnung gelernt zu haben: "Wieder rennt man den zuverlässigen
Hundeshaltern hinterher." Am Freitagabend tagen die großen
NRW-Tierschutzvereine, um eine Resolution zu formulieren.
Quelle: Westfälische
Nachrichten
| 10.04.02, 16:23 |
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