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Das Ende der Harburger Kampfhundehalle
Die meisten Tiere konnten vermittelt werden. Die letzten Vierbeiner
übernimmt der Tierschutzverein
Von Sina Helbig und Martin Kopp
Knapp zwei Jahre nach dem Erlass der Hamburger Hundeverordnung ist am Freitag
die Hundehalle im Harburger Hafen geschlossen worden. Das streng bewachte und
mit Stacheldraht von der ohnehin kargen Umgebung abgeschottet liegende
Backsteingebäude kann nun auf seine Sicherheitsvorkehrungen verzichten. Die
Halle wird entkernt, die 224 zum Teil schwer beschädigten Zwinger werden
entfernt.
Die verbliebenen 70 Hunde, die sich noch bis zur letzten Woche darin
aufhielten, hat der Hamburger Tierschutzverein übernommen. Sie werden im
Tierheim Süderstraße und in einer privaten Hundepension in Bad Bramstedt in
gesicherten Zwingeranlagen untergebracht. Die letzten 22 Vierbeiner wurden
gestern unter Beisein des Chefveterinärs der Stadt, Peter Brehm, vom
Geschäftsführer des Tierschutzvereins Wolfgang Poggendorf in das Tierheim
gebracht. Die übrigen Hunde sind in einer beispiellosen
"Hundeverschickungs-Aktion" in den vergangenen Monaten bis nach
Südamerika vermittelt worden.
Umwelt- und Gesundheitssenator Peter Rehaag zeigte sich über die Schließung
zufrieden: "Wir haben damit zweierlei erreicht, die durch strikten, gewiss
nicht immer leichten Vollzug der Hundeverordnung geschaffene Sicherheit für die
Bürger, aber auch für andere Hunde wird erhalten, zugleich werden die Ausgaben
deutlich reduziert." Gegenüber Hallenbetriebskosten von monatlich 50.000
Euro, die hauptsächlich durch Verpflegung und Pflege der Tiere, würde die
Unterbringung der übrigen Hunde die Staatskasse nur noch mit bis zu 20.000 Euro
belasten.
Dennoch bleiben der Stadt erhebliche Kosten: Der Mietvertrag für die nunmehr
leere Halle läuft noch bis zum August kommenden Jahres. Monatlich fallen
Mietkosten von 20.000 Euro an. Der Vertrag soll im Einvernehmen mit dem
Vermieter vorzeitig gelöst werden, wenn sich für die Halle ein neuer Mieter
findet. Fast zweieinhalb Millionen Euro hat die Stadt für Unterbringung und
Verpflegung der Tiere in den vergangenen zwei Jahren aufbringen müssen.
Rehaag dankte dem Tierschutzverein: "Mit seinen Vermittlungsaktivitäten
hat er sich erneut als vaterstädtische Institution in und für Hamburg in die
Pflicht genommen. Ich bin sicher, dass Stadt und Tierschutzverein ihre
jahrzehntelange Partnerschaft auch in Zukunft zum Wohl von Mensch und Tier
fortsetzen." Dabei war diese Partnerschaft in den vergangenen Jahren nicht
immer ungetrübt gewesen. Insbesondere die Frage nach der Zukunft der Kampfhunde
hatte das Verhältnis zunehmend belastet.
Nur zwei Tage nach dem schrecklichen Tod des kleinen Volkan, der auf dem
Gelände einer Wilhelmsburger Schule von zwei Kampfhunden tot gebissen worden
war, hatte der Senat im Juni 2000 eine neue Hundeverordnung erlassen, die bis
heute von den meisten Hundebesitzern abgelehnt wird. Danach werden die Hunde
ihrer Rasse nach in verschiedene Gefahrenstufen eingeteilt. So genannte
gefährliche Hunde der Kategorien I und II mussten angemeldet und einem
Wesenstest unterzogen werden. Bestanden die Tiere diesen Test nicht, wurden sie
vom Staat eingezogen.
Rund 500 Tiere wurden laut Cheftierarzt Brehm seitdem in die Harburger Halle
gebracht. 90 von ihnen wurden getötet, 90 an ihre Besitzer zurückgegeben. 255
Tiere wurden sukzessive in anderen Tierheimen des deutschen Tierschutzbundes
außerhalb Hamburgs untergebracht. Damit befreite sich die Stadt von einem bis
dahin ungelöstem Problem: Der Senat wollte nicht länger für die Unterbringung
der Hunde aufkommen. An Privatleute in der Stadt waren sie aber nicht mehr
vermittelbar. Poggendorf zeigt sich erleichtert: "Wir haben diesen Tag sehr
lange herbei gesehnt. Die Unterbringung der Tiere war nicht artgerecht, sie
haben psychisch gelitten." Für Tiere die künftig von der Polizei oder dem
Hundekontrolldienst gefangen werden stehen in der Süderstraße 50 Zwinger
bereit.
Quelle: Die
Welt
Harburger Hundehalle geschlossen
Die Umwelt- und Gesundheitsbehörde hat am Freitag die umstrittene Hundehalle
im Harburger Binnenhafen dichtgemacht. Seit dem grausamen Tod des kleinen Volkan
auf einem Wilhelmsburger Schulhof vor gut 22 Monaten waren dort 500 Kampfhunde
eingesperrt - in acht Quadratmeter großen Zwingern und einem 4000 Quadratmeter
großen Hallenkomplex mit Auslaufmöglichkeiten für die Tiere. Mindestens zwei
Millionen Euro allein bis 2001 hat die Stadt dafür gezahlt, Monat für Monat
allein 20 000 Euro Miete für die Lagerhalle und weitere 50 000 Euro an
Betriebskosten.
100 000 Euro hatte der Senat zuletzt aufgewendet für eine Vermittlungsaktion
des Hamburger Tierschutzvereins in Tierheime des Deutschen Tierschutzverbandes
im gesamten Bundesgebiet. Am Freitag nun der Abtransport der letzten 55 Hunde:
26 wurden in eine private Tierpension bei Bad Bramstedt gebracht, die anderen
sind jetzt im Tierheim an der Süderstraße untergebracht. Dabei handelt es sich
durchweg um Tiere, die von der Staatsanwaltschaft sichergestellt und somit nicht
zur Vermittlung freigegeben sind. Erst wenn per Gericht entschieden ist, ob sie
an die zum Teil vorbestraften Halter zurückgegeben werden dürfen, müssen die
Tiere den erforderlichen Wesenstest über sich ergehen lassen. Dann erst wird
entschieden, was mit den Hunden passiert. Insgesamt sind in den vergangenen zwei
Jahren 91 Tiere eingeschläfert worden, 90 kamen zurück zu ihren Haltern.
Geschlossen wurde die Halle vor allem aus Kostengründen. Dank der neuen
Regelung spart die Stadt monatlich 30 000 Euro. Aber auch die Frage des
Tierschutzes sei ausschlaggebend gewesen, so Landestierarzt Peter Brehm:
"Wir wohnen ja auch lieber im Eigenheim als in einer kleinen
Etagenwohnung." Er und auch Tierheim-Chef Wolfgang Poggendorf sind
überzeugt, dass die nach Volkans Tod in Kraft getretene Hundeverordnung zum
Erfolg geführt hat. Poggendorf schätzt, dass sich die Zahl der Kampfhunde im
Privatbesitz in der Hansestadt auf 100 bis 300 reduziert hat. Poggendorf fordert
jetzt eine bundesweit einheitliche Verordnung, die unabhängig von Rassen die
Gefahr durch aggressive Hunde eindämmt. Außerdem richtete er einen dringenden
Appell an alle Hundehalter: "Es ist an Ihnen, das schlechte Image der Tiere
aufzupolieren." (kg)
Quelle: Hamburger
Abendblatt
Ausgebellt
Harburger Hundehalle ist zu: Die letzten Tiere sind in die Süderstraße und
nach Bad Bramstedt umgezogen
Die Kampfhund-Halle in Harburg ist gestern geschlossen worden. Im Beisein des
Landestierarztes Peter Brehm und des Vorsitzenden des Hamburger
Tierschutzvereins Wolfgang Poggendorf, wurden am Nachmittag die letzten 22 Hunde
abgeholt, die dort am Ende noch übrig geblieben waren.
Laut Poggendorf handelt es sich dabei um nicht vermittelbare Kampfhunde,
deren "Ungefährlichkeit noch nicht belegt" ist. Sie werden im
Tierheim in der Süderstraße und in einem privaten Tierheim in Bad Bramstedt
untergebracht.
Nach dem Tod des kleinen Volkan in Wilhelmsburg im Juni 2000 war in Hamburg
eine verschärfte Hundeverordnung erlassen worden. Die in einer so genannten
Rassekategorie I aufgeführten Pit Bulls, American Staffordshire Terrier und
Staffordshire Bullterrier durften nicht mehr gehalten werden. Insgesamt 500
ausgesetzte, abgegebene oder von der Polizei eingezogene Hunde haben die Halle
durchlaufen. 91 davon wurden eingeschläfert, 90 an ihre Halter zurück gegeben.
Durch eine Vermittlungsoffensive in andere Bundesländer hatte sich die Zahl der
noch über 200 Hunde auf jetzt etwa 70 reduziert. Der Tierschutzverein hatte
wiederholt die Schließung der Halle gefordert. "In dem Durchgangsknast
für Kampfhunde ist langfristig keine artgerechte Haltung möglich", hatte
Poggendorf kritisiert. Landestierarzt Brehm hält das Kampfhundproblem für
weitgehend gelöst, "die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Hunde ist
sehr weit zurückgegangen, und in den entsprechenden Kreisen stellen sie auch
kein Statussymbol mehr dar". LNO/
Quelle: TAZ
| 04.05.02, 11:18 |
Leserbrief: "Möbeltotalausverkauf" |
Möbeltotalausverkauf
Wegen wahrscheinlich wahlweise erzwungener Geschäftsaufgabe der
Bundesregierung ist das gesamte Regierungsmobiliar zu verscherbeln. Hier einige
tolle Schnäppchen, die jedem Antiquitätenhändler die blanken Tränen in die
Augen treiben.
Der Chefsessel des Bundeskanzlers - gediegene deutsche Wertarbeit, formstabil
und medienwirksam designed, ein exklusives Liebhaberstück für Individualisten,
die sich gern ins rechte Licht rücken. Der Drehsessel des Außenministers - ein
intelligentes Konzept, egal welchen Nonsens es zu verzapfen gilt, er ist sofort
in der Lage, mit allen zu kommunizieren, denn das ausgeklügelte Drehpatent
bringt ihn garantiert immer in die richtige Position, und sollte der Stuhl sich
einmal zu schnell drehen, keine Angst, er fällt nicht herunter. Einfach am
Stuhl festhalten und ausdrehen lassen. Kleiner Höhenkoller ist erwünscht. Der
Schleudersitz des Verteidigungsministers - ein rasantes Teil für Überflieger,
mit hundert Sachen auf die Erde krachen, ein einmaliges Sitzerlebnis, das sogar
das letzte sein könnte. Der Stehpult des Wirtschaftsministers - aus rein
gesundheitlichen Aspekten sehr empfehlenswert, er schont den Rücken und zwingt
ihn, wieder aufrecht zu stehen, wenn er von den vielen Dienern vor den
Wirtschaftsgrößen schon ermattet ist. Der Schreibtisch des Umweltministers -
mit abwaschbarer Kacheleinlage, quadratisch und äußerst praktisch, denn bei
den vielen ökologischen Überlegungen und Denkanstößen ist Papier oft
Mangelware, da sind doch Kacheln ideal, egal, was man noch vor 4 Jahren sich
vorgenommen hat und auf der Kachel steht, ein Wisch und weg ist der Dreck. Und
neue Ideen braucht das Land. Der runde Tisch des Arbeitsministers - ausziehbar
und für große Gesellschaften ausgelegt. Für sinnlose Endlosdiskussionen ein
ideales Plätzchen, denn es gibt keinen Kopf und auch kein Ende, der runde Tisch
dreht sich immer nur im Kreis.
Alles Mobiliar ist noch keine 4 Jahre alt. Sämtliche Stühle und diverses
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Die Möbel werden einzeln oder komplett abgegeben. Preis ist
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werden nur Barbeträge akzeptiert. Bitte maskieren Sie sich bei der Geldübergabe,
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ist durch das eingebaute Navigationssystem und die darauf abgestimmte
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| 03.05.02, 22:53 |
Die Rasselisten bringen Leid ohne Ende | Lammfromme "Beißer" im Abseits
"Die Rasselisten bringen Leid ohne Ende"
Siegen/Düsseldorf. (wp) Verkehrte Welt in manchem Tierheim: Ein verhaltensgestörter
Schäferhund, der nicht weiß, ob er beißen soll oder nicht, findet nach ein
bis zwei Tagen eines neues Herrchen oder Frauchen, während den durch und durch
lammfrommen Rottweiler im Zwinger nebenan keiner haben will.
Der Siegener Tierschutzverein und das auf dem
Heidenberg beheimatete Tierheim machen Front gegen das von der
NRW-Landesregierung (SPD/Grüne) eingebrachte Landeshundegesetz, das Hunderassen
pauschal nach dem Grad ihres mutmaßlichen Gefährlichkeits-Potenzials in
Rasselisten einordnet, verbunden mit Auflagen für Halter und Hund. "Ein
unzuverlässiger Hundehalter darf keinen Rottweiler, wohl aber einen Schäferhund
halten. Das darf doch nicht wahr sein," meinte gestern Horst Reimann,
Vorsitzender des hiesigen Tierschutzvereins.
Die Worte richtete Reimann gestern an Johannes Remmel
(MdL/Grüne), der zusagte, "die Argumente mit nach Düsseldorf zu
nehmen". Grundsätzlich jedoch müsse ein wesentlicher Gesetzes-Inhalt,
"der Schutz der Bevölkerung", vorne an stehen, so Remmel.
Die Heidenberger Tier-Lobby "sieht das auch
so" (Reimann). Nur über den einzuschlagenden Weg streiten sich die
Geister. "Die Rasselisten bringen Leid ohne Ende", lautet die Wertung
von Jürgen Foß, Geschäftsführer im Tierschutzverein. Er erinnert etwa an die
"Zustände im Gelsenkirchener Tierheim: Da sitzen 120 American Staffords
Zwinger an Zwinger". Die Verwahrung dieser sogenannten
"Anlagehunde" kostet dem Tierheim 15 bis 20 Euro täglich. Tierheime
sind, so der Verein, "kein Altersruhesitz für Anlagehunde".
Jürgen Foß fordert einen anderen Weg: "Wir
predigen seit Jahren die Lösungen herunter: Ein Auto ist potenziell gefährlich,
also muss jemand, der ein Auto fahren möchte, einen Führerschein machen, und
zwar unabhängig von der Automarke. Daher müssen wir verlangen, dass jeder
Hunde-, besser jeder Tierhalter etwas Vergleichbares nachweisen muss."
Quelle: Westfalenpost
| 03.05.02, 22:38 |
Kampfhunde-Streit: Zuschüsse für das TH Saarbrücken eingefroren |
"Hilflos wie ein armer Frosch!"
Schmerzhafte Folgen des Kampfhunde-Streites: Der Saarbrücker Stadtrat hat die
Zuschüsse für das Tierheim eingefroren
- Von JÖRG LASKOWSKI -
Saarbrücken. Hunde-Elend! Katzen-Jammer! Seit fast einem Jahr
herrscht Eiszeit zwischen dem Saarbrücker Stadtrat und dem Tierschutzverein.
Der Rechtsausschuss des Rates hat Mitte 2001 die Zuschüsse fürs Tierheim
eingefroren. Warum? Das Tierheim weigert sich, weitere Kampfhunde und
Kampfhund-Mischlinge aufzunehmen.
Anfang 2001 saßen bereits 18 dieser Kraftpakete in den Zwingern am
Folsterweg. Als die Polizei den Neunzehnten brachte, einen Kampfhund-Mischling
namens Mike, weigerte sich das Heim, ihn aufzunehmen. Begründung: Man habe
weder Kampfhund-erfahrene Mitarbeiter noch die vorschriftsmäßigen Zwinger.
Daraufhin wies das Ordnungsamt Mike zwangsweise ein. Die "SZ"
berichtete mit der Folge, dass Mike schon kurz darauf ein neues Herrchen fand.
Aber der Streit zwischen Tierheim und Politik brach nun erst richtig aus. Das
Tierheim weigerte sich weiter, Kampfhunde aufzunehmen und schloß außerdem
seinen Auffangzwinger. In diesem Zwinger hatten Polizei und Feuerwehr bis dahin
alle Hunde untergebracht, die aufgegriffen wurden, so lange kein Personal im
Tierheim war. Seit der Auffangzwinger zu ist, müssen die Ordnungshüter diese
Hunde in eine Tierpension bringen - und die Stadt zahlt pro Übernachtung knapp
zehn Euro. Am nächsten Tag transportiert die Feuerwehr - Kosten pro Fahrt: 39
Euro - den Hund dann ins Tierheim, wo bislang alle Asyl fanden.
Ausser einem. Das war natürlich ein Kampfhund. Der ist seit Dezember 2001
Dauergast der Tierpension und kostet die Stadt monatlich etwa 200 Euro. Diese
Summen nannte uns Sigrid Schneider, Leiterin des Ordnungsamtes.
Vor dem großen Streit hatte die Stadt das Tierheim jedes Vierteljahr mit
rund 10000 Euro unterstützt. 2001 war nach 20000 Euro Schluss. 2002 gab's noch
gar nichts. Im Interesse ihrer Schutzbefohlenen signalisiert die Vorsitzende des
Tierschutzvereins, Ingrid Weber, jetzt Kompromissbereitschaft: "Wir sind
bereit, Kampfhunde und Kampfhund-Mischlinge wieder aufzunehmen. Allerdings erst,
wenn vertraglich festgelegt ist, unter welchen Bedingungen das geschieht. Um
solche Tiere gemäß der Landesverordnung unterzubringen, brauchen wir neue
Zwinger. Sonst können wir nicht gewährleisten, dass nicht sogar im Tierheim
noch etwas passiert, weil die Hunde womöglich ausbrechen. Schließlich sind bei
uns jeden Tag rund 30 Ehrenamtliche im Einsatz. Unser Traum wäre, wenn das Land
uns einen geschulten Angestellten für die Kampfhunde finanzieren würde. Denn
wir setzen ja dann eine Landesverordnung um!" Und daran hätte das Tierheim
lange Zeit zu knabbern.
Weber: "Von den 19 Kampfhunden und Kampfhund-Mischlingen, die Anfang
2001 bei uns waren, sind fünf vermittelt, zwei sind bei uns gestorben und zwölf
sitzen nach wie vor in unseren Uralt-Zwingern von 1954. Diese Tiere will doch
niemand mehr, die werden vermutlich bis zu ihrem Ende bei uns logieren."
Aber das ist nur einer der Gründe, weshalb sich das Heim mehr Geld wünscht.
Laut Weber wird die medizinische Betreuung der Tiere immer teurer. Gleichzeitig
klagt sie über die miserable Zahlungsmoral vieler Tierhalter, die ihre
entlaufenen Vierbeiner im Heim wiederfinden und mit nach Hause nehmen, ohne
Impfungen und Logis zu bezahlen.
Weber: "Wir müssen doch alle Tiere impfen, die man bei uns abliefert.
Und jede Impfung kostet etwa 40 Euro. Wenn die Besitzer dann sagen, aber der
Hund war doch geimpft, dann können wir nur antworten, er hatte beim Ausbüchsen
leider sein Impfbuch vergessen." Dazu Ordnungsamtschefin Schneider:
"Das Tierheim ist nicht verpflichtet, sofort zu impfen." Laut
Schneider will der Stadtrat erst dann wieder Geld fürs Tierheim freigeben, wenn
das Heim eine detaillierte Kosten-Aufstellung vorlegt, die vom Ordnungsamt als
überzeugend eingestuft wird. Auf der anderen Seite hatte Tierschützerin Weber
bei ihren Verhandlungen mit der Stadt bislang nicht das Gefühl, dass man sie
versteht: "Das sind da alles Juristen. Da zappelt man hilflos wie ein armer
kleiner Frosch." Aber es gibt Hoffnung. Im Haushaltsentwurf für 2002 hatte
die Stadtverwaltung zunächst 50670 Euro fürs Tierheim vorgeschlagen. Der
Stadtrat kürzte auf 38170 Euro.
Die SPD im Rat, so versichert ihr Pressereferent, Jürgen Renner, will sich
dafür einsetzen, dass zumindest dieses Geld fließt. Stadtverbandspräsident
Michael Burkert wird das Thema bei der nächsten Bürgermeister-Besprechung auf
den Tisch bringen: "Das Tierheim hilft schließlich allen
Stadtverbands-Angehörigen bei der Bewältigung öffentlicher Aufgaben. Da muss
eine Lösung her, an der alle mitarbeiten sollten. Vielleicht könnte ich ja mit
den Bürgermeistern eine Sponsoring-Kampagne organisieren."
Quelle: Saarbrücker
Zeitung
| 02.05.02, 07:03 |
Noch rund 200 illegale Kampfhunde in Hamburg |
Noch rund 200 illegale Kampfhunde in der Stadt
Für den umweltpolitischen Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion
Ekkehard Rumpf sind die Sonderdienste der Hundekontrolleure ein Ding der Unmöglichkeit
Von Martin Kopp
Manche Hundebesitzer kommen nur früh morgens oder spät abends
aus ihren Häusern. Schauen sich verstohlen um, bücken sich und lassen ihre
Tiere vom Halsband. Hunde, die sie eigentlich gar nicht haben dürften. Hunde,
die nirgendwo registriert sind und keinen Wesenstest durchlaufen haben.
22 Monate nach Einführung der Hundeverordnung gibt es in Hamburg
noch immer zahlreiche Kampfhunde, die illegal in Wohnungen gehalten werden.
Wolfgang Poggendorf, Geschäftsführer des Hamburger Tierschutzvereins, schätzt
ihre Zahl auf 150 bis 200.
Die Tiere schlüpfen bei den staatlichen Kontrollen durch. Denn
dort werden sinkende Zahlen gemeldet. Die Polizei verzeichnet eine Abnahme von
Einsätzen wegen gefährlicher Hunde und auch der beim Bezirksamt Mitte
angesiedelte Hundekontrolldienst (HKD) meldet, dass die Verstöße gegen die
Hundeverordnung drastisch zurückgegangen sind. Deshalb habe er noch
verschiedene Sonderdienste übernommen.
So werden seit Beginn des Jahres alle Stadtteilfeste und der Dom
vom HKD kontrolliert. "Hier gilt es nicht nur, die Durchsetzung des
Gesetzes zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auf Märkten
und Volksfesten in Anklang zu bringen, sondern auch im Rahmen des Tierschutzes tätig
zu werden", so Bezirksamtssprecherin Sorina Weiland. Außerdem wird der HKD
bei Demonstrationen eingesetzt. Zudem überprüft der HKD in öffentlichen
Verkehrsmitteln Halter gefährlicher Hunde, "um den Fahrgästen ein
gewisses sicheres Fahrgefühl zu vermitteln", wie es heißt.
Das hat innerhalb der Regierungskoalition jetzt für Aufregung
gesorgt: Für den umweltpolitischen Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion
Ekkehard Rumpf sind die Sonderdienste der Hundekontrolleure ein Ding der Unmöglichkeit.
"Der HKD übt hier Aufgaben aus, für die er überhaupt nicht eingesetzt
wurde." Rumpf fordert nun, dass sich noch einmal die Bürgerschaft mit der
Notwendigkeit dieser Einrichtung auseinander setzt. Der CDU-Abgeordnete
Karl-Heinz Warnholz hat eine Kleine Anfrage an den Senat gerichtet, in der er
wissen will, ob der weitere Einsatz des HKD überhaupt Sinn macht, angesichts
sinkender Einsätze. Der CDU-Chef von Mitte Henning Tants bezeichnete es
angesichts der angespannten Haushaltssituation geradezu als
"aberwitzig", wenn der Kontrolldienst mangels eigener Aufgaben auch
noch fremde übernimmt. Tierschutz-Chef Poggendorf glaubt, dass der HKD nicht in
der Lage ist, die restlichen 200 illegalen Kampfhunde in der Stadt
herauszufiltern: "Dazu bedürfte es flächendeckender Kontrollen." Er
plädiert für die sofortige Abschaffung des HKD. Beim Kinderschutzbund stößt
dieses auf erheblichen Widerstand: "Das ist mit uns nicht zu machen",
sagte Geschäftsführer Walter Wilken. "Der Kontrolldienst mindert die
Gefahr, dass Kinder von Kampfhunden angegriffen werden." Und auch in
Wilhelmsburg werden Forderungen zur Abschaffung des HKD, knapp zwei Jahre nach
Volkans Tod, nicht gerne gehört.
Quelle: Die
Welt
| 02.05.02, 07:02 |
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