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    Beitrag von Ralf Kohler am 25/Sep/2003:

    Re: Uni Krems

      Also:

      Eine Stunde vor dem "Hearing" komme ich an. Nur zehn Minuten bis zur Uni, hatte mir die Sekretärin gesagt. Doch nicht mal die Bedienung im Cafe am Bahnhof der kleinen Stadt wußte, wo die Uni ist! Einige, wenn nicht die meisten, wissen mit "Uni?" nichts anzufangen.
      Stadtplan war nicht so ganz eindeutig. Nach über einer halben Stunde war ich dann verschwitzt, aber noch in der Zeit, da. Der Rückweg ging dann in einer Viertelstunde, da braucht man aber "Insider-Wissen", um den schnellsten Weg einzuschlagen. So habe ich dann auch noch gerade eben die letzte Verbindung nach Hause bekommen.
      Unter "Hearing" hatte ich mir nichts bzw. eben ein "Vorstellungsgespräch" vorgestellt.
      Die zwei netten Damen im Sekretariat drückten mir aber gleich ein paar Aufgabenblätter in die Hand.Bearbeitungszeit: Eine halbe Stunde, wenn`sein muß auch etwas länger. "Ah, Herr Kohler," meinte die eine schon, bevor ich sagen konnte, was ich will und zu wem ich will, "ich habe gerade Ihren Lebenslauf durchgelesen".
      Sie brachte mich in einen Nebenraum - wo`s einen gewissen "Durchgangsverkehr" gab. "Die Aufgaben werden für Sie sicher gar ein Problem sein."
      Denkste, dachte ich mir. Ich verstand zuallerst nur Bahnhof. Ich sah ein Bild mit einem UN-Soldaten von hinten und einem Kampfhubschrauber in der Luft. Und eines zeigte zwei Männer hinter Stacheldraht, einer hielt die Hand von jemand vor dem Zaun. Ich sollte mir eine längere Bildüberschrift einfallen lassen. Dann war da noch eine Seite Text. Und es gab ein komisches Bild und du solltest sagen von wo logischerweise als Nächstes jmd. oder etwas (Schiff, Hubschrauber oder so) erscheinen dürfte. Der Text handelte von der Dominikanischen Republik und der Abhängigkeit von (Idealisierung) der USA. Viele wollen in die Staaten, nur wenige kommen beim US-Konsulat weiter. EIN KOMMENTAR WAR GEFRAGT ... so aus dem Ärmel zu schütteln.
      Der Kommentar war noch das, was mir am wenigsten Kopfzerbrechen bereitete. Ich hatte da wirklich 45 Minuten gut zu tun, mir überall was einfallen zu lassen.
      Ich bin ja nun auch Alltagsstress gewöhnt und war einen Tag bei der MDR-Auswahl sowie zuletzt in Mainz, wo du in vier Stunden einen Bericht (aus 17 Seiten) Text zusammenbasteln solltest und in drei Stunden "ohne Hilfsmittel" einen Meinungsbeitrag über "Superstars". Aber Krems war wirklich die größte Herausforderung. Einige vrschiedene Anforderungen in vergleichsweise sehr kurzer Zeit.
      Alles in allem war ich dann zufrieden, hab`mich mit Einfallsreichtum und Routine wieder ins Ziel gerettet. Nur der UN-Soldat und der Hubschrauber haben mich nicht so glücklich gemacht.
      Dann kam ein Gespräch mit einem jungen Herrn, der ganz offensichtlich aus der Praxis kommt. Und eine Frau von der Uni war noch - ziemlich im Hintergrund dabei. Das Gespräch hat mir gut gefallen. Ich denke, ich hab` mich gut verkauft, hab` gesprudelt und trotzdem immer was Vernünftiges und so auch Passendes gesagt. Sicher weiß ich das aber nicht - mit dem guten Eindruck - man täuscht sich so leicht, läßt sich leicht täuschen. Und ich hab` null Anhaltspunkte, wer die anderen sind und wie diese Bewerber auftreten.
      Was ich jedenfalls in so Gesprächen immer eher mag, ist, wenn jmd. Interesse zeigt, dich zum erzählen auffordert.
      Ich durfte über die Olympischen Spiele in Sydney Auskunft geben (wie ich da drauf gekommen bin usw.), was mir ja keine Probleme macht, sondern gewöhnlich Spaß.
      Insgesamt war ich wieder mal ziemlich ehrlich und gerade heraus, obwohl ich mir überlegt habe, ob ich gewisse Dinge besser nicht anschneide, außen vorlasse. Aber angesichts der lockeren Gesprächsatmosphäre war mir doch nicht nach Taktiererei, habe auf Authenzität gesetzt.
      Zum guten Schluß meinte mein Gegenüber: Ja, das sei schon - angesichts meiner Erfahrungen usw. - eine gute Bewerbung. "Aber?", fragte ich, weil sich`so vorsichtig angehört hat, als gäbe es ein "aber" mich bzw. meine Unterlagen betreffend. Er meinte ABER nur, daß es natürlich einige Bewerber (um das Stipendium gäbe) usw.
      Das war und ist mir vollkommen klar. Und weniger denn je, gehe ich davon aus, daß gerade ich den Zuschlag erhalte(n muß). Bin mal gespannt: Er meinte vorher immerhin: Die generelle Zulassung für das Studium dürfte kein Problem sein (was es ja in drei sicherlich nicht schwierigeren Fällen bereits war). Knackpunkt eben nur: Die Zulassung bringt michts, sondern kostet an die 9000 Euro für die, die das Programm dann wirklich machen wollen.

      Byebye. Ich muß noch mein Münzgeld zusammenzählen ...
      Grundsätzlich wäre ich schon bereit, in die Ferne zu schweifen, wo das Nahe in weite Ferne gerückt ist, und den unbequemeren Weg zu gehen. Aber im Falle eines Falles werden mich die Finanzen sicher davon abhalten ...

      Ralf

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    Beitrag von Ralf Kohler am 17/Sep/2003:

    Uni Krems

      Hallo,

      ich bin nächste Woche irgendwann zur Vorstellung an der Uni Krems in Österreich eingeladen. Es geht um den Lehrgang Qualitätsjournalismus. Hoffentlich interessant, leider so gut wie unbezahlbar. Ich müßte schon ein Stipendium bekommen und versuche mal wieder mein Glück.

      Wer kann was über das journalistische Angebot von Krems sagen und über das Prozedere, die Atmosphäre an der Uni.

      Wahrscheinlich werde ich bei der Gelegenheit gleich drei, vier Tage auf Tour sein. Wer irgendwo zwischen Stuttgart und Wien ist und möchte, kann sich ja derweil mal melden.

      Gruß Ralf
    Antworten

    Beitrag von Alex am 21/Sep/2003:

    Re: Uni Krems

      Wäre toll, wenn die engagierten Österreicher in unserer Community ein wenig weiterhelfen können...

      Gruß und Danke,
      Alex
    Antworten

    Beitrag von Ralf Kohler am 25/Sep/2003:

    Re: Uni Krems

      Hallo,

      jetzt war ich selber dort, kann meine Frage also ein klein wenig beantworten.

      Daß es was wird, kann ich mir kaum vorstellen. Vor allem deshalb, weil die angesichts vieler qualifizierter Leute evtl. das Stipendium halbieren. Dann müßte jeder die halb Gebühr fürs Programm zahlen ... 4500 Euro so etwa.
      Ich fürchte, damit wäre mir nicht so sehr gedient, vielleicht keinem. Denn man muß ja auch noch immer hin und herfahren (4 ist sechs Tage Unterricht, 17 mal drei Tage vom 6.10. bis März 2005).

      Aber das war echt der Hammer in Krems, dichtes Programm gestern in kürzester Zeit ...

      Gruß Ralf
    Antworten

    Beitrag von Ralf Kohler am 25/Sep/2003:

    Re: Uni Krems

      Also:

      Eine Stunde vor dem "Hearing" komme ich an. Nur zehn Minuten bis zur Uni, hatte mir die Sekretärin gesagt. Doch nicht mal die Bedienung im Cafe am Bahnhof der kleinen Stadt wußte, wo die Uni ist! Einige, wenn nicht die meisten, wissen mit "Uni?" nichts anzufangen.
      Stadtplan war nicht so ganz eindeutig. Nach über einer halben Stunde war ich dann verschwitzt, aber noch in der Zeit, da. Der Rückweg ging dann in einer Viertelstunde, da braucht man aber "Insider-Wissen", um den schnellsten Weg einzuschlagen. So habe ich dann auch noch gerade eben die letzte Verbindung nach Hause bekommen.
      Unter "Hearing" hatte ich mir nichts bzw. eben ein "Vorstellungsgespräch" vorgestellt.
      Die zwei netten Damen im Sekretariat drückten mir aber gleich ein paar Aufgabenblätter in die Hand.Bearbeitungszeit: Eine halbe Stunde, wenn`sein muß auch etwas länger. "Ah, Herr Kohler," meinte die eine schon, bevor ich sagen konnte, was ich will und zu wem ich will, "ich habe gerade Ihren Lebenslauf durchgelesen".
      Sie brachte mich in einen Nebenraum - wo`s einen gewissen "Durchgangsverkehr" gab. "Die Aufgaben werden für Sie sicher gar ein Problem sein."
      Denkste, dachte ich mir. Ich verstand zuallerst nur Bahnhof. Ich sah ein Bild mit einem UN-Soldaten von hinten und einem Kampfhubschrauber in der Luft. Und eines zeigte zwei Männer hinter Stacheldraht, einer hielt die Hand von jemand vor dem Zaun. Ich sollte mir eine längere Bildüberschrift einfallen lassen. Dann war da noch eine Seite Text. Und es gab ein komisches Bild und du solltest sagen von wo logischerweise als Nächstes jmd. oder etwas (Schiff, Hubschrauber oder so) erscheinen dürfte. Der Text handelte von der Dominikanischen Republik und der Abhängigkeit von (Idealisierung) der USA. Viele wollen in die Staaten, nur wenige kommen beim US-Konsulat weiter. EIN KOMMENTAR WAR GEFRAGT ... so aus dem Ärmel zu schütteln.
      Der Kommentar war noch das, was mir am wenigsten Kopfzerbrechen bereitete. Ich hatte da wirklich 45 Minuten gut zu tun, mir überall was einfallen zu lassen.
      Ich bin ja nun auch Alltagsstress gewöhnt und war einen Tag bei der MDR-Auswahl sowie zuletzt in Mainz, wo du in vier Stunden einen Bericht (aus 17 Seiten) Text zusammenbasteln solltest und in drei Stunden "ohne Hilfsmittel" einen Meinungsbeitrag über "Superstars". Aber Krems war wirklich die größte Herausforderung. Einige vrschiedene Anforderungen in vergleichsweise sehr kurzer Zeit.
      Alles in allem war ich dann zufrieden, hab`mich mit Einfallsreichtum und Routine wieder ins Ziel gerettet. Nur der UN-Soldat und der Hubschrauber haben mich nicht so glücklich gemacht.
      Dann kam ein Gespräch mit einem jungen Herrn, der ganz offensichtlich aus der Praxis kommt. Und eine Frau von der Uni war noch - ziemlich im Hintergrund dabei. Das Gespräch hat mir gut gefallen. Ich denke, ich hab` mich gut verkauft, hab` gesprudelt und trotzdem immer was Vernünftiges und so auch Passendes gesagt. Sicher weiß ich das aber nicht - mit dem guten Eindruck - man täuscht sich so leicht, läßt sich leicht täuschen. Und ich hab` null Anhaltspunkte, wer die anderen sind und wie diese Bewerber auftreten.
      Was ich jedenfalls in so Gesprächen immer eher mag, ist, wenn jmd. Interesse zeigt, dich zum erzählen auffordert.
      Ich durfte über die Olympischen Spiele in Sydney Auskunft geben (wie ich da drauf gekommen bin usw.), was mir ja keine Probleme macht, sondern gewöhnlich Spaß.
      Insgesamt war ich wieder mal ziemlich ehrlich und gerade heraus, obwohl ich mir überlegt habe, ob ich gewisse Dinge besser nicht anschneide, außen vorlasse. Aber angesichts der lockeren Gesprächsatmosphäre war mir doch nicht nach Taktiererei, habe auf Authenzität gesetzt.
      Zum guten Schluß meinte mein Gegenüber: Ja, das sei schon - angesichts meiner Erfahrungen usw. - eine gute Bewerbung. "Aber?", fragte ich, weil sich`so vorsichtig angehört hat, als gäbe es ein "aber" mich bzw. meine Unterlagen betreffend. Er meinte ABER nur, daß es natürlich einige Bewerber (um das Stipendium gäbe) usw.
      Das war und ist mir vollkommen klar. Und weniger denn je, gehe ich davon aus, daß gerade ich den Zuschlag erhalte(n muß). Bin mal gespannt: Er meinte vorher immerhin: Die generelle Zulassung für das Studium dürfte kein Problem sein (was es ja in drei sicherlich nicht schwierigeren Fällen bereits war). Knackpunkt eben nur: Die Zulassung bringt michts, sondern kostet an die 9000 Euro für die, die das Programm dann wirklich machen wollen.

      Byebye. Ich muß noch mein Münzgeld zusammenzählen ...
      Grundsätzlich wäre ich schon bereit, in die Ferne zu schweifen, wo das Nahe in weite Ferne gerückt ist, und den unbequemeren Weg zu gehen. Aber im Falle eines Falles werden mich die Finanzen sicher davon abhalten ...

      Ralf

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