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| Zeile: | Tierheim offenbar vor dem Aus | Text: | © Leipziger Volkszeitung vom Montag, 27. Mai 2002
Eilenburg. Der Bootsmann verlässt das sinkende Schiff. So oder ähnlich fühlen sich derzeit die Mitglieder des Tierschutzvereins Eilenburg und Umgebung e.V. Denn per e-mail wurde ihnen kurz vor der für Sonnabend angekündigten Mitgliederversammlung, bei der u.a. Probleme im Vorstand zur Debatte standen, vom Vorsitzenden Hans-Udo Weiland mitgeteilt, dass er sein Ehrenamt niederlegt. Eine konstruktive Zusammenarbeit im Vorstand sei nicht mehr möglich, gab der Mann an, der vielen eher bekannt ist als Chef des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Kreisgruppe Delitzsch-Eilenburg, und in Sachen "Kein Motodrom in der Heide" für Schlagzeilen sorgt. Wie auch immer. Er wolle seine knappe Zeit nicht mehr mit überflüssigen Diskussionen verbringen, schrieb er. Punkt und Basta.Das saß natürlich. Doch so recht traurig war niemand über seinen Entschluss. "Er hätte wenigstens den Anstand besitzen können, heute und hier zu erscheinen", sagte ein Vereinsmitglied etwas zornig in die Runde. Er tat es nicht. Ein andere Frau meinte:"Wir können froh sein, dass wir ihn endlich los sind."
Wie auf der Mitgliederversammlung am Sonnabend deutlich wurde, muss das Verhältnis zu Hans-Udo Weiland und den übrigen Vorstandsmitgliedern seit längerer Zeit gespannt gewesen sein. "Er hat uns alles mögliche versprochen nichts ist geworden", konstatierte Waltraute Wolf, die sich gemeinsam mit ihrem Ehemann jahrelang im Eilenburger Tierschutzverein engagiert und am Sonnabend die Sympathien auf ihrer Seite hatte. Andrea Kranz vom Verein überreichte ihr am Rande einen Blumenstrauß als Dank für ihren unaufhörlichen Einsatz für das Tierheim.
Schnell wollten die Mitglieder Hans-Udo Weiland vergessen. Doch er hätte viel kaputt gemacht, als er das Ruder des jetzt auf Grund laufenden Bootes führte, meinten sie. Der übriggebliebene Vorstand beschuldigte Weiland öffentlich, Alleingänge fabriziert zu haben, die sich jetzt als negativ für den Tierschutzverein und die Standortfrage sowie den weiteren Bestand des Tierheims erweisen.
Andrea Kranz meinte:"Wir sind am Ende." Und tatsächlich ist es um den Tierschutzverein nicht rosig, und um das Tierheim noch viel schlimmer bestellt. Allein im letzten Jahr "erwirtschaftete" der Verein einen satten Verlust von rund 12.500 Euro. Die Kosten lagen bei rund 100.000 Euro. In diesem Jahr sieht es nicht viel besser aus:Die Ausgaben belaufen sich derzeit auf etwa 67.000 Euro. Der Verlust liegt momentan bei 3000 Euro. Und das Jahr ist noch nicht einmal zur Hälfte vorbei. Die Zahl der Spenden sei drastisch zurückgegangen, hieß es. Und dann ist da noch das Problem des Standortes für das Tierheim und den derzeit 60 Hunden und 60 Katzen, die täglich mehr werden. "Dreck, Müll, Ratten", umschreibt Waltraute Wolf das Areal mit drei Worten bei einem Rundgang. "Bei Hochwasser saufen wir ab." Den Vorschlag, nicht einmal hundert Meter vom Tierheim entfernt neu zu bauen, lehnen die Tierschützer ab. "Auch dann saufen wir regelmäßig ab und sind von Ratten umgeben", sind sie der Meinung.
"Die Sache mit Zschepplin hätte damals klappen können", ist sich Waltraute Wolf sicher. Dort war die Alte Ziegelei im Gespräch. Jedoch stieß dieses Vorhaben auf massiven Widerstand der Bevölkerung. Das endgültige Aus brachte nach offiziellen Angaben dann eine nach europäischem Recht nötige Flora-Fauna-Habitat-Verträglichkeitsstudie, die nicht nur lange gedauert hätte, sondern auch sehr kostspielig ist. Auch ein in die Diskussion gekommener Standort bei Paschwitz scheiterte. Nicht zuletzt wollte die Tierschutzorganisation Terra Mater für einen Neubau in Eilenburg 150.000 Euro an finanziellen Mitteln bereit stellen, zog sich dann jedoch zurück, da kein gegeigneter Standort rechtzeitig gefunden werden konnte, hieß es.
Jetzt steht der Tierschutzverein vor einem Scherbenhaufen, und das im Jahr seines zehnjährigen Bestehens. Zunehmend übt auch die Stadt Eilenburg Druck auf den Verein aus, da ihr das Areal gehört, auf dem sich das Tierheim befindet. Sie will eine Entscheidung, ob der Verein nur wenige Meter weiter entfernt neu bauen will. Doch das wollen die Tierschützer nicht. Sie haben sich auch schon mit dem Gedanken abgefunden, dass dann ihre geliebte Heimstatt für Vierbeiner vor dem endgültigen Aus steht. "Auch wenn wir das Tierheim schließen müssen:Den Tierschutzverein wird es weiterhin geben", sagte Waltraute Wolf zuversichtlich. "Ganz aufhören können und wollen wir nicht."
Spenden an:T ierschutzverein Eilenburg, BLZ 860 550 02, Konto:223 000 2026.
Nico Fliegner
| Datum: | Montag, 27.Mai.2002, 20:54 |
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