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Zeile:Tierquäler oder ungeliebter Nachbar?
Text:Mehrfach vorbestrafter Mann soll eigenen Hund mit Steinen beworfen haben
damo Betzdorf. Gerd B. (alle Namen geändert), arbeitsloser Großfamilienvater aus Daaden, hat sich eine seltsame Freizeitbeschäftigung gesucht: Er bewirft seinen Hund mit Steinen; wenn er ihn getroffen hat, stellt er sich mit beiden Beinen auf das jaulende Tier. Das ist zumindest die Sicht der Anklage. Die Sicht des Verteidigers Wilfried Schneider ist eine andere: Der arbeitslose und mehrfach vorbestrafte Gerd B. passt den Nachbarn nicht, und deshalb überziehen sie ihn mit Anzeigen – getreu dem »Daadener Lied«, das Schneider zitierte: »Ja, die Leute von hier können Fremde nicht leiden.«
Vor Kopf im Verhandlungssaal saß Richter Dr. Orlik Frank, der letztlich zur Entscheidung kommen muss, welche Fassung denn nun stimmt. Verstoß gegen das Tierschutzgesetz oder Panikmache der Nachbarn? Eines vorweg: Der Prozess wurde ergebnislos vertagt, weil weitere Zeugen gehört werden sollen. Der Weg zu dieser Erkenntnis war aber durchaus spannend.

Also: Nachdem Gerd B. mit dem Vorwurf der Tierquälerei konfrontiert wurde, antwortete er sehr deutlich: »Das stimmt nicht. Ich trete nicht auf meine Hunde und werfe auch nicht mit Steinen.« Warum aber sollte die Belastungszeugin, Nachbarin Marlies R., solche Vorwürfe erheben? »Meine Nachbarin hatte immer schon was gegen mich. Sie hat mir auch schon vorgeworfen, ich würde meine Kinder einsperren. Jetzt läuft gegen sie eine Ermittlung wegen Falschaussage.«

Dass Marlies R. das anders sah, liegt auf der Hand. Sie habe in der Tat bereits das Jugendamt auf die in ihren Augen unerträgliche Situation im Hause B. aufmerksam gemacht, und: »Ich habe schon viel erreicht. Die ältesten beiden Kinder gehen jetzt auf die Sonderschule, die kleineren in den Ganztagskindergarten. Außerdem brüllt er nicht mehr seine Kinder an und sperrt sie auch nicht mehr ein. Das hat sich gebessert.«

Deshalb wolle sie auch nicht, dass Gerd B. bestraft werde; sie habe versucht, die Anzeige zurückzuziehen: »Er hat sich ja gebessert, und er braucht all sein Geld für die vielen Kinder.« Die Staatsanwaltschaft spielte aber nicht mit; die Anzeige wurde zur Verhandlung zugelassen. So musste die 63-jährige Marlies R. noch einmal berichten, was sich im Juni 2001 im Vorgarten der Familie B. abgespielt haben soll. »Er kam aus dem Haus, nahm einen faustgroßen Stein und warf damit auf den angeleinten Hund. Danach stellte er sich mit beiden Beinen auf das Tier. Ich habe um Hilfe geschrieen und dass ich es nicht mehr aushalte.«

Laut Marlies R. habe Gerd B. dann ein neues Ziel für seine Aggression gefunden: die 63-jährige. »Er hat mich beschimpft und mit Dingen auf unser Haus geworfen.« Ihre Schwiegertochter bestätigte das: »Es ist laut brüllend über die Straße getobt und hat Steine gegen das Haus geworfen.« Das hat auch Erna P. mitbekommen: Die 77-jährige Rentnerin hatte die Hilfe-Rufe von Marlies R. gehört und war zu ihrer Nachbarin geeilt. Beide Frauen gingen ins Haus – und Erna P. blieb da: »Ich wollte nach Hause, habe mich aber nicht getraut, alleine über die Straße zu gehen. Ich habe so lange gewartet, bis die Polizei da war.«


Am Montag geht's weiter
Gerd B. indes konnte angesichts dieser Vorwürfe nur den Kopf schütteln. Er will jetzt zwei Zeugen in den Prozess einbinden, die seine Version bestätigen sollen: »Ich habe nichts gemacht.« Problem dabei: Der Schwager, einer der beiden potenziellen Entlastungszeugen, ist unbekannt verzogen – ob er bis zum Fortsetzungstermin am kommenden Montag wieder auftaucht, blieb gestern offen. Und erst dann wird sich klären lassen, ob Gerd B. wirklich unschöne Hobbys pflegt – oder ob seine Nachbarn die falschen Lieder singen.
Datum:Mittwoch, 22.Mai.2002, 21:23

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