
Wieder ein Beispiel für einen Film bei dem sich der Verleiher mit dem eindeutschen des Titel wahrscheinlich schwer getan hat. Das mag daran liegen das ‚Hart´s Krieg’ dem deutschen Kinobesucher nicht zugemutet werden wollte. Denn im Original heißt Gregory Hoblit´s Streifen ‚Hart´s War’. Was auch zutrifft, denn Colin Farrells Charakter Lieutnant Thomas Hart muss seinen ganz eigenen Krieg kämpfen. Als Sohn eines Washingtoner Politikers verrichtet er nur Stabsdienst und kennt die Front und die Kämpfe nur als Nadeln auf einer Karte. So behütet schafft er es seinen Vorgesetzten zu überreden, das er einen Captain wieder raus fahren kann. Bei einem Kontrollposten werden beide von als Army-Militär-Polizei verkleideten deutschen Soldaten überfallen. Der Captain wird erschossen und Hart nach einen verzweifelten, aber am Ende nutzlosen Fluchtversuch gefangengenommen.
Er wird von einem jungen schneidigen deutschen Offizier verhört. Die Deutschen wissen, dass Hart strategische Punkte der alliierten Streitkräfte kennt, so auch die Treibstofftanks und an dieses Wissen möchten sie kommen. Um das zu erreichen müssen sie ihn mürbe machen. Also stecken sie ihn nackt, es ist Dezember 1944, in ein Verlies und fragen ihn ab und an ob er zur Kooperation bereit ist.
Schnitt, Straf-/Kriegsgefangenen Zug ins Stalag nach Augsburg. Die Wagons mit Kriegsgefangenen sind mit POW (für Kriegsgefangene) gekennzeichnet. Aber da es Winter ist und es geschneit hat, sehen die Bomberpiloten nicht das sich in einigen der Wagons ihre gefangenen Kameraden befinden, als die einen Angriff auf einen Bahnhof fliegen. Einen GI gelingt es sich im Kugelhagel durch eine kleine Öffnung zu befreifen, er wird getroffen, aber er schafft es die Tür zum Wagon zu öffnen. Sofort ist ein Offizier zur Stelle, er befiehlt allen auszusteigen und auch die anderen Kameraden rauszulassen und sich zu einem menschlichen ‚POW’ zu formieren, es gelingt die Bomber brechen ihren Angriff ab und der Weg ins Stalag wird fortgesetzt.
Dort lässt der Kommandeur, Oberst Visser als Exempel drei russische Gefangene wegen Fluchtversuchs hängen. Danach werden die Gefangenen in den jeweiligen Bereich gelassen, denn Kriegsgefangener scheint nicht gleich Kriegsgefangener zu sein. So sind die Amerikaner von den Russen getrennt und sie scheinen auch besser verpflegt zu werden. Als eine Ladung Brot bei den Amerikanern ankommt werfen sie es ihren russischen Leidensgenossen zu, da bei diesen ein ziemlicher Mangel herrscht.
Lt. Hart stellt sich in der Offiziersbaracke vor, beim ranghöchsten amerikanischen Offizier Colonel McNamara. Er bekommt Kaffee und Brot und wird ein wenig ausgefragt. Alles in allem scheint der Colonel bestens informiert. Als Resultat der Befragung quartiert McNamara Hart in einer Mannschaftsbracke ein, obwohl noch Betten bei den Offizieren frei sind.
Dort trifft Hart auf Sergeant Bedford, ein Organisationstalent, der nichts umsonst macht und der Neger hasst, wie sich herausstellt, als zwei abgeschossene farbige Flieger ins Lager kommen und in seine Baracke.
Einer der beiden wird ‚auf der Flucht’ erschossen und der andere wird einige Tage später über der Leiche von Sgt. Bedford entdeckt und soll nun auch getötet werden. Doch McNamara setzt sich für einen Prozess ein, dieser wird ihm vom amüsierten Oberst Visser auch gewährt. McNamara bestimmt Hart als Verteidiger, da dieser 2 Semester Jura in Yale studierte.
Das Tribunal beginnt, es kommt zum ersten Schlagabtausch zwischen einen Anwalt als Klagevertretung und einem Jurastudenten als Verteidiger. Am Abend dieses Tages lässt Visser Hart zu sich kommen und gibt ihm ein amerikanisches Handbuch zur Militärprozessführung. Visser selbst in Yale studiert, mag Jazz und ist im ersten Weltkrieg verletzt worden so dass er nun Stalag-Kommandant ist. Er hat seinen Sohn an der Ostfront verloren, nimmt aber nicht so ernst, er scheint schon sehr abgestumpft zu sein, durch das viele töten. Denn als ihm Hart sein ehrliches Mitgefühl ausdrückt antwortet er, er habe schließlich auch getötet und die Toten waren auch Söhne oder Väter.
Gestärkt durch die Lektüre versucht Lt. Hart Col. McNamara wegen Befangenheit austauschen zu lassen, was ihm einen erheblichen Rüffel einbringt, aber nicht viel mehr.
Eines Nachts beobachtet Hart dann wieder einmal jemanden aus seiner Baracke verschwinden, er schleicht ihm nach, bis zum Theater, wo eine Leihenschauspielgruppe aus GI´s immer die Deutschen auf den Arm nimmt, welches aber jetzt als Gerichtssaal dient. Drinnen folgt er ihm bis in eine Kammer und entdeckt das eigentliche Geheimnis dieses Stalag, den eigentlichen Grund für Bedfords Tot und den Strafprozess der jetzt geführt wird. Im Boden befindet sich ein Loch, ein Tunnel der aus dem Lager führt, zur Schuhfabrik, die aber eigentlich Granaten fertigt. Die eingeweihten Männer arbeiten mit Hochdruck an der Fertigstellung des Tunnels und um das Ziel zu erreichen muss der Prozess weitergeführt werden.
Am Tag der Urteilsfindung/Verkündung scheinen viele GI´s an Magenverstimmung zu leiden, so auch der Richter Colonel McNamara. Er lässt sich in sein Quartier bringen, sein Adjutant übernimmt die Prozessführung und die Anwälte halten ihre Schlussplädoyers. Währenddessen steigen die Soldaten mit Sprengstoff versehen und unter der Führung ihres Colonel durch den Tunnel um die Bombenfabrik zu sprengen.
Alles eskaliert, als Hart statt eines langen ergreifenden Plädoyers zu halten verkündet das er der schuldige sei. Visser will nun kurzen Prozess, er will Hart erschießen lassen. So lässt er alle antreten und beim durchzählen fällt auf das einige fehlen und McNamara ist auch nicht in seiner Baracke. Nun geht dem Oberst ein Licht und die Fabrik in einer gewaltigen Explosion in Flammen auf, er lässt alle die an diesem Prozess beteiligt waren absondern, denn er will sie alle erschießen lassen. Da geht das Tor auf und Colonel William McNamara kommt ins Lager zurück. Er tauscht sein Leben gegen das seiner Soldaten. Visser erschießt ihn...
Sehr gute Umsetzung eines brisanten Stoffs, während der Amerikaner dem Deutschen versucht klar zu machen das er keine Rassenunterschiede kennt kommen zwei Schwarze ins Kriegsgefangenenlager. Und das traute Weltbild in dem sich der Amerikaner darstellt zerfällt. Nicht nur das sie einen Kameraden nicht in ihrer ‚Gemeinschaft’ aufnehmen, nein, sie beleidigen und unterdrücken ihn. Gleichzeitig versucht der Kommandeur der gefangenen GI´s als Soldat zu handeln. Er wägt Menschenleben ab, wägt ab wen er opfern muss, wem er trauen kann, wie er sein Ziel erreicht, die angrenzende Bombenfabrik zu zerstören. Bruce Willis als entschlossener und teils auch verbitterter Offizier. Colin Farrell als junger, naiver Offizier und Marcel Iures als nicht zu arischer deutscher, mit einem eigen Maß für Moral und Ehre. |